Chinolone
sind synthetisch hergestellte Antibiotika mit bakterizider Wirkungsweise,
breitem Spektrum und guten pharmakokinetischen und pharmakodynamischen
Eigenschaften. Leider konnte vor allem in den letzten Jahren ein
deutlicher Wirkungsverlust bzw. das Auftreten von Resistenzen sowohl
bei Gram-positiven als auch bei Gram-negativen Erregern in zahlreichen
Publikationen dokumentiert werden.
Von den
drei möglichen Resistenzmechanismen, nämlich Veränderung
der Zielstruktur, verringerterZugang zur Zielstruktur und Modifikation
des Antibiotikums, treffen für die Chinolone nur die beiden
ersten Mechanismen zu. Um eine klinisch relevante Resistenz gegenüber
Chinolonen zu erlangen, sind Kombinationen von Mutationen an beiden
Zielstrukturen erforderlich. Außerdem ist in den meisten Fällen
auch die intrazelluläre Chinolonkonzentration verringert, was
bei Gram-positiven Erregern ausschließlich auf der Aktivierung
von Multiple-Drug-Resistance (MDR)-Effluxpumpen beruht, während
bei Gram-negativen Erregern neben solchen Pumpen auch noch die verringerte
Bindung von bestimmten Porinen zur reduzierten intrazellulären
Chinolonakkumulation führen kann.
Um einen
weiteren Resistenzanstieg gegenüber dieser sehr wertvollen
Antibiotikagruppe hintanzuhalten, sollten Chinolone gezielter und
vor allem in ausreichender Dosierung verabreicht werden. Wenn
die Chinolone weiterhin unkritisch im ambulanten Bereich sowie im
klinischen Alltag, oft aus falschem Sicherheitsdenken oder aus „Bequemlichkeit“
wegen des breiten Spektrums verordnet werden, könnte in einigen
Jahren aus einer scharfen Waffe gegen bakterielle Infektionen ein
stumpfes Messer werden.
Univ.-Prof. Dr. Stefan
Breyer
Univ.-Klinik für Innere Medizin I,
Klin. Abt. für Infektionen und Tropenmedizin,
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