Josamycin - das bessere Makrolid?

A. Georgopoulos 1, A. Buxbaum 1,2
1 Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für Infektionen und Chemotherapie, AKH Wien
(Leiter: Univ.-Prof. DDr. W. Graninger)
2 Univ.-Klinik für Innere Medizin IV, Klin. Abt. für Pulmologie, AKH Wien
(Vorstand: Univ.-Prof. Dr. L.H. Block)



Schlüsselwörter:
Atemwegsinfektionen, Josamycin, Streptokokken, Pneumokokken, Resistenzsituation


Zusammenfassung

Josamycin ist ein Antibiotikum aus der Makrolidgruppe und wird bei Infektionen der Atemwege, des HNO-Traktes, des Urogenitalbereiches, von Haut- und Weichteilen, im Dentalbereich und bei posttraumatischen und postoperativen Infektionen erfolgreich eingesetzt. Im Gegensatz
zu herkömmlichen Makroliden basiert die Struktur von Josamycin auf einem 16-gliedrigen Laktonring. Dieser Unterschied hat sich als klinisch relevant erwiesen. Ein häufig bei Streptokokken vorkommender Resistenzmechanismus ("M-Resistenz") beruht auf einer Efflux-Pumpe, die Makrolide kontinuierlich aus dem Zellinneren heraustransportiert. Dieser Resistenzmechanismus bewirkt eine Resistenz gegen Erythromycin, Clarithromycin, Azithromycin und Roxithromycin, ist aber gegen Josamycin wirkungslos. Außerdem kommt es durch Josamycin seltener zu einer Resistenzinduktion als durch andere Vertreter der Makrolidgruppe. Neue Daten zeigen auch eine hervorragende Wirkung gegen Ureaplasma urealyticum und Mycoplasma hominis.

Key-words:
Infection of the respiratory tract, josamycin, streptococci, pneumococci, resistance


Summary

Josamycin as an antibiotic substance of the macrolid group is used with great effect against infections of the respiratory tract, of the ear/nose/throat region, against urogenital, dermatological and abdominal diseases, in dentistry and against post-traumatic and postoperative infections. In comparison with traditional macrolids josamycin has a 16-limbed lacton-circle. This structural differenence results in clinical relevance. Streptococci often manifest resistance mechanism (M-resistance) based on an efflux-pump which transports continuously macrolids out of the cell. This resistance mechanism effects resistential reaction against erythromycin, clarithromycin, azithromycin and roxithromycin but not against josamycin. Furthermore resistance induction is not as often as in other substances of the macrolid group. Excellent effect against Ureaplasma urealyticum and Mycoplasma hominis could be demonstrated in recent studies.


Einleitung

Josamycin ist ein oral verabreichbares Antibiotikum aus der Gruppe der Makrolide, isoliert aus dem Kulturmedium von Streptomyces narbonensis var. josamyceticus.

Die zu der großen Gruppe der Makrolide gehörenden Antibiotika unterscheiden sich trotz der gemeinsamen makrozyklischen Laktonstruktur vielfach in ihrem molekularen Aufbau. Josamycin besitzt - im Gegensatz zu den anderen im Handel befindlichen Makroliden - einen 16-gliedrigen Laktonring und durch eine lineare Anordnung von Aminozucker und Zucker, verestert mit einer aliphatischen Carbonsäure, eine sehr lange Seitenkette.

Ein klinisch besonders wichtiger Unterschied liegt im Aufbau des Laktonringes. Während Erythromycin, Clarithromycin und Roxithromycin einen 14-gliedrigen und Azithromycin einen 15-gliedrigen Laktonