Makrolid-Resistenz
bei Streptococcus pyogenes in Österreich:
Prävalenz, Phänotypen und Resistenz-Gene |
C. Jebelean und H. Mittermayer
Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, A.ö. Krankenhaus
der Elisabethinen Linz,
Nationales Referenzzentrum für nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenz
(Vorstand: Univ.-Prof. Dr. H. Mittermayer)
Einsender und beteiligte Laboratorien
1. F. Allerberger; BBSUA Innsbruck
2. L. Binder, M. Haditsch, R. Watschinger; Institut für Hygiene,
Mikrobiologie und Tropenmedizin, A.ö. KH der Elisabethinen Linz
3. G. Feierl, I. Kriebernegg; Hygiene-Institut der Universität Graz
4. K. Fuchs; Institut für Pathologie, LKH Vöcklabruck
5. U. Gruber-Mösenbacher; Institut für Pathologie, LKH Feldkirch
6. E. Grund; BBSUA Klagenfurt
7. M. Halabi; Institut für Pathologie, A.ö. KH der Barmherzigen
Schwestern Ried
8. M. Hell; BBSUA Salzburg
9. A. Hirschl; Klinische Abteilung für Bakteriologie, AKH Wien
10. W. Öhlinger; Institut für Pathologie, A.ö. KH Krems
11. W. Prammer, E. Ziegler; Institut für Pathologie II, A.ö. KH
der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz Wels
|
Zusammenfassung
Wir haben die Erythromycin-
und Tetrazyklin-Resistenz bei S. pyogenes ab 1994 in Linz periodisch
untersucht. In den Jahren 1999 und 2000 weiteten wir diese Untersuchung
auf verschiedene Regionen in ganz Österreich aus. Dabei haben wir
auch die Phänotypen der Makrolid-Resistenz und die genetischen Determinanten
dieser Resistenz bei S. pyogenes näher charakterisiert.
Ergebnisse: Bei den Untersuchungen der Stämme aus unserem
Einzugsgebiet in Linz fanden wir eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz
in den Jahren 1994, 1995, 1996, 1997 und 1998 von 18%, 9%, 12%, 19%
und 14% und eine Prävalenz der Tetrazyklin-Resistenz von 8%, 14%,
12%, 5% und 14%. Bei den Untersuchungen an Stämmen, die in den Jahren
1999 und 2000 aus verschiedenen Regionen Österreichs eingesandt wurden,
stellten wir eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von insgesamt
11% und eine Prävalenz der Tetrazyklin-Resistenz von 24% fest. Die
Prävalenz der Erythromycin-Resistenz zeigte große regionale Unterschiede:
Wir fanden eine hohe Makrolid-Resistenz in Graz (23%), Salzburg (17%)
und Feldkirch (17%) und eine niedrige Makrolid-Resistenz in Innsbruck
(9%), Linz (7%) und Wien (6%). Bei den 41 Erythromycin-resistenten
Stämmen aus der letzten Untersuchung, die wir phänotypisch und genetisch
untersucht haben, fanden wir folgende Phänotypen und Gene: einen Stamm
mit einem MLSB-Phänotyp und einer Kombination
von erm + mef-Genen; 29 Stämme wiesen einen M-Phänotyp
und mef-Gene auf; 2 Stämme hatten einen MLSB-Phänotyp
und erm-Gene, und bei 9 Stämmen ließen sich ein induzierbarer
MLSB-Phänotyp und ermTR-Gene nachweisen.
|
Key-words:
S. pyogenes, macrolides, resistance genes, Josamycin |
Summary
We investigated
the erythromycin and tetracycline resistance of S. pyogenes
strains isolated in Linz since 1994. During 1999 and 2000 we collected
strains from different regions of Austria and investigated the erythromycin
and tetracycline resistance. We also determined the phenotype and
the genetic determinants of macrolide resistance of the S. pyogenes
strains. In the S. pyogenes strains isolated in Linz in 1994,
1995, 1996, 1997 and 1998, we found an erythromycin resistance prevalence
of 18%, 9%, 12%, 19% and 14%, respectively, as well as a tetracycline
resistance prevalence of 8%, 14%, 12%, 5% and 14%, respectively. The
last investigation of strains collected from various regions of Austria
in 1999 and 2000 yielded an overall tetracycline resistance prevalence
of 24% and an erythromycin resistance prevalence of 11%, respectively.
