Die Hauskatze als Überträger
bakterieller Infektionskrankheiten |
F. Daxböck, H. Burgmann, W. Graninger
Universitätsklinik für Innere Medizin I, Abteilung für Infektionen und Chemotherapie,
AKH Wien
(Vorstand: Univ.-Prof. DDr. W. Graninger) |
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Zusammenfassung
Die Katzenhaltung erfreut sich in Österreich
traditionell großer Beliebtheit. Diesen Haustieren fällt allerdings oft die Rolle eines
Überträgers von Infektionskrankheiten zu. Die infektiösen Tiere sind dabei zumeist
asymptomatisch. Dieser Artikel soll einen Überblick über jene Bakterien geben, die durch
Kratzverletzungen, Bisse oder engen Kontakt von der Katze auf den Menschen übertragen
werden können. Für eine Infektion mit Bartonella henselae, Afipia felis
und Pasteurella multocida stellt der Umgang mit Katzen den Hauptrisikofaktor dar.
Erstere sind die Erreger der Katzenkratzkrankheit, Pasteurella multocida tritt
als Verursacher von Wundinfektionen in Erscheinung und ruft fast ausschließlich bei
immunsupprimierten Patienten systemische Komplikationen hervor. Campylobacter sp.
und Helicobacter sp. sind häufige Erreger gastrointestinaler Krankheitsbilder.
Auch hier können Katzen als Erregerreservoir und Infektionsquelle dienen. Die Zoonosen
Q-Fieber und Tularämie betreffen hauptsächlich Nutztiere und wildlebende Tiere.
Hauskatzen können diese Infektionen aber unter Umständen akquirieren und an den Menschen
weitergeben. Im Jahr 1999 wurde erstmals die Isolierung von Erysipelothrix
rusiopathiae aus infizierten Katzenbißwunden beschrieben. Demnach könnte die Katze
auch bei der Übertragung des Erysipeloids eine Rolle spielen. Eine Rarität stellen
Infektionen des Menschen mit Mycoplasma felis dar. Übertragungsmodus, klinisches
Erscheinungsbild, Diagnose und Therapie der genannten Infektionen werden im Rahmen der
einzelnen Kapitel beschrieben. Manchmal kann der anamnestisch erhobene Kontakt mit Katzen
einen Hinweis auf die Ätiologie eines infektiösen Krankheitsbildes geben. |
Summary
Keeping pet cats is very
popular in Austria. Nevertheless, cats are an important source of infectious diseases. The
infectious animals are mostly asymptomatic. This review summarizes the bacterial
infections potentially transmitted from cats to humans by scratches, bites or close
contact. Cats are known to be the most important source of infections by Bartonella
henselae, Afipia felis and Pasteurella multocida. The former are
the causative agents of cat-scratch disease, whereas Pasteurella multocida is
implicated in local infections at the site of inoculation, causing severe systemic disease
almost exclusively in immunocompromised patients. Campylobacter sp. and Helicobacter
sp. are widely distributed pathogens affecting the gastrointestinal tract. In some
cases, cats can serve as a reservoir for these bacteria. Q-fever and tularemia are
zoonoses which affect mainly livestock and free living animals. However, under certain
circumstances pet cats can acquire these infections and subsequently transmit them to
humans. In 1999, the first report of an isolation of Erysipelothrix rusiopathiae,
the causative agent of the erysoipeloid, from infected cat bites was published. Thus, cats
might play a role in the transmission of this disease. Human infections by Mycoplasma
felis are extremely rare. The mode of transmission, clinical features, diagnosis and
therapy of the diseases mentioned above are discussed in the corresponding chapters. In
some cases, known exposure to a cat can give a hint of the etiology of an infectious
process. |
EinleitungMehrere hunderttausend Katzen leben in Österreich
in teilweise engem Kontakt mit ihren Besitzern. Vielen Katzenbesitzern ist nicht bewußt,
daß auch augenscheinlich gesunde Tiere verschiedene Krankheitserreger auf den Menschen
übertragen können. Nicht nur die Bakterien, die in diesem Artikel behandelt werden, sind
in diesem Zusammenhang von Bedeutung, sondern auch Pilze, Protozoen und Helminthen. Obwohl
das Risiko einer Ansteckung in vielen Fällen glücklicherweise gering ist, muß man sich
der Möglichkeit einer solchen Infektion dennoch stets gewahr sein. Der Umfang dieses
Artikels reicht bei weitem nicht aus, um sämtliche mögliche Verlaufsformen der
erwähnten Erkrankungen und alle therapeutischen Optionen im Detail darzulegen. Der
folgende Überblick soll deshalb vor allem die Rolle der Katze als Krankheitsüberträger
und die Bedeutung des anamnestisch erhobenen Risikofaktors Katzenhaltung in Erinnerung
rufen. |
Bartonella
henselae und Afipia felis
Neben der Toxoplasmose ist die sogenannte
Katzenkratzkrankheit die häufigste durch Katzen übertragene Infektionskrankheit. Durch
die zunehmende Verbreitung der HIV-Infektion erhielt diese Erkrankung noch größere
Bedeutung.
