Zufriedene
Patienten bei geringeren Kosten |
W. Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für
Infektionen und Chemotherapie, AKH Wien
(Vorstand: Univ.-Prof. DDr. W. Graninger) |
Zusammenfassung
Die ambulante parenterale
Antibiotikatherapie bietet nicht nur einen Weg aus der Finanzmisere
unseres Gesundheitssystems, sondern auch Vorteile für die
Patienten. Gerade ältere Personen erfahren neben der Beeinträchtigung
durch einen Spitalsaufenthalt eine echte gesundheitliche Gefährdung
infolge von Dekompensation und medizinischen Komplikationen.
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Einleitung
„2050
werden wir uns das Gesundheitssystem aufgrund der Überalterung
der österreichischen Bevölkerung nicht in dem gleichen
Umfang wie heute leisten können“, meinte Univ.-Prof.
DDr. Wolfgang Graninger, Universitätsklinik für Innere
Medizin I, Wien. „Die Gesundheitsökonomen, die davor
warnen, sind in der Rolle des Don Quichotte, der gegen Windmühlen
kämpft. Letzten Endes aber werden sie wie Don Quichotte
Recht behalten.“
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Größere
Patientenzufriedenheit
Die ambulante parenterale Antibiotikatherapie (APAT) könne
nicht nur helfen, Kosten im Gesundheitssystem einzusparen, sondern
sie trage auch wesentlich zu einer höheren Patientenzufriedenheit
bei, weil die Menschen nicht aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen
werden. Im Zuge einer APAT werden Infusionen entweder zu Hause
oder beim Arzt, in Spitalsambulanzen, Seniorenheimen oder spezialisierten
Zentren verabreicht. Für APAT kommen prinzipiell Patienten
in Frage, die einerseits an einer Erkrankung leiden, welche
eine parenterale Therapie erfordert, andererseits aber mit oraler
Medikation nicht zurechtkommen (gastrointestinale Unverträglichkeit,
Vergessen, schlechte Compliance, z.B. bei Suchterkrankungen).
Auch können sich viele, beispielsweise aufgrund von Haustieren,
nicht für einen kontinuierlichen Zeitraum in Spitalsbehandlung
begeben. Graninger: „Es gibt natürlich auch von Haus
aus orale Therapien, bei denen die entsprechenden Spiegel gar
nicht erreicht werden können.“
Weichteilinfektionen
inklusive Erysipel, postoperative Wundinfektionen und Osteomyelitis
sind die Indikationen, die in den USA am häufigsten ambulant
behandelt werden. „Für Österreich ist die Anwendung
bei der Borreliose am besten belegt.“ Zu den Anforderungen
an die verwendeten Antibiotika zählt eine Verabreichungsfrequenz
von maximal einmal täglich.
Naturgemäß
würden insbesondere alte Patienten, die im Spital durch
Verwirrung, Dekompensation und Komplikationen gefährdet
sind, durch die von der APAT gebotene Alternative angesprochen.
Aber auch jüngere Patienten wären zufriedener, vor
allem bei Erkrankungen wie Osteomyelitis, die zwar eine langwierige
Behandlung bedingen, bei denen man aber zum Teil sogar arbeitsfähig
ist.
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Mangelndes
Interesse vonseiten der zuständigen Instanzen
Vieles
spricht dafür, parenterale Antibiotikatherapien ambulant
durchzuführen. Allerdings sei es notwendig, dafür
die Voraussetzungen zu schaffen. Zum einen müssten die
Sozialversicherungen die entsprechenden Präparate zahlen
und zum anderen dafür sorgen, dass die niedergelassenen
Ärzte adäquat für die Behandlung honoriert werden,
was derzeit ganz und gar nicht der Fall sei. „Die Organisation
wäre machbar: Ein Patient wird z. B. Montag und Donnerstag
in einer Arztpraxis behandelt und zusätzlich nach Bedarf
in einer Spitalsambulanz betreut.“ In Anbetracht all der
Vorteile, die APAT bietet, wäre es höchste Zeit, dass
auch das zuständige Ministerium Interesse an diesem Thema
zeigt, kritisierte Graninger.
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Anschrift
des Referenten:
Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für
Infektionen und Chemotherapie
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
E-Mail: wolfgang.graninger@meduniwien.ac.at
Zusammenfassung:
Maria Uhl
Quelle: Wissenschaftliche Sitzung, 7. April 2004, Billrothhaus
Wien
Mit freundlicher Genehmigung – Universimed Verlag Wien,
Top Medizin, Sonderpublikation 6/04
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