Nach
einem Zeckenstich erleiden rund 3% eine klinisch manifeste Schilzecken-Borreliose,
die sich ganz überwiegend als Erythema migrans manifestiert.
Diese Hautinfektion entwickelt sich nach einer Inkubationszeit von
wenigen Tagen bis über einen Monat nach dem Zeckenstich. Sie
breitet sich zentrifugal um die Stichstelle zunächst als roter
Fleck aus. Eine zentrale Abblassung kann erst bei zunehmender Ausdehnung
des Erythems beobachtet werden, ist aber keineswegs obligat; viele
Form-Variationen des Erythema migrans werden beobachtet.
Das Erythema
migrans soll – wie auch alle anderen Manifestationen der Lyme-Borreliose
– antibiotisch behandelt werden.
Zur Behandlung
des Erythema migrans hat sich seit jeher Penicillin bewährt.
Es sind nicht nur aktuelle klinische Studien, die insbesondere die
Wirksamkeit von Phenoxymethylpenicillin (Penicillin V) in dieser
Indikation bei Kindern und Erwachsenen belegen. Auch historisch
war Penicillin die Substanz, die ohne Kenntnis des ätiologischen
Zusammenhangs bereits erfolgreich eingesetzt worden ist. Von Niels
Thyresson in Stockholm wurden Ende der 1940er Jahre Patienten mit
Acrodermatitis chronica atrophicans, eine chronisch progrediente
Hautborreliose, behandelt und über 2 Jahre nach beobachtet.
Ein Großteil der Patienten wurde vollständig geheilt
bzw. zufriedenstellend gebessert. Wiederum ein Skandinavier, Hollström,
berichtete Anfang der 1950er Jahre über die erfolgreiche Penicillin-Behandlung
von Patienten mit Erythema migrans einschließlich eines Patienten
mit Meningitis. Auch das Borrelien-Lymphozytom, wie die Lymphadenosis
benigna cutis Bäfverstedt von dem Münchner Dermatologen
Klaus Weber spezifischer benannt worden ist, wurde erstmals 1950
von Bianchi erfolgreich mit Penicillin behandelt. Anfang der 1970er
Jahre beobachtete Klaus Weber einen Patienten mit Erythema migrans,
der trotz erfolgreicher Behandlung der Hautläsion mit oralem
Penicillin eine Meningitis entwickelte. Die Meningitis wurde prompt
mit hohen Dosen intravenösem Penicillin geheilt. Damit war
für Weber auch klar, dass ein Bakterium für das Erythema
migrans und die damitverbundenen Erkrankungen verantwortlich sein
muss. Ein Jahrzehnt später wurden die spezifischen Krankheitserreger
bekanntlich durch Willy Burgdorfer in Schildzecken nachgewiesen
und in der Folge als Erreger der „Lyme Disease“ und
als neue Borrelienart identifiziert.
Penicillin
V ist aufgrund seiner hohen Wirksamkeit und hervorragenden Verträglichkeit
ein Antibiotikum der Wahl zur Behandlung der frühen Manifestationen
der Lyme-Borreliose. Es wird zur Behandlung des solitären Erythema
migrans gewöhnlich über 2 Wochen verabreicht, eignet sich
für alle Altersgruppen sowie auch für Schwangere und Stillende.
Patienten mit Neuroborreliose werden mit Ceftriaxon oder mit Penicillin
G intravenös für zwei bis drei Wochen behandelt.
Der
vorliegende Text gibt einen Überblick über die wichtigsten
durch die Schildzecke Ixodes ricinus übertragbaren Krankheitserreger
in Österreich, durch diese verursachten Erkrankungen sowie
deren Diagnose, Behandlung und – gegebenenfalls – Prävention.
Dazu wird der Lebenszyklus von Schildzecken in knapper Form dargestellt.
Univ.-Prof. Dr.med.
Gerold Stanek
Klin. Inst. für Hygiene und Medizinische Mikrobiologe,
Abteilung Infektionsimmunologie,
Medizinische Universität Wien |