Früher wurde die Diagnose der Katzenkratzkrankheit
gestellt, wenn folgende Kriterien zutrafen:
1. Kontakt mit Katzen,
2. Lymphknotenschwellung ohne Nachweis pyogener Erreger,
3. eine histologisch nachgewiesene granulomatöse Entzündung mit zentraler Nekrose und
4. ein positiver Hauttest mit Antigenen aus dem Eiter von Patienten mit
Katzenkratzkrankheit (welcher inzwischen aufgrund des Risikos der Übertragung pathogener
Viren obsolet ist).
Heute kann die Diagnose der
Katzenkratzkrankheit serologisch gestellt werden [1], weil es im Laufe der letzten Jahre
gelungen ist, diesem Krankheitsbild zwei bakterielle Erreger zuzuordnen, Bartonella
henselae und Afipia felis. B.
hehselae gilt als der wichtigste Erreger der Katzenkratzkrankheit. Durch
Kratzverletzungen, meistens von jungen Katzen, kann dieser Keim auf den Menschen
übertragen werden. Die Durchseuchung der Katzen mit B. henselae ist sehr hoch, in
Österreich beträgt sie 33% [2]. Die infizierten Tiere zeigen keine Krankheitssymptome.
Es besteht aber eine Bakteriämie, die mehrere Wochen lang nachweisbar sein kann. Eine
durchgemachte Infektion mit B. henselae hinterläßt bei Katzen eine lebenslange
Immunität. Spätere Reinfektionen gehen daher nicht mehr mit einer Bakteriämie einher.
Das erklärt, warum der Umgang mit Jungtieren ein größeres Infektionsrisiko mit sich
bringt. Für die Übertragung des Keims zwischen den Tieren spielen Flöhe eine wichtige
Rolle. Trotzdem liegen bezüglich der Frage, ob streunende Katzen eher eine
Infektionsquelle darstellen als Hauskatzen, kontroversielle Ergebnisse vor [3].
Die jährliche Inzidenz der Katzenkratzkrankheit beträgt
etwa 10 Fälle auf 100.000 Einwohner. |
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Abbildung: Kulturen von Bartonella henselae nach
7 Tagen Bebrütung
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Zumeist präsentiert sich die Erkrankung
als selbstlimitierend und bedarf keiner antibiotischen Therapie. Das klinische Bild der
Katzenkratzkrankheit ist oft charakteristisch: Frühestens drei Tage nach der Infektion
bildet sich an der Inokulationsstelle der Bakterien eine primäre Papel aus. Etwa ein bis
drei Wochen später tritt eine Lymphadenitis im Abflußgebiet der primären Läsion hinzu.
Histologisch liegt eine granulomatöde Entzündung mit zentraler Nekrose vor (DD:
Mykobakteriose). Es kann zu einer Vereiterung der betroffenen Lymphknoten kommen. Die
Lymphknotenschwellung bleibt in manchen Fällen bis zu zwei Jahre lang bestehen. Werden
die Keime in die Augenbindehaut inokuliert, entsteht ein konjunktivales Granulom, das mit
einer präaurikulären Lymphknotenschwellung einhergeht (Okuloglanduläres Syndrom nach
Parinaud). Selten sind Manifestationsformen wie Enzephalitis, Hepatitis, Arthritis,
Pleuritis, atypische Pneumonie mit Hilusverbreiterung und Thrombozytopenie zu beobachten.