The erythromycin resistance prevalence showed significant variations
among the different regions: it was high in Graz (23%), Salzburg (17%)
and Feldkirch (17%) and was low in Innsbruck (9%), Linz (7%) and Vienna
(6%). In the 41 erythromycin-resistant strains from the last investigation
we were able to detect the following phenotypes and genes: 29 strains
with M/mef; 2 strains with MLSB/erm;
9 strains with inducible MLSB/ermTR
and 1 strain with a MLSB phenotype and a combination
of erm + mef genes. |
Einleitung
Makrolid-Antibiotika sind eine wichtige
therapeutische Alternative in der Therapie der Streptokokkeninfektionen
bei Patienten mit einer Allergie gegen Penicillin und andere Betalactam-Antibiotika.
Berichte aus mehreren Ländern Europas zeigten in den letzten Jahren
einen Anstieg der Makrolid-Resistenz bei den S. pyogenes-Stämmen.
Die Makrolid-Resistenz bei Streptokokken
beruht hauptsächlich auf zwei Mechanismen:
1. Enzymatische Veränderung des
Angriffspunkts an den Ribosomen, die von einem erm-Gen kodiert
wird.
Diese Stämme produzieren eine Methylase, welche Adenin im Angriffspunkt
der 23S RNA der 50S-Untereinheit des Ribosoms dimethyliert. Solche
Stämme sind resistent gegenüber allen Makroliden und auch gegenüber
Lincosamiden und Streptogramin B (MLSB-Resistenz).
Dabei wird die Methylase entweder konstitutiv (also ständig) produziert,
oder erst nachdem die Synthese durch ein Makrolid induziert wurde.
Diese Induktion ist jedoch mehr durch 14- oder 15-gliedrige Makrolide
(Erythromycin, Clarithromycin, Roxithromycin, Azithromycin) und
weniger durch 16-gliedrige Makrolide (Josamycin) möglich.
2. Transport des Makrolids aus
der Zelle, welcher von einem mef-Gen gesteuert wird.
Das mef-Gen führt nur zu einer Makrolid-Resistenz (M-Resistenz).
Das Efflux-System betrifft nur 14- und 15-gliedrige Makrolide, nicht
aber 16-gliedrige Makrolide wie Josamycin.
Bei S. pyogenes wurde das M-Resistenz-Muster erstmals 1989
in England von Scott et al. [1] und dann in Finnland 1993 von Helena
Seppälä et al. [2] beschrieben: Seppälä fand damals eine Prävalenz
von 60% konstitutiver MLSB-Resistenz, 2%
induzierbarer MLSB-Resistenz und bei 38%
der Stämme das neue M-Resistenz-Muster. Sutcliffe et al. [3] zeigten
später (1996), dass der M-Resistenz-Typ auf einem Efflux-System
basiert und das mefA-Gen für die verantwortlichen Proteine
kodiert.
Ein neues erm-Gen, genannt ermTR, wurde bei S.
pyogenes von Seppälä et al. 1998 beschrieben [4].
In dieser Arbeit werden die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen bezüglich
der Antibiotika-Empfindlichkeit der S. pyogenes-Stämme zusammengefasst,
die in Linz im Laufe der Jahre, beginnend 1994, an Linzer Stämmen
durchgeführt wurden. Zusätzlich werden die Ergebnisse einer größeren
Untersuchung von S. pyogenes-Stämmen vorgestellt, die in
den Jahren 1999-2000 in verschiedenen Regionen Österreichs gesammelt
wurden. In diesen Untersuchungen wurden auch die Phänotypen der
Makrolid-Resistenz und die genetischen Determinanten dieser Resistenz
bei S. pyogenes näher charakterisiert.
|
Material und Methoden
Wir haben die Makrolid-Resistenz
der S. pyogenes-Stämme untersucht, die beginnend im Jahr
1994 bis Anfang des Jahres 2000 in unserem Labor in Linz isoliert
wurden.
323 Bakterienstämme, konsekutiv isoliert aus klinischem Material
(1994 bis 1999), wurden mittels einer Agardilutions-Methode
auf Erythromycin-, Clindamycin- und Tetrazyklin-Empfindlichkeit
getestet.
