Telithromycin -
Erfahrung an 24.000 Patienten in Deutschland |
M. Möller
Facharzt für Innere Medizin, Lungen- und Bronchialheilkunde
Hanau, BRD
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In einer
Studie von mehr als 24.000 Patienten, die während des Winters
2001/2002 wegen Infektionen der Atemwege mit Telithromycin behandelt
wurden, zeigte sich eine rasche, statistisch signifikante Verbesserung
aller Symptome bei guter Verträglichkeit.
Bei ambulant
erworbenen Atemwegsinfektionen (Sinusitis, Pharyngitis, Tonsillitis,
Exazerbation einer chronischen Bronchitis, Pneumonie) muss ein Antibiotikum
bestimmte Kriterien erfüllen.
So sind neben
der zuverlässigen Wirkung auf die Erreger vor allem eine gute
Verträglichkeit und ein rascher Wirkeintritt wichtige Beurteilungskriterien.
Ebenso wichtig ist eine Compliance-freundliche einmal tägliche
Einnahme, zumal die Einnahmezuverlässigkeit proportional zur
Einnahmehäufigkeit sinkt.
Als gezielte
Weiterentwicklung der Makrolide verbindet Telithromycin deren bekannt
gute Eigenschaften mit den Vorteilen einer Wirkung auf Makrolid-
und Penicillin-resistente Erreger. Berichtet wird im Folgenden über
die Daten einer nicht interventionellen Studie mit der bemerkenswerten
Anzahl von über 24.000 Patienten, an der nahezu 6.000 Ärzte
teilnahmen.
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Methodik
Die Untersuchung
wurde prospektiv und multizentrisch in Form einer nicht interventionellen
Studie durchgeführt. Eingesetzt wurde Telithromycin bei folgenden
Indikationen:
- akute Exazerbation
einer chronischen Bronchitis
- akute Sinusitis
- Tonsillitis/Pharyngitis
(hier bereits ab dem 12. Lebensjahr)
- ambulant
erworbene Pneumonie (leichte bis mittelschwere Form)
Die vorliegenden
Daten basieren auf einer Auswertung der routinemäßig
erfassten Daten. Zusätzlich wurden folgende Parameter abgefragt:
- Beurteilung
des Arztes und der Patienten zum klinischen Ergebnis
- Zeitraum
bis zur Beschwerdefreiheit
- Handhabung
der Tabletten und Beurteilung der Verträglichkeit
Bei der akuten
Exazerbation der chronischen Bronchitis, akuten Sinusitis und Pharyngitis/Tonsillitis
lag die Behandlungsdauer mit Telithromycin im Median bei fünf
Tagen; bei der ambulant erworbenen Pneumonie bei sieben Tagen. Telithromycin
wurde von fast allen Patienten (99,94%)
in einer einmal täglichen Dosierung von 800 mg entsprechend
der Zulassung eingenommen.
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Ergebnisse
In die Untersuchung
gingen die Daten von insgesamt 24.356 Patienten ein (medianes Alter
45 Jahre; 48% Männer, 52% Frauen). Folgende Erkrankungen wurden
diagnostiziert (Mehrfachnennungen waren möglich):
akute Exazerbation einer chronischen Bronchitis bei 7.113 Patienten
(29,2%), ambulant erworbene Pneumonie bei 3.826 Patienten (15,7%),
akute Sinusitis bei 8.796 (36,1%), Tonsillitis/Pharyngitis bei 5.981
Patienten (24,6%). Bei allen erhobenen Einzelsymptomen, wie z.B.
Körpertemperatur, Rötung der Rachenschleimhaut etc., konnte
eine statistisch signifikante Verbesserung nach der Behandlung festgestellt
werden (p < 0,001).
Eine deutliche
Symptomverbesserung setzte bereits nach zwei bis drei Tagen ein.
Bis zum Verschwinden aller Symptome vergingen im Median vier bzw.
fünf Tage, bereits einen Tag später waren die Patienten
wieder arbeitsfähig.
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Beurteilung
der Wirksamkeit
Die Wirksamkeit
von Telithromycin wurde nach der folgenden fünfstufigen Skala
beurteilt:
Heilung, Besserung, unverändert, verschlechtert und nicht beurteilbar.
Je nach Indikation
fand die Beurteilung im Median sechs bis acht Tage nach Behandlungsbeginn
statt. Dabei lagen die Ansprechraten im Sinne von Heilung
oder Besserung des Befundes in allen vier Indikationsgruppen
zwischen 98,05% und 98,48% (Abb. 1). Bei der akuten Exazerbation
einer chronischen Bronchitis ist im Vergleich zu den anderen Indikationen
die geringere Heilungsrate von 54% vermutlich darauf zurückzuführen,
dass auch nach erfolgreicher Behandlung der akuten Infektion aufgrund
der Chronizität der Erkrankung nicht mit einer vollständigen
Rückbildung aller Symptome gerechnet werden kann.
Abbildung
1: Klinische Erfolgsraten
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Verträglichkeit
Telithromycin
wurde von den Patienten gut vertragen. Lediglich bei 2,2% der Patienten
traten unerwünschte Ereignisse auf, wovon bei 2% der Patienten
der Zusammenhang mit Telithromycin nicht auszuschließen war.
Am häufigsten traten gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit
und Durchfall auf. Wegen unerwünschter Ereignisse brachen 0,9%
der Patienten die Behandlung ab. Die Abbruchrate insgesamt betrug
1,7%.
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Bakteriologie
Die Studie war
primär nicht auf ein bakteriologisches Monitoring ausgelegt.
Dort, wo es durchgeführt wurde (388 Patienten, 354 Isolate),
fanden sich erwartungsgemäß in mehr als 50% der Fälle
die Leitkeime der ambulant erworbenen Atemwegsinfektionen
(Pneumokokken, H. influenzae, Streptokokken, atypische Erreger).
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Zufriedenheit
Ärzte und
Patienten waren aufgefordert, die Behandlung zum Schluss als Gesamtheit
im Sinne von Zufriedenheit zu beurteilen. Entsprechend
dieser Beurteilung waren 96% der Ärzte und 94% der Patienten
sehr zufrieden bzw. zufrieden mit der Behandlung.
Auch die Handhabung der Tabletten beurteilt 95% der Patienten als
einfach.
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Diskussion
Die Therapie der ambulant
erworbenen Atemwegsinfektionen ist fast immer eine so genannte kalkulierte
Antibiotikatherapie ohne Kenntnis der Erreger. Die am häufigsten
zu erwartenden Bakterien müssen im Spektrum eines Atemwegsantibiotikums
enthalten sein. Wird das Wirkspektrum des Antibiotikums zu schmal
gewählt oder werden aus Kostengründen ältere, aber
schwächer wirksame Antibiotika gewählt, ist der Misserfolg
vorprogrammiert. Alarmierend ist die zunehmende Resistenz von Pneumokokken
gegen Makrolide, die derzeit in Deutschland bei 16% liegt, im Ausland
(Südeuropa, Asien, USA) noch deutlich höher.
Auch diese Tatsachen
sind bei der Auswahl des Antibiotikums zu berücksichtigen.
Mit Telithromycin hat
der Arzt ein Antibiotikum an der Hand, das das zu erwartende Erregerspektrum
zuverlässig erfasst. Grampositive Erreger, einschließlich
der Penicillin- und Makrolid-resistenten Pneumokokken, gramnegative
Erreger sowie Chlamydien, Mykoplasmen und Legionellen liegen im
Wirkspektrum von Telithromycin. Das passende Spektrum schont dabei
die physiologische Flora.
Für Telithromycin
spricht nicht nur die gute Wirksamkeit, sondern auch die gute Verträglichkeit.
Daher ist sein Einsatz als Initialbehandlung bei Atemwegsinfektionen
in der Praxis gut geeignet.
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Die Anwendungsbeobachtung
wurde durchgeführt von Aventis Pharma Deutschland GmbH.
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Anschrift
des Verfassers:
Dr. med. Manfred Möller
Facharzt für Innere Medizin,
Lungen- und Bronchialheilkunde
D-63450 Hanau, Kurt-Baum-Platz 8 |
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