Obwohl B. henselae häufiger als
Erreger der Katzenkratzkrankheit in Erscheinung tritt, besteht kein Zweifel, daß A.
felis ein klinisch und histologisch nicht abgrenzbares Krankheitsbild
hervorrufen kann [4]. A. felis wurde 1988 erstmals aus dem
Lymphknotengewebe von Patienten mit dieser Erkrankung isoliert. Seitdem wurde dieser Keim
nur selten kulturell nachgewiesen, serologische Untersuchungen haben aber seine Bedeutung
als Erreger der Katzenkratzkrankheit bestätigt. Es sind auch Doppelinfektionen mit A.
felis und B. henselae beschrieben. Die Bestimmung von Antikörpern gegen A.
felis bei Patienten mit klinischem Verdacht auf Katzenkratzkrankheit kann im
Einzelfall notwendig sein.
Therapeutisch sind Aminoglykoside mit
entsprechender Überwachung der Pharmakokinetik das Mittel der Wahl, gefolgt von
Tetrazyklinen.
Vor allem bei Patienten mit HIV-Infektion,
aber nicht nur bei diesen, kann B. henselae die Bazilläre Angiomatose hervorrufen.
Diese stellt ein potentiell lebensbedrohliches Krankheitsbild dar, dessen pathogenetische
Grundlage die Proliferation von Endothelzellen ist. Es finden sich exophytische, noduläre
Läsionen der Haut. Viszerale Manifestationen treten in Leber und Milz auf [5]. Die
Bazilläre Angiomatose wird histologisch diagnostiziert. Ferner kommt B. henselae als
Endokarditiserreger in Betracht [6]. Eine Bartonellen-Endokarditis läßt sich durch
Kultivierung des Erregers oder serologisch diagnostizieren. |
Pasteurella
sp. P. multocida ist
ein Bestandteil der normalen Rachenflora der Katze. Der Keim wird durch den Biß der Tiere
oder durch Kratzverletzungen auf den Menschen übertragen. In mehr als der Hälfte jener
Bißwunden, die aufgrund einer Infektion klinisch relevant werden, läßt sich dieser
Erreger nachweisen [7]. Hunde können ebenfalls als Überträger von P. multocida fungieren,
65% der nach direktem Tierkontakt aufgetretenen Infektionen sind jedoch mit Katzen
assoziiert.
Die Infektion mit P. multocida
manifestiert sich zumeist als lokalisierte Entzündung an der Inokulationsstelle. Diese
kann sich außerordentlich schnell ausbilden. Bei Patienten, die innerhalb von 24 Stunden
nach dem Tierbiß eine schmerzhafte, erythematöse Läsion entwickeln, steht eine
Infektion mit P. multocida differentialdiagnostisch an erster Stelle. Ist die
Inkubationszeit länger, muß auch eine Infektion mit Staphylokokken oder Streptokokken in
Erwägung gezogen werden, ferner die Katzenkratzkrankheit und die Tularämie. Ein Drittel
der Patienten zeigt eine regionale Lymphknotenschwellung. Bei fehlender Therapie breitet
sich die Entzündung regional aus und resultiert oft in einer Osteomyelitis oder einer
Arthritis. Subakute, nicht eitrige Verläufe der regionalen Entzündung sind selten.
Prinzipiell kann eine Infektion mit P.
multocida auch disseminiert verlaufen. In diesen Fällen ist oft keine Biß- oder
Kratzverletzung nachzuweisen. Solche Verläufe kommen vor allem bei immunsupprimierten
Patienten und Patienten mit Leberzirrhose vor. Die Bakterien können sich in verschiedenen
Organen metastatisch ansiedeln, wo sie Entzündungserscheinungen hervorrufen. P.
multocida wurde als Erreger von Meningitis, Nephritis, Zystitis, Endometritis und
Perikarditis beschrieben, weiters als Verursacher von Peritonitis bei Patienten mit
chronischer Peritonealdialyse. Außerdem kann dieser Keim eine Endokarditis an nativen
oder künstlichen Herzklappen hervorrufen. Fälle von Sepsis durch P. multocida
sind selten, dieses Krankheitsbild ist aber mit der sehr hohen Letalität von 30 bis 60%
behaftet.
Die Infektion kann auch durch die
Inhalation der Keime erworben werden. Vor allem bei immunsupprimierten Personen dient der
Respirationstrakt als Eintrittspforte für P. multocida. Diese Infektionen
können systemisch verlaufen und in den oben genannten Krankheitsbildern resultieren.
Meistens führt die Inhalation des Erregers bei immungeschwächten Personen aber zu akuter
Bronchitis, Pneumonie oder Lungenabszeß.
Obwohl die Inokulation des Erregers in die
Haut fast immer zu einer regionalen Entzündung führt, sind manche Menschen symptomlose
Keimträger und beherbergen den Keim im Pharynx respektive in Teilen des
Gastrointestinaltrakts.