In den Jahren 1999-2000 konnten 389 S. pyogenes-Stämme aus
ganz Österreich gesammelt werden. Die Verteilung der Stämme auf
die verschiedenen Regionen ist in Diagramm 1 dargestellt.
Diagramm 1:
Zahl der getesteten S. pyogenes-Stämme aus verschiedenen
Regionen Österreichs
|
Diese Bakterien wurden anschließend
mit einer Agardilutions-Methode auf Antibiotika-Empfindlichkeit
getestet: Davon 244 Stämme auf Clindamycin-, Erythromycin- und Josamycin-,
Tetrazyklin-Empfindlichkeit und 145 Stämme auf Clindamycin-, Erythromycin-,
Clarithromycin-, Roxithromycin-, Azithromycin- und Josamycin-, Tetrazyklin-Empfindlichkeit.
Bei der Agardilutions-Methode nach
NCCLS erfolgt die Testung auf Mueller-Hinton-Agar mit 5% Schafblut-Zusatz,
der mit ansteigenden Konzentrationen der gewählten Antibiotika versetzt
wurde.
Das Inokulum, entsprechend einer Trübung von 0,5 McFarland, wird
mit einem Multipoint-Inokulator auf die Platten aufgebracht. Die
Platten werden bei 37°C 20-24 Stunden aerob inkubiert.
Der Nachweis des MLSB
oder M-Phänotyps erfolgte mittels Doppel-Blättchen-Test.
Dabei wurden Erythromycin (15 µg)- und Clindamycin (2 µg)-Testblättchen
20 mm voneinander entfernt auf einem mit Streptokokken beimpften
Mueller-Hinton-Blutagar platziert. Die Ablesung der Platten erfolgte
nach 24-48 Stunden Inkubation. Das induzierbare Resistenzmuster
zeigt eine Abflachung des Clindamycin-Hemmhofes in der Nähe des
Erythromycin-Blättchens (Abbildungen 1, 2 und 3). Mit einer PCR-Methode
[5] wurden die für die Makrolid-Resistenz verantwortlichen erm-,
ermTR- und mef-Gene nachgewiesen.
Abbildung
1: Das MLSB-Resistenz-Muster (Erythromycin-Blättchen
in der Mitte, Clindamycin und Josamycin an den Seiten) |
Abbildung
2: Das induzierbare MLSB-Resistenz-Muster
(Erythromycin-Blättchen in der Mitte, Clindamycin und Josamycin
an den Seiten) |
Abbildung
3: Das M-Resistenz-Muster (Erythromycin-Blättchen in der
Mitte, Clindamycin und Josamycin an den Seiten) |
|
|
|
|
Ergebnisse
Prävalenz der Erythromycin- und
Tetrazyklin-Resistenz
Einzugsgebiet Linz
Als wir [6] 1997 die Antibiotika-Resistenz der S. pyogenes-Stämme
in unserem Labor untersucht haben, fanden wir eine Prävalenz der
Erythromycin-Resistenz in den Jahren 1994, 1995 und 1996 von 18%,
9% und 10% und eine Prävalenz der Tetrazyklin-Resistenz von 8%,
14% und 12%, wie aus Tabelle 1 zu entnehmen ist.
Die Untersuchung (1999-2000) der Linzer Stämme aus den Jahren 1997,
1998 und 1999 ergab eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von
19%, 15% und 10% und eine Prävalenz der Tetrazyklin-Resistenz von
5%, 15% und 14% (Tabelle 1).
Tabelle 1: Prävalenz der
Erythromycin-(E-r) und Tetrazyklin-Resistenz (T-r) der S.
pyogenes-Stämme, isoliert im KH der Elisabethinen Linz
in den Jahren 1994 bis 1999
Jahre |
Anzahl
|
E-r
|
E-r
%
|
T-r
|
T-r
%
|
|
1994 |
39
|
7
|
18
|
3
|
8
|
1995 |
22
|
2
|
9
|
3
|
14
|
1996 |
59
|
6
|
10
|
7
|
12
|
1997 |
59
|
11
|
19
|
9
|
5
|
1998 |
72
|
11
|
15
|
11
|
15
|
1999 |
72
|
7
|
10
|
10
|
14
|
|
|
|
Einzugsgebiet österreichweit
Aus den Untersuchungen [7] an Stämmen, die in den Jahren 1999 und
2000 aus mehreren Regionen Österreichs eingesendet wurden, zeigte
sich eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von insgesamt 11%
und eine Prävalenz der Tetrazyklin-Resistenz von 24% mit großen
regionalen Unterschieden (siehe Tabelle 2 und Diagramm 2).
