Zur Behandlung der Lyme-Borreliose häufig verwendete
Antibiotika
Penicilline
Die 6-Aminopenicillansäure ist die gemeinsame Grundstruktur
aller Penicilline. Sie besteht bekanntlich aus drei Komponenten,
dem Betalaktam- und Thiazolidin-Ring und einer Seitenkette.
Die Seitenkette ist für die pharmakologischen Eigenschaften
und das antimikrobielle Wirkungsspektrum des jeweiligen Penicillin-Moleküls
verantwortlich. Penicilline wirken bakterizid, indem sie den
Zellwandaufbau der Bakterien hemmen. Sie können daher Bakterien
nur während der Proliferation, bei der auch die Zellwand
synthetisiert wird, und nicht in der Ruhephase am Zellwandaufbau
hemmen und somit abtöten. Die Hemmung beruht darauf, dass
die Vernetzung der niedermolekularen Bausteine des Mureins durch
Penicillin verhindert wird.
Nach dem Wirkungsspektrum unterscheidet man Schmalspektrum-Penicilline,
zu denen das parenteral zu verabreichende Penicillin G und die
oral zu verabreichenden Penicillin V und Propicillin gehören.
Während Gramnegative Bakterien gegenüber diesen Penicillinen
resistent sind, sind Spirochäten wie Treponema pallidum
und Borrelia burgdorferi sensu lato,
die man wegen ihres Zellwandaufbaues auch zu den Gram-negativen
Bakterien zählen kann, empfindlich.
Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum auch gegenüber
bestimmten Gram-negativen Bakterien sind die Aminopenicilline
Ampicillin und Amoxicillin. Diese können sowohl oral als
auch parenteral verabreicht werden.
Hinsichtlich Toxizität gehören die Penicilline zu
den am besten verträglichen Medikamenten. Jedoch kommt
es in einem nicht unerheblichen Ausmaß, bis zu 5%, zu
allergischen Reaktionen.
Cephalosporine
Unter den Cephalosporinen, die ebenfalls zur Gruppe der β-Laktam-Antibiotika
gehören, werden zur Behandlung der Lyme-Borreliose die
beiden β-Laktamase-stabilen Substanzen Ceftriaxon und Cefuroxim-Axetil
eingesetzt, wobei das relativ gut verträgliche Ceftriaxon
mit seiner langen Halbwertszeit und der daraus resultierenden
täglichen Einmalgabe die führende Substanz in der
Behandlung der Lyme-Neuroborreliose geworden ist.
Doxycyclin
Doxycyclin gehört zu den Tetracyclinen. Tetracycline hemmen
die Proteinsynthese in Bakterien und auch, wenn auch wegen der
weitaus geringeren Affinität zu Säuger-Ribosomen in
weitaus geringerem Ausmaß, in Säugerzellen. Doxycyclin
hat eine bakteriostatische Wirkung auf Grampositive, Gram-negative
und zellwandlose Bakterien sowie auf bestimmte Protozoen wie
Plasmodien. Seine Wirkung erstreckt sich auf extrazelluläre
als auch auf intrazelluläre Bakterien. Seine unerwünschten
Wirkungen sind bei etwa einem Zehntel der Betroffenen Beschwerden
seitens des Magen-Darm-Trakts und in einem geringeren Anteil
Phototoxizität, das heißt eine Hautreaktion infolge
intensiver Sonnenlicht- oder UV-Exposition während der
Behandlung. Bei Kindern unter 8 Jahren sowie bei Schwangeren
und Stillenden ist Doxycyclin kontraindiziert.
Azithromycin
Azithromycin ist ein Azalid, das der Gruppe der Makrolid-Antibiotika
zugeordnet wird. Sein Wirkungsmechanismus beruht ebenfalls auf
der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die bakteriellen
Ribosomen, wodurch die bakteriostatische Wirkung erfolgt. Eine
besonders auffällige Eigenschaft dieser Substanz ist seine
hohe Halbwertszeit intrazellulär, woraus das eigenwillige
Behandlungsschema resultiert. Zu den unerwünschten Wirkungen
gehören Beschwerden seitens des Magen-Darm-Trakts und seltener
Schwindelanfälle etc. ... Azithromycin ist in der Behandlung
der Lyme-Borreliose nicht die Substanz der ersten Wahl, sondern
gilt als Ersatz-Substanz insbesondere bei Kindern mit Penicillin-Allergie.
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