Die Therapie der Wahl ist Penicillin G, bei
ß-Laktamhypersensitivität Doxycyclin.
P. pneumotropica ist die
zweite Pasteurella-Spezies, die durch Katzenbisse auf den Menschen übertragen werden
kann. Sie wird seltener aus infizierten Wunden isoliert als P. multocida.
Aufgrund des klinischen Bildes der Weichteilinfektion kann nicht zwischen diesen beiden
Erregern differenziert werden. Außer einer lokalen Infektion an der Inokulationsstelle
ruft P. pneumotropica Meningitis, Arthritis, Sinusitis und Sepsis hervor. |
Helicobacter
sp. Für H.
heilmanii ist die Existenz eines tierischen Reservoirs schon lange bekannt. In den
letzten Jahren gelang es, auch H. pylori aus der Magenschleimhaut
asymptomatischer Hauskatzen zu isolieren [8]. Bei Katzen persistiert dieser Keim in der
Antrumschleimhaut. H. pylori ruft beim Menschen eine chronische Antrumgastritis
hervor und ist mit der Ulcuskrankheit assoziiert. H. heilmanii, dessen Prävalenz
nur etwa 1 % beträgt, verursacht ebenfalls eine chronische Gastritis, diese ist aber
umschriebener und kann unter Umständen einen selbstlimitierenden Verlauf zeigen.
Aufgrund der hohen Durchseuchung der
Bevölkerung mit H. pylori und der geringen Erkenntnisse über die Übertragung
dieses Keims ist die tatsächliche epidemiologische Relevanz der Katze schwer
einzuschätzen. Das Scheitern des Versuchs, H. pylori auch bei streunenden Katzen
nachzuweisen, kann als Hinweis darauf interpretiert werden, daß die Infektion von Katzen
mit diesem Keim eine Anthroponose darstellt, die Übertragung eines humanpathogenen Keims
auf einen tierischen Reservewirt [9]. Zum Unterschied von H. pylori, der mit
einer Reihe invasiver und nichtinvasiver Methoden nachgewiesen werden kann, gilt bei
Infektionen mit H. heilmanii nur die histologische Untersuchung einer
Magenschleimhautbiopsie als diagnostische Methode der ersten Wahl.
Eine weitere von Katzen übertragene
Helicobacterspezies ist H. felis, ein äußerst seltener Erreger von
Gastritis. H. cinaedi und H. fennelliae wurden bei
HIV-Patienten mit Diarrhoe vermehrt isoliert. Die ätiologische Bedeutung dieser Keime bei
Enteritiden immunsupprimierter Patienten ist aber ebensowenig geklärt wie die Rolle der
Hauskatze bei deren Transmission [10]. |
Campylobacter
sp. C. jejuni
und C. fetus sind im Gastrointestinaltrakt verschiedener Haus- und
Nutztiere nachweisbar. Die infizierten Tiere können asymptomatisch sein oder die Symptome
einer Enteritis aufweisen. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt über kontaminierte
Nahrungsmittel tierischer Herkunft oder durch direkten Kontakt mit den infizierten Tieren.
Für C. upsaliensis, dessen Pathogenität für den Menschen erst im Laufe der
letzten Jahre erkannt wurde, dienen lediglich Katzen und Hunde als tierisches Reservoir.
Tiere, die mit diesem Keim infiziert sind, können ebenfalls asymptomatisch sein [11].
Die Infektion des Menschen mit Campylobacter
sp. manifestiert sich klinisch als akute fieberhafte Durchfallserkrankung.
Unspezifische Prodromalsymptome wie Kopfschmerzen, Myalgien und Fieber gehen dem Einsetzen
der gastrointestinalen Symptomatik um 12 bis 48 Stunden voraus. Die Erkrankung ist zumeist
selbstlimitierend. Die Infektion mit C. fetus kann einen protrahierten,
remittierenden Verlauf nehmen. Die sekundäre Absiedelung dieses Keims in Meningen,
Gehirn, Knochen oder Weichteilen ist eine gefürchtete Komplikation.
Eine Campylobacter-Enteritis kann klinisch
nicht von einer Infektion mit Salmonellen, Shigellen oder Yersinien unterschieden werden.
Die ätiologische Abklärung basiert auf der Kultivierung des Erregers. Die Enteritis
durch Campylobacter sp. stellt außerdem eine wichtige
Differentialdiagnose zu Morbus Crohn und Colitis ulcerosa dar. Bei Patienten mit häufigem
Kontakt zu Katzen muß eine Infektion mit Campylobacter sp. ausgeschlossen werden,
bevor eine dieser Erkrankungen diagnostiziert wird. Selten sind Infektionen durch die
genannten Campylobacterspezies mit spontanem Abort assoziiert. |
Coxiella
burnetii C. burnetii ist
der Erreger des Q-Fiebers. Das natürliche Reservoir dieses Keims sind vor allem Rinder,
Schafe und Ziegen. Aber auch Hunde und Katzen stellen eine Infektionsquelle für den
Menschen dar [12]. Bei weiblichen Katzen persistiert C. burnetii in den
Brustdrüsen und im Uterus. Während der Schwangerschaft kommt es zu einer Reaktivierung
der Infektion mit sehr hohen Keimzahlen in der Plazenta. Bei der Geburt gelangen die Keime
in die Außenwelt. Der Mensch infiziert sich durch Inhalation des Erregers, wobei der
Umgang mit den neugeborenen Kätzchen oder den Geburtsprodukten des Muttertieres das
größte Risiko mit sich bringt. Auch über Urin oder Faeces kann der Keim von infizierten
Tieren ausgeschieden werden. Die Sporen von C. burnetii sind sehr
resistent gegenüber Hitze, Kälte und Trockenheit.
C. burnetii ist ein hochinfektiöser
Erreger. Die Infektion mit einem einzigen Organismus dieser Spezies kann beim Menschen zur
manifesten Erkrankung führen. Allerdings erkranken nur etwas weniger als die Hälfte der
mit C. burnetii infizierten Personen auch tatsächlich an Q-Fieber.
Man unterscheidet eine akute und eine
chronische Verlaufsform der Infektion mit C. burnetii. Die Inkubationszeit
des wesentlich häufigeren akuten Q-Fiebers beträgt 10 bis 16 Tage und ist von der
Infektionsdosis abhängig. Die drei Hauptsymptome dieser Erkrankung sind Fieber, Pneumonie
und Hepatitis. Es sind aber nur bei einem Viertel der Patienten alle drei Manifestationen
vorhanden [13]. Bei manchen Patienten sind neurologische Komplikationen zu beobachten. Das
seltene chronische Q-Fieber ist meistens gleichbedeutend mit einer Coxiellen-Endokarditis.
Auch beim Menschen kann eine persistierende
Infektion mit C. burnetii während der Schwangerschaft reaktiviert werden
[14]. Beide Verlaufsformen des Q-Fiebers werden serologisch diagnostiziert. Die Therapie
der Wahl stellt Doxycyclin dar. |
Francisella tularensis Die Tularämie ist vor allem eine Erkrankung von Nagetieren wie
Hasen, Ratten und Mäusen, aber ebenso von Vögeln. Auch die Haustiere Hund und Katze
können sich mit F. tularensis infizieren [15]. Katzen akquirieren die Krankheit
durch den Verzehr infizierter Kleintiere. Im Gegensatz zu vielen anderen humanpathogenen
Keimen, die bei Katzen keine Krankheitserscheinungen hervorrufen, zeigt die Tularämie bei
diesen Tieren eine ähnliche Symptomatik wie beim Menschen.
Katzen können die Infektion über ihre
kontaminierten Zähne und Krallen auf den Menschen übertragen. Dabei ist ein Inokulum von
10 bis 50 Keimen ausreichend, um die Tularämie hervorzurufen. F. tularensis besitzt
in beschränktem Maß die Fähigkeit, die Epidermis zu penetrieren, in der Regel dienen
aber die von der Katze gesetzten Hautdefekte den Bakterien als Eintrittspforte.
Die Tularämie geht beim Menschen fast
immer mit Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl einher. Man unterscheidet je nach
Lokalisation der primären Läsion verschiedene Verlaufsformen. Am häufigsten ist die
ulzeroglanduläre Form anzutreffen. Dabei bildet sich an der Inokulationsstelle der Keime
3 bis 5 Tage nach der Infektion eine Papel aus. Wenige Tage später ulzeriert diese
Läsion. Zu diesem Zeitpunkt ist bereits eine begleitende regionale Lymphadenitis
ausgebildet.
Werden die Keime im Bereich der Augen oder des Mundes
inokuliert, resultiert daraus die okuloglanduläre respektive oropharyngeale Tularämie.
