Wirksamkeit
von Fosfomycin in Kombination mit Levofloxacin gegenüber
Erregern von nosokomialen Infektionen |
A. Georgopoulos, A. Buxbaum
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für
Infektionen und Tropenmedizin, Medizinische Universität
Wien |
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Zusammenfassung
Das Ansteigen schwerer
Infektionen durch multiresistente Erreger wie Staphylococcus
aureus oder Pseudomonas aeruginosa macht eine
Antibiotikatherapie in Form einer Kombination zweier Substanzen
immer wichtiger. Durch die Kombination von Substanzen versuchen
wir einerseits, eine Potenzierung der Wirkung im Sinne eines
Synergismus bzw. Addition der Effekte der Einzelantibiotika
zu erreichen, und andererseits gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit
einer Resistenzentstehung zu minimieren. Hierbei wurde Fosfomycin
in Kombination mit dem Chinolon Levofloxacin auf eine potenzierende
Wirkung gegenüber S. aureus, Escherichia coli
und P. aeruginosa klinischer Isolate getestet. Die
Ergebnisse zeigen, dass Fosfomycin in Kombination mit Levofloxacin
eine interessante Therapieoption für schwere nosokomiale
Infektionen darstellen kann. Über die klinische Relevanz
dieser Ergebnisse kann eine Entscheidung erst in der Klinik,
beim Patienten getroffen werden, wenn diese Antibiotikakombination
angewandt wird.
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Key-words:
Fosfomycin, Levofloxacin, combination, hospital-acquired
infection |
Summary
The steady increase
in infections caused by multiresistant bacteria such as Staphylococcus
aureus or Pseudomonas aeruginosa renders antibiotic
therapy based on combinations more and more important. The combination
of substances has two aims: to add to the potential of one single
substance in the form of synergism or additive effects and to
minimize the risk for the development of resistance. This study
evaluates the additive or synergistic activity of the combination
of fosfomycin and the quinolone levofloxacin against clinical
isolates of S. aureus, Escherichia coli and
P. aeruginosa.The results show that the combination
of these two substances can be a valuable therapy option for
the treatment of severe hospital-acquired infections. The clinical
relevance of these findings will have to be validated by the
use of this antibiotic combination in the hospital setting.
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Einleitung
Gram-negative
Erreger wie E. coli und Pseudomonas species
stellen durch die verschiedenen ß-Laktamasen (vor allen
Breitspektrum-ß-Laktamasen) ein therapeutisches Problem
bei nosokomialen Infektionen dar. Auch die Häufigkeit von
Infektionen durch Gram-positive Keime wie Staphylococcus
aureus hat in den letzten Jahren weltweit stark zugenommen.
Bei derartigen Infektionen steigt nicht nur die Morbidität
und Mortalität, es fallen auch durch einen längeren
Spitalsaufenthalt höhere Kosten an. Erreger wie Staphylokokken,
E. coli und Non-Fermenter wie Pseudomonas
species
zählen zu den häufigsten Verursachern von nosokomialen
Infektionen. Eine Kombinationstherapie könnte nicht nur
zu einer Verkürzung der Behandlungsdauer und somit auch
zu einer Kostensenkung führen, sondern die Wirkung der
Antibiotika gegenüber pathogenen Erregern verbessern und
die Resistenzentstehung der Keime reduzieren. Ein weiterer Vorteil
wäre die Vermeidung der Selektion von Fosfomycin-resistenten
Bakterien. Die Kombination von Fosfomycin, einem Antibiotikum
mit einem breiten Wirkungsspektrum, mit dem Quinolon Levofloxacin,
das ebenfalls ein breites Wirkspektrum aufweist, scheint auch
aufgrund der unterschiedlichen Wirkungsmechanismen sehr sinnvoll
und interessant. Fosfomycin richtet seinen Angriffspunkt durch
Blockierung der Zellwandsynthese auf die Zellwand der Bakterien.
Levofloxacin jedoch wirkt im Inneren der Zelle auf die bakterielle
DNA-Synthese durch Hemmung der Enzyme DNA-Gyrase und Topoisomerase.
In den vorliegenden Studien wurden klinische Isolate aus verschiedenen
nosokomialen Infektionen verwendet, um in vitro die
Kombinationswirkung von Fosfomycin und Levofloxacin zu evaluieren.
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Material
und Methoden
Bakterienstämme
Insgesamt wurden 160 Isolate und 3 ATCC-Standardstämme,
und zwar 60 E. coli, 60 Pseudomonas aeruginosa,
30 Methicillin-empfindliche und 30 Methicillin-resistente Staphylokokken
(S. aureus), die von Patienten des AKH Wien mit nosokomialen
Infektionen isoliert wurden, verwendet. Alle klinischen Isolate
wurden nach standardisierten Labormethoden kultiviert und identifiziert
und bis zur Testung bei –196°C in flüssigem Stickstoff
aufbewahrt.
Antibiotika
Es wurden zwei Antibiotika, nämlich Fosfomycin (Sandoz
Wien) und Levofloxacin (Sanofi-Aventis Wien) für dieTestung
der In vitro-Wirksamkeit verwendet. Die Antibiotika
wurden nach Vorschrift des Herstellers in Aqua dest. als Standardkonzentration
von 1000 mg/ml gelöst und in flüssigem Stickstoff
aufbewahrt. Aufgetaute Antibiotika wurden nur einmal aufgetaut
und am gleichen Tag verwendet.
Medien
Alle Untersuchungen wurden mit Mueller-Hinton-Bouillon plus
25 mg/lGlucose-6-Phosphat als Wachstumsmedium durchgeführt.
Zur Kultivierung der Bakterien wurden Columbia-Agarplatten mit
5% Hammelblut verwendet.
Herstellung
des Inokulums
Die Bakterien wurden auf Blutagarplatten ausgestrichen und über
Nacht bei 37°C inkubiert und am nächsten Tag mit Mueller-Hinton-Bouillon
suspendiert, um nach McFarland eine Dichte von 0,5 zu erreichen.
Dieses Inokulum, 1 bis 3 x 106 CFU/ml entsprechend,
wurde neuerlich zehnfachverdünnt, damit das endgültige
Inokulum 1 bis 3 x 105 CFU/ml ergab.
Kombinationsprüfung
Die Effektivität eines einzelnen Antibiotikums wird gewöhnlich
an der geringsten Dosis, die kein Bakterienwachstum mehr zulässt
(MHK: minimale Hemmkonzentration), gemessen. Als Arbeitsmethode
wurde die Checkerboard-Technik angewandt, bei der zwei Antibiotika
miteinander kombiniert werden und das Ergebnis immer zwischen
Synergismus und Antagonismus liegt. Bei dieser Methode werden
die unterschiedlichen Konzentrationen der beiden Antibiotika
auf Mikrotiterplatten aufgebracht. Verdünnungsreihen von
Antibiotikum A entlang der x-Achse und Verdünnungsreihen
von Antibiotikum B entlang der y-Achse der Platte werden angesetzt.
Nach der Inkubationszeit werden die einzelnen Proben auf Wachstum
bzw. Trübung überprüft. Für die Kombinationstestung
sind vier verschiedene Werte von Bedeutung, nämlich MHK
von Antibiotikum A allein, Antibiotikum B allein, Antibiotikum
A + B in Kombination und das Wachstum des Keimes ohne Antibiotikum.
Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt mittels Isobologramm,
wobei hier von der Definition der Additivität ausgegangen
wird. Das Ergebnis ist gleich der Summe der Wirkungen der einzelnen
Antibiotika, oder das Antibiotikum verhält sich so, als
wäre es mit sich selbst kombiniert (ein Teil Antibiotikum
A plus zwei Teile Antibiotikum B ist gleich drei Teile Antibiotikum
A). Ist das Ergebnis besser als bei Additivität, so spricht
man von Synergismus – ist es schlechter, von Antagonismus.
Die graphische Isobologrammauswertung von zwei Substanzen in
der Kombination entspricht der Auswertung mit Hilfe des FIC-Index.
Der FIC-Index (Fractional Inhibitory Concentration) wird aus
der minimalen Hemmkonzentration (MHK) wie folgt berechnet:
Diese
Quotienten stellen Fraktionen wirkungsäquivalenter Konzentrationen
dar. Wenn sich die FIC-Werte zu 1 summieren, besteht ein additives
Verhalten (Add.). Ist die Summe kleiner als 1, liegt Synergismus
(Syn.) vor. Sind die Werte zwischen 1 und 2, besteht Indifferenz
(Ind.), und Werte, die größer als 2 sind, zeigen
Antagonismus (Ant.). Ein FIC-Wert von 0,5 entspricht einer vierfachen
MHK-Reduktion von jedem Antibiotikum der Kombination und bedeutet,
dass beide Antibiotika einen synergistischen Effekt zeigen.
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Ergebnisse
Die Ergebnisse der Empfindlichkeitstestung der geprüften
Antibiotika Fosfomycin und Levofloxacin gegenüber E.
coli, P. aeruginosa und Staphylokokken sind in
Tabelle 1 und 2 zusammengefasst dargestellt. Die Ergebnisse
der Wirkung der beiden Substanzen in Kombination gegenüber
E. coli, P. aeruginosa und Staphylokokken
(MSSA, MRSA) sowie der ATCC-Stämme (Standardkeime) finden
sich in Tabellen 3 und 4. Wie aus den minimalen Hemmkonzentrationen
eindeutig hervorgeht, zeigt Fosfomycin gegenüber den hier
getesteten E. coli und Staphylokokken (auch gegenüber
Methicillin-resistenten Staphylokokken) eine sehr gute Wirksamkeit.
Weniger wirksam war Fosfomycin jedoch gegenüber P.
aeruginosa. Levofloxacin erbrachte, mit der Ausnahme von
Methicillin-resistenten Staphylokokken, ebenso sehr gute minimale
Hemmkonzentrationen bei allen anderen getesteten Bakterienstämmen.
Die Wirkung von Fosfomycin und Levofloxacin in Kombination gegenüber
Standardkeimen (ATCC-Stämme) brachte keine Synergismus-Effekte
(Tab. 3). Gegenüber den klinischen Isolaten konnte sowohl
eine synergistische als auch eine additive Wirkung festgestellt
werden (Tab. 4).
Tabelle
1: Minimale Hemmkonzentration in mg/l von Fosfomycin
und Levofloxacin gegenüber E. coli (n =
60) und P. aeruginosa (n = 60),
Grenzwerte für Fosfomycin: MHK > 64 mg/l resistent
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Fortsetzung:
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Tabelle
2: Minimale Hemmkonzentration in mg/l von Fosfomycin
und Levofloxacin gegenüber Methicillin-empfindlichen
(MSSA) und Methicillin-resistenten (MRSA) Staphylokokken
(n=60), Grenzwerte für Fosfomycin: MHK > 64 mg/l
resistent
Tabelle
3: Wirkung von Fosfomycin und Levofloxacin gegenüber
ATCC-Standard-Stämmen
Tabelle
4: Kombination von Fosfomycin mit Levofloxacin
gegenüber nosokomialen Erregern (n = 180)
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Diskussion
Obwohl wir heute in der Klinik über eine große Auswahl
verschiedenster Antibiotika verfügen, kommt es immer wieder
zu einer Reihe von Behandlungsproblemen bei schweren Infektionen
mit Hospitalismus-Keimen, wie Staphylokokken, E. coli
und P. aeruginosa. Der immunsupprimierte Patient trägt
dazu für die Ausbreitung von multiresistenten Erregern
im Spital bei. Dazu kommt, dass bei Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion bestimmte Antibiotika, wie Aminoglykoside oder
Glykopeptide, aufgrund ihrer Nephrotoxizität nicht einsetzbar
sind. Geringe therapeutische Wirkstoffkonzentrationen am Infektionsort
(Hirnabszesse und andere Phlegmone, Weichteilinfektionen) machen
ebenfalls häufig eine erfolgreiche Antibiotikabehandlung
schwierig.
Fosfomycin hat durch die geringe Molekülgröße
günstige pharmakokinetische Eigenschaften wie hohe therapeutische
Breite, gute Wirksamkeit im anaeroben Milieu bei schwierig zu
behandelnden Infektionen (Staphylokokken-, Pseudomonas-Keime)
und kann zusätzlich mit Chinolonen kombiniert zur Anwendung
kommen.
Es gibt kaum In vitro-Studien über die Kombinationswirkung
von Fosfomycin und Chinolonen bzw. Levofloxacin. Bei schweren
nosokomialen Infektionen wird Fosfomycin sehr häufig mit
Betalaktam-Antibiotika in Kombination empfohlen und angewendet.
Die bekannteste und am häufigsten angewandte Antibiotikatherapie
in Kombination ist die Kombination von Betalaktam-Antibiotika
mit Aminoglykosiden. Vor allem gegenüber Staphylokokken-Infektionen
und zwar jenen Staphylokokken, die Penicillinase produzieren,
wurde auch in der Klinik ein synergistischer Effekt zwischen
Betalaktam-Antibiotika und Aminoglykosiden beobachtet.
Bei
Staphylokokken und E. coli konnte in mehreren Studien
ein synergistischer Effekt von Fosfomycin in Kombination mit
Betalaktam-Antibiotika gezeigt werden. Dies beruht auf der gleichzeitigen
Blockade von verschiedenen Schritten der Zellwandsynthese. Bei
den vorliegenden Untersuchungen sollten unter experimentellen
Bedingungen mehr Kenntnisse über die Kombinationsmöglichkeit
und Wirkungen von Fosfomycin mit dem Chinolon-Levofloxacin gegenüber
Gram-positiven und Gram-negativen Spitalskeimen gewonnen werden.
Die Ergebnisse der Studie haben unsere Vermutung, dass Fosfomycin
mit Levofloxacin sinnvoll kombiniert werden kann, bestätigt.
Wie
aus den Ergebnissen zu entnehmen ist, konnte in der Kombination
der zwei Substanzen (Fosfomycin/Levofloxacin) bei ca. 70% der
hier getesteten Bakterienstämme eine synergistische oder
additive Wirkung festgestellt werden (Tabelle 4). Diese Ergebnisse
zeigen, dass Fosfomycin nicht nur mit Betalaktam-Antibiotika,
sondern auch mit Levofloxacin als Kombinationspartner eine interessante
Behandlungsmöglichkeit von Infektionen mit häufig
im Krankenhaus vorkommenden, multiresistenten Bakterien, wie
S. aureus, E. coli oder P. aeruginosa,
darstellt. Der wesentliche Vorteil für diese Anwendung,
nämlich Fosfomycin mit Levofloxacin in Kombination, ist
leicht verständlich, da beide Kombinationspartner sowohl
über ein breites Wirkspektrum als auch über eine große
therapeutische Breite verfügen. Das Ansteigen von Infektionen
durch multiresistente Erreger macht eine Kombinationstherapie
mit Antibiotika immer wichtiger. Fosfomycin ist ein Antibiotikum,
das seit mehreren Jahren mit sehr gutem Erfolg klinisch eingesetzt
wird und nach wie vor eine wichtige Rolle in der antimikrobiellen
Chemotherapie, auch als Kombinationspartner, spielt. Der Kostenfaktor
und die niedrige Nebenwirkungsrate machen eine derartige Antibiotikakombination
in vielen Fällen zu einer attraktiven Behandlungsoption.
Die Entscheidung für das eine oder andere Antibiotikum
mit Fosfomycin in Kombination muss jedoch in Abhängigkeit
von den erwarteten Resistenzmustern und dem klinischen Bild
des Patienten erfolgen.
Besten
Dank an Frau Ing. Waltraud Schmidt für die ausgezeichnete
medizinisch-technische Assistenz.
Korrespondierender
Autor:
Univ.-Prof. DDr. Apostolos Georgopoulos
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt.für Infektionen
und Tropenmedizin
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
E-Mail:apostolos.georgopoulos@meduniwien.ac.at
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