Tabelle 2: Prävalenz der
Erythromycin-(E-r) und Tetrazyklin-Resistenz (T-r) in verschiedenen
Regionen Österreichs
Einsender |
Anzahl
|
E-r
|
E-r
%
|
T-r
|
T-r
%
|
|
Feldkirch |
35
|
6
|
17
|
9
|
26
|
Innsbruck |
23
|
2
|
9
|
7
|
30
|
Klagenfurt |
13
|
0
|
0
|
3
|
23
|
Graz |
60
|
14
|
23
|
16
|
27
|
Wien |
109
|
6
|
6
|
25
|
23
|
Krems |
8
|
0
|
0
|
3
|
38
|
Linz |
74
|
5
|
7
|
12
|
16
|
Wels |
21
|
0
|
0
|
7
|
33
|
Salzburg |
46
|
8
|
17
|
10
|
20
|
|
Total |
389
|
41
|
10,5%
|
92
|
23,6%
|
|
|
Diagramm 2:
Erythromycin- und Tetrazyklin-Resistenz in verschiedenen Regionen
Österreichs
|
Graz, Salzburg und Feldkirch wiesen
eine Prävalenz der Makrolid-Resistenz von 23%, 17% und 17% auf,
im Vergleich zu Innsbruck, Linz und Wien, wo wir eine Prävalenz
von 9%, 7% und 6% fanden.
Die Altersverteilung der Patienten, von denen die Stämme aus Graz,
Wien, Salzburg und Linz isoliert wurden, ist in Tabelle 3 dargestellt.
Insgesamt fanden wir bei 134 getesteten Stämmen, die von Kindern
isoliert wurden, 22 Erythromycin-resistente Stämme (entspricht 16,5%)
und bei 154 Stämmen, die von Erwachsenen isoliert wurden, 11 Erythromycin-resistente
Stämme (7,14%). Bei Kindern fanden wir also viel häufiger Erythromycin-resistente
Stämme als bei Erwachsenen.
Tabelle 3: Altersverteilung
der Patienten aus Graz, Wien, Salzburg und Linz, von denen
die Stämme isoliert wurden, und Anteil der Erythromycin-resistenten
(E-r) Stämme pro Altersgruppe
Alter |
Graz
|
Wien
|
Salzburg
|
Linz
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Phänotypen und Makrolid-Resistenz-Gene
Bei den 44 Erythromycin-resistenten
Stämmen aus Linz, die wir phänotypisch und genetisch untersucht
haben, fanden wir folgende Phänotypen/Gene: 34 Stämme mit M/mef;
5 mit MLSB/erm; 2 mit induzierbaren
MLSB/ermTR; 2 mit einer Kombination
von erm + mef und 1 Stamm mit einer Kombination von
ermTR + mef-Genen (Tabelle 4).
Tabelle 4: Prävalenz der
Erythromycin-Resistenz-Gene in Linz in den letzten 6 Jahren
|
|
1994 |
39
|
7
|
1995 |
22
|
2
|
1996 |
59
|
7
|
1997 |
59
|
11
|
1998 |
72
|
10
|
1999 |
72
|
7
|
|
7
|
0
|
0
|
0
|
1
|
0
|
0
|
1
|
4
|
1
|
1
|
1
|
8
|
2
|
0
|
1
|
9
|
1
|
0
|
0
|
5
|
1
|
1
|
0
|
|
|
|
|
Bei den 41 Erythromycin-resistenten Stämmen aus der Untersuchung
der österreichweit gesammelten Stämme fanden wir folgende Phänotypen/Gene:
29 Stämme mit M/mef; 2 mit MLSB/erm;
9 mit induzierbaren MLSB/ermTR und
1 Stamm mit einer Kombination von erm + mef + ermTR
(Tabelle 5).
Tabelle 5: Prävalenz der
Erythromycin-Resistenz-Gene in verschiedenen Regionen Österreichs
|
|
Feldkirch |
35
|
6
|
Innsbruck |
23
|
2
|
Klagenfurt |
13
|
0
|
Graz |
60
|
14
|
Wien |
109
|
6
|
Linz |
74
|
5
|
Salzburg |
46
|
8
|
|
2
|
1
|
3
|
0
|
1
|
0
|
1
|
0
|
0
|
0
|
0
|
0
|
9
|
0
|
4
|
1
|
5
|
0
|
1
|
0
|
5
|
0
|
0
|
0
|
7
|
1
|
0
|
0
|
|
|
|
|
Tabelle 6 enthält eine Gegenüberstellung der Erythromycin-resistenten
Stämme mit ihren Resistenz-Genen und ihr Verhalten gegenüber Tetrazyklin.
Daraus ist ersichtlich, dass alle Stämme, die ein erm-Gen
aufwiesen (allein oder in Kombination mit anderen Genen), auch Tetrazyklin-resistent
waren. 15,8% der Stämme mit mef-Gen und 81,2% der Stämme
mit ermTR-Gen waren ebenfalls Tetrazyklin-resistent.
Tabelle 6: Erythromycin-resistente
Stämme mit ihren Resistenz-Genen und ihr Verhalten gegenüber
Tetrazyklin
|
|
|
|
mef |
ermTR |
erm |
erm+ermTR |
erm+mef |
erm+ermTR+mef |
|
|
|
63
|
10
|
15,8
|
11
|
9
|
81,8
|
7
|
7
|
100
|
1
|
1
|
100
|
2
|
2
|
100
|
1
|
1
|
100
|
|
|
|
|
|
|
Vergleich der Wirksamkeit mehrerer
Makrolide bei 145 S. pyogenes-Stämmen
Die Erythromycin-resistenten Stämme
aus dieser Untersuchung waren gleichzeitig resistent gegenüber Azithromycin,
Clarithromycin und Roxithromycin (mit Ausnahme eines Stammes, der
eine minimale Hemmkonzentration von 0,25 µg/ml gegen Clarithromycin
aufwies). Die MHK gegenüber Josamycin war bei 14 aus den 16 Erythromycin-resistenten
Stämmen < 0,25 µg/ml. Nur 2 Stämme mit konstitutiver MLSB-Resistenz
zeigten eine MHK von > 8 µg/ml (Tabelle 7).
Tabelle 7: Empfindlichkeit
gegenüber Makroliden bei 16 Erythromycin-resistenten Stämmen
Nr. |
ID-Nr.
|
ERY
|
AZI
|
CLARI
|
ROXI
|
JOSA
|
CLIND
|
Phänotyp
|
Gen
|
|
1 |
29
|
>=
8
|
4
|
>=
4
|
>=
16
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
2 |
34
|
>=
8
|
4
|
2
|
8
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
3 |
39
|
4
|
2
|
1
|
4
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
4 |
47
|
>=
8
|
4
|
>=
4
|
>=
16
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
5 |
49
|
>=
4
|
>=
8
|
>=
4
|
>=
16
|
>=
8
|
>=
4
|
MLSB
|
erm
|
6 |
53
|
4
|
4
|
2
|
8
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
7 |
61
|
2
|
>=
8
|
1
|
8
|
0,25
|
<=
0,06
|
i
MLSB
|
ermTR
|
8 |
63
|
1
|
2
|
0,5
|
4
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
9 |
65
|
2
|
>=
8
|
1
|
>=
8
|
0,12
|
<=
0,06
|
i
MLSB
|
ermTR
|
10 |
67
|
1
|
2
|
0,25
|
2
|
0,12
|
<=
0,06
|
i
MLSB
|
ermTR
|
11 |
120
|
>=
8
|
4
|
>=
4
|
>=
16
|
0,12
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
12 |
121
|
1
|
4
|
1
|
8
|
0,12
|
<=
0,06
|
i
MLSB
|
ermTR
|
13 |
132
|
4
|
4
|
2
|
8
|
0,06
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
14 |
136
|
>=
8
|
4
|
2
|
8
|
0,06
|
<=
0,06
|
M
|
mef
|
15 |
149
|
1
|
4
|
0,5
|
4
|
0,25
|
<=
0,06
|
i
MLSB
|
ermTR
|
16 |
151
|
>=
8
|
>=
8
|
>=
4
|
>=
16
|
>=
8
|
>=
4
|
MLSB
|
erm
|
|
|
In Tabelle 8 sind die Grenzwerte,
die für die Beurteilung der Wirksamkeit der untersuchten Antibiotika
angewendet wurden, aufgelistet. Bei insgesamt 37 Erythromycin-resistenten
Stämmen, 25 mit mef-Gen, 9 mit ermTR-Gen, 2 mit erm-Gen
und 1 Stamm mit erm + mef + ermTR-Genen, die
auch auf Josamycin-Empfindlichkeit untersucht wurden, zeigten 35
Stämme eine MHK von < 0,5 µg/ml, waren also Josamycin-empfindlich.
Nur jene zwei Stämme, die ein erm-Gen beherbergten, zeigten
eine MHK von > 8 µg/ml und waren somit Josamycin-resistent.
Tabelle 8: National Committee
for Clinical Laboratory Standards: Grenzwerte für Streptococcus
spp. (andere als S. pneumoniae), Doc. M100-S11,
Jänner 2001
Antibiotikum |
Empfindlich
|
Mäßig
empfindlich
|
Resistent
|
|
Tetrazyklin |
<=
2
|
4
|
>=
8
|
Clindamycin |
<=
0,25
|
0,5
|
>=
1
|
Erythromycin |
<=
0,25
|
0,5
|
>=
1
|
Clarithromycin |
<=
0,25
|
0,5
|
>=
1
|
Azithromycin |
<=
0,5
|
1
|
>=
2
|
Roxithromycin* |
<=
1
|
-
|
>
4
|
Josamycin* |
<=
2
|
-
|
>
4
|
|
* Grenzwerte des Comité
de l’Antibiogramme de la Société Française de Microbiologie
|
|
|
Diskussion
In der Untersuchung an Stämmen,
die in ganz Österreich gesammelt worden waren, ergab sich für Linz
eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von 7% und eine Prävalenz
der Tetrazyklin-Resistenz von 16%. Bei allen Stämmen, die wir im
Jahr 1999 in Linz isoliert hatten (85 Stämme, 8 Erythromycin-resistente,
12 Tetrazyklin-resistente), betrug die Prävalenz der Makrolid-Resistenz
9,4% und die der Tetrazyklin-Resistenz 14%.
In den letzten Jahren wurde bei S. pyogenes eine Erythromycin-Resistenz
von 17% in Finnland [8], 34% in Spanien [9], 35% in Italien [10],
12,7% in Deutschland [11] und eine niedrigere Prävalenz von 6,2%
in Frankreich [12] und 6,5% in Belgien [13] festgestellt. Im Vergleich
dazu nimmt die Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von insgesamt
11% in Österreich einen mittleren Stellenwert ein.
Die Prävalenz der Erythromycin-resistenten Stämme war insgesamt
höher (16,5%) bei Patienten unter 14 Jahren, im Vergleich mit Erwachsenen
(7,1%). In jeder Region kann man diese Verteilung wieder erkennen
(Tabelle 3). Auch andere Autoren wie Seppälä et al. [14] in Finnland
und Bingen et al. [12] in Frankreich fanden in ihren Untersuchungen
eine höhere Makrolid-Resistenz bei S. pyogenes-Stämmen von
Kindern.
Die Prävalenz der Makrolid-Resistenz in verschiedenen Regionen Österreichs
scheint sehr unterschiedlich zu sein, z.B. 6% in Wien und 23% in
Graz. Kriebernegg et al. [15] fanden schon 1996 in Graz eine Erythromycin-Resistenz
von 21,4%.
Die Erythromycin-resistenten Stämme aus dieser Untersuchung wurden
von uns auf die Makrolid-Resistenz-Gene untersucht, wobei sich eine
Verteilung von 98% mef-Gen und 2% ermTR-Gen ergab.
Die hohe Makrolid-Resistenz der S. pyogenes-Stämme aus Graz
könnte unter dem Einfluss des Nachbarlandes Italien stehen. In Italien
wurde bei S. pyogenes eine seit Jahren ansteigende Makrolid-Resistenz
mit einer Verteilung der Erythromycin-Resistenz-Determinanten von
52% auf das mef-Gen, von 38% auf das erm-Gen und von
9% auf das ermTR-Gen berichtet [16].
