ß-Lactam-Antibiotika
sind seit der Einführung des Penicillins vor mehr als 60 Jahren
das Standbein der antimikrobiellen Behandlung in der Kinderheilkunde.
Die Darstellung
des 6-Amino-Penicillanrings und des 7-Amino-Cephalosporanrings ermöglichte
die Erweiterung des Spektrums im Gram-negativen Bereich insbesondere
gegen Haemophilus influenzae, aber auch gegen multiresistente Hospitalkeime
einschließlich Pseudomonas aeruginosa. Die Entwicklung von
ß-Lactamase-stabilen Penicillinen und Cephalosporinen mit
Wirksamkeit gegen ß-Lactamase-bildenden Mikroorganismen sowie
die Entwicklung von ß-Lactamase-Hemmer, die ohne eigene antimikrobielle
Wirksamkeit als Kombinationspartner mit Breitspektrum-Penicillinen
eingesetzt werden, ermöglicht die Behandlung schwerster Infektionen
mit multiresistenten Mikroorganismen auch bei Patienten, die in
ihrer körpereigenen Abwehr eingeschränkt sind. Die besonders
gute Verträglichkeit der Präparate ermöglicht die
Behandlung nicht nur von schweren nosokomialen Infektionen bei sehr
kleinen Frühgeborenen (< 28. Schwangerschaftswoche), sondern
auch den breiten Einsatz bei Säuglingen und Kleinkindern mit
häufigen bakteriellen Infektionen des oberen und unteren Respirationstraktes.
Die Arzneimittelsicherheit ist auch dadurch gewährleistet,
dass die meisten Präparate keiner oder einer geringen Dosisanpassung
bei eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion bedürfen.
ß-Lactam-Antibiotika
sowohl der Penicillinreihe als auch der Cephalosporine stehen zur
oralen und parenteralen Verabreichung zur Verfügung. Die Präparate
weisen eine gute bis sehr gute Bioverfügbarkeit auf und zeichnen
sich durch eine gute Gewebsverteilung in das extrazelluläre
Flüssigkeitskompartment, in entzündliche Sekrete z.B.
im Mittelohr, aber auch in den Liquor aus.
ß-Lactam-Antibiotika
zeigen eine zeitabhängige Wirksamkeit, die durch die Fläche
unter der Serum- oder Gewebskonzentrationskurve (zeitabhängige
Wirksamkeit, T >MIC) bestimmt wird. Daraus ergibt sich, dass
Wirkstoff-Konzentrationen für eine ausreichende Zeit über
dem MHK-Wert aufrechterhalten werden müssen. Je kürzer
die Zeitspanne über dem MHK-Wert liegt, um so eher kommt es
zum Wiederanwachsen der Mikroorganismen. Bei korrekter Verabreichung
sind ausgezeichnete therapeutische Erfolge bei der großen
Mehrheit der Patienten einschließlich Frühgeborener,
Säuglinge und Kinder mit schwersten Infektionen und eingeschränkter
Abwehr zu erreichen.
Der
Einsatz von ß-Lactam-Antibiotika in der Kinderheilkunde bedarf
aber eines umfassenden Wissens um die Bioverfügbarkeit, die
Halbwertszeit der Präparate, die zu einer rational begründeten
Wahl der Tagesdosis und Dosierungsintervalle führen. Fehler
führen zu verzögerter Heilung bis hin zu Therapieversagern,
Entwicklung von chronisch schwelenden Infektionen und begünstigen
die Resistenzentwicklung. Die kontinuierliche Fortbildung über
den optimalen Einsatz dieser Präparate ist daher unbedingt
notwendig.
Univ.-Prof. Dr. J.P.
Guggenbichler
Univ.-Klinik für Kinder und Jugendliche der
Universität Erlangen/Nürnberg |