Infektionen der Haut und Weichteile

J.P. Guggenbichler
Univ.-Klinik für Kinder und Jugendliche der Universität Erlangen/Nürnberg, Deutschland


Bissverletzungen

Eine Sonderstellung der posttraumatischen Wundinfektionen nehmen Bissverletzungen durch Tiere und Menschen ein.

Menschenbisse, insbesondere der Hände und Finger, sind regelmäßig infiziert und führen zu rasch progredienten, destruktiven Infektionen der Weichteile, der Sehnen und evtl. des Knochens. Die Infektionsrate ist dabei besonders hoch. Eine polymikrobielle Ätiologie mit S. aureus, Strepotokokken, Corynebakterien, Neisserien, anaeroben Gram-positiven Stäbchen und Spirochaeten wird beobachtet. In den letzten Jahren kam zusätzlich das Risiko und die Angst vor Infektionen mit Herpes-Viren, Hepatitis B- und C-Viren und HI-Viren.

Bei Bissen durch Tiere kommt ebenso eine polymikrobielle Flora mit S. aureus, Corynebakterien, aeroben Streptokokken, Neisserien, H. influenzae, Bacteroides spp. und evtl. Pasteurella multocida in Betracht. Wichtig ist es, eine Tollwuterkrankung auszuschließen oder wenn dies nicht möglich ist, rasch mit einer aktiven und passiven Immunisierung zu beginnen. Die neuen Impfstoffe werden gut vertragen.

Dabei hilft in der Entscheidung oft die Anamnese.

Ein nicht provozierter Biss von einem unbekannten, streunenden Hund, der nicht asserviert werden kann, evtl. im Ausland, oder in einem Endemiegebiet, ist hochverdächtig und muss zu einer raschen Immunisierung führen. Bei Bissen durch Hauskatzen besteht selten, bei Bissen durch Nager, wie Feldmäuse, besteht keine Tollwutgefahr.

Bei Rattenbissen ist mit einer Infektion mit Leptospira ikterohaemorrhagica möglich. Sie manifestiert sich mit hohem Fieber vom septischen Typ und Symptomen einer Nieren- und Leberfunktionsstörung evtl. einer Meningitis.

Therapie

Reinigung der Wunde, Entfernung des devitalen gequetschten Gewebes ist der erste Schritt. Im Gesicht kann eine primäre Wundversorgung durchgeführt werden, an anderen Stellen wie Unterarmen ist eine sekundäre Wundheilung vorzuziehen. Wesentlich ist auch die Ruhigstellung der Extremität.

Als antibiotische Behandlung eignet sich Amoxicillin+Clavulansäure, Sulbactam/Ampicillin, aber auch ein hoch dosiertes Oralpenicillin. Die Behandlung einer Leptospireninfektion erfolgt mit einem Cephalosporin der Cefotaxim-Gruppe (Cefotaxim 100 mg/kg KG).

Schwere gangränisierende Infektionen z.B. der Finger mit einer aerobanaeroben Mischflora bedürfen der Verabreichung von Imipenem/ Cilastatin.

Die Kontrolle des Impfstatus gegen Tetanus darf nicht vernachlässigt werden.


zurück zum Inhalt