Die hohe Prävalenz der ermTR-Gene, die wir in Graz gefunden
haben, könnte aber auch ein Hinweis auf eine klonale Ausbreitung
sein. Alle 5 Stämme aus Graz, die ein ermTR-Gen beherbergten,
waren auch Tetrazyklin-resistent. In Italien wurde von einer Verbreitung
des ermTR-Gens unter 9% berichtet. Die Assoziation mit Tetrazyklin-Resistenz
wurde ebenfalls nachgewiesen [16]. Wir haben in derselben Zeit,
1999 bis 2000, auch S. pneumoniae aus mehreren Regionen Österreichs
gesammelt. In dieser Untersuchung fanden wir eine Prävalenz der
Makrolid-Resistenz bei S. pneumoniae-Stämmen von insgesamt
10%, vergleichbar also mit der, die wir bei S. pyogenes gefunden
haben [17]. Die Makrolid-Resistenz war auch bei S. pneumoniae
regional sehr unterschiedlich und in manchen Regionen im umgekehrten
Verhältnis zur Makrolid-Resistenz bei S. pyogenes, somit
der Annahme eines einfachen Selektionsmechanismus durch höheren
Verbrauch der Makrolide in diesen Regionen widersprechend.
Die Makrolid-Resistenz, basierend auf mef-Genen, scheint
sowohl in Linz bei Stämmen, die in den letzten 6 Jahren gesammelt
worden sind (36 von 44 Stämmen), als auch in ganz Österreich (30
von 41 Stämmen) zu dominieren. Nur in Feldkirch konnten wir mehr
ermTR-Gene (3 von 6) als mef-Gene (2 von 6) nachweisen.
Eine Dominanz der neuen Phänotypen und der mef-Gene wurde
auch aus Spanien [9], Italien [16] und Finnland [18] berichtet.
Die Erythromycin-resistenten Stämme mit M-Phänotypen und mef-Genen
waren gleichzeitig resistent gegenüber allen 14- und 15-gliedrigen
Makroliden und empfindlich gegenüber Josamycin, einem 16-gliedrigen
Makrolid. Josamycin zeigte im Vergleich mit 14- und 15-gliedrigen
Makroliden auch bei Stämmen mit induzierbarer MLSB-Resistenz
eine niedrige MHK. Die Tetrazyklin-Resistenz zeigte in den meisten
Regionen eine Prävalenz von über 20%, manchmal assoziiert mit einer
hohen Prävalenz der Makrolid-Resistenz, wie z.B. in Graz (23% und
27%) und Feldkirch (17% und 26%), und manchmal mit einer niedrigen
Prävalenz der Makrolid-Resistenz wie in Innsbruck (9% und 30%) und
Wien (6% und 23%). In Wels, wo wir keine Erythromycin-resistenten
Stämme gefunden haben, waren 7 von 21 Stämmen (33%) resistent gegen
Tetrazyklin.
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Schlussfolgerung
Wir haben bei S. pyogenes
österreichweit eine Prävalenz der Erythromycin-Resistenz von insgesamt
11% und der Tetrazyklin-Resistenz von 24% gefunden. Die Prävalenz
der Makrolid-Resistenz zeigt große Unterschiede in verschiedenen
Regionen Österreichs. Der Mechanismus der Makrolid-Resistenz beruht
bei S. pyogenes-Stämmen aus Österreich überwiegend auf mef-Genen.
Josamycin war bei allen S. pyogenes-Stämmen mit M-Resistenz-Muster
und auch bei einem Teil der Stämme mit induzierbarem MLSB-Muster
in vitro wirksamer als 14- und 15-gliedrige Makrolide. Die Kenntnis
der Epidemiologie der Makrolid-Resistenz und der vorherrschenden
Resistenzmechanismen ist für eine adäquate Antibiotikatherapie und
für die Wahl der geeigneten Substanzen aus der Gruppe der Makrolide
von großer Bedeutung.
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Seppälä H.: „Erythromycin resistance genes in group A streptococci
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Anschrift
des Verfassers:
Dr. med. Crista Jebelean
Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin, Krankenhaus
der Elisabethinen Linz
A-4010 Linz, Fadingerstr. 1 |
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