Bei der glandulären Form sind Fieber und Lymphknotenschwellung vorhanden, es findet sich
aber kein typischer Hautdefekt. Patienten, die an typhoidaler Tularämie leiden, weisen
nur Fieber und unspezifische Symptome auf. Diese Verlaufsform bereitet daher die größten
diagnostischen Schwierigkeiten.
Bei gegebenem klinischen Verdacht kann die Tularämie serologisch diagnostiziert werden.
Häufig wird die Diagnose aber erst histologisch gestellt. Die Therapie der Wahl stellen
Aminoglykoside (auch intraläsional) in Kombination mit Doxycyclin dar. |
Erysipelothrix rusiopathiae E. rusiopathiae ist sowohl human- als
auch tierpathogen. Dieser Erreger wurde bei verschiedenen Tieren nachgewiesen.
Traditionell gelten Schlachthausarbeiter als Risikogruppe für Infektionen mit E.
rusiopathiae, auch das Hantieren mit rohem Fisch stellt eine Möglichkeit der
Ansteckung dar. Im Jahr 1999 wurde erstmals ein Bericht über die Isolierung dieses Keims
aus infizierten Katzenbißwunden publiziert [7]. Die Katze könnte demnach bei der
Übertragung dieses Erregers von Bedeutung sein.
Beim Menschen ruft E. rusiopathiae das
Erysipeloid hervor. Nach der Inokulation der Keime in die Haut entwickelt sich an der
Eintrittsstelle innerhalb von 1 bis 4 Tagen eine ödematöse, bläulich-rote Läsion, die
sich langsam nach proximal ausbreitet. Nur 10% der Patienten haben Fieber. Bleibt die
Infektion auf die Haut beschränkt, präsentiert sich die Erkrankung als
selbstlimitierend. Infektionen mit E. rusiopathiae können aber auch disseminiert
als Endokarditis verlaufen. Vaskulitis stellt eine zusätzliche Komplikation der
disseminierten Verlaufsform dar.
Eine definitive Diagnose läßt sich nur
durch Kultivierung des Erregers aus Biopsiematerial, Gewebeaspirat oder Blut stellen.
Durch einen oberflächlichen Abstrich im Bereich der Hautläsion kann E. rusiopathiae in
aller Regel nicht nachgewiesen werden, weil sich der Keim in tieferen Schichten der Dermis
aufhält. Therapeutisch können Betalaktame, Clindamycin und Chinolone eingesetzt werden.
Gegen Vancomycin ist der Erreger resistent. |
Mycoplasma
felis M. felis ist
ein Keim von großer veterinärmedizischer Bedeutung. Er ist mit Infektionen des
Respirationstrakts bei Pferden und mit Konjunktivitis bei Katzen assoziiert. Ferner wurde
er im Respirations- und Urogenitaltrakt von asymptomatischen Katzen und Pferden
nachgewiesen.
Es existiert nur ein einziger Fallbericht,
der die Pathogenität von M. felis für den Menschen belegt [16]. Es handelte sich
hier um eine septische Arthritis bei einer Patientin mit angeborenem
Antikörpermangelsyndrom. Bei dieser Patientin war ein Zusammenhang zwischen der
Erkrankung und dem Biß einer Katze rekonstruierbar, ohne daß dessen Kausalität bewiesen
werden konnte.
Generell sind Patienten mit Störungen der
humoralen Abwehr besonders empfänglich für Infektionen der Gelenke durch Mykoplasmen. M.
felis ist neben M. hominis, M. pneumoniae und M. genitalium in
die Gruppe jener Mykoplasmenspezies einzureihen, die ein solches Krankheitsbild
hervorrufen können.
Im vorliegenden Fall wurde die Diagnose
durch Kultivierung des Erregers aus der Synovialflüssigkeit gestellt, serologische
Methoden stehen aber ebenfalls zur Verfügung. Obwohl Mykoplasmen gegenüber Tetrazyklinen
empfindlich sind, konnte im beschriebenen Fall eine mehrere Monate dauernde
Doxycyclin-Behandlung die Progredienz der Erkrankung nicht beeinflussen.
Sehr selten stellen Katzen die Quelle einer
Infektion mit Salmonella enteritidis, Yersinia enterocolitica oder Yersinia
pseudotuberculosis dar. |
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Anschrift des Verfassers:
Dr. Florian Daxböck
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Abteilung für Infektionen und Chemotherapie,
Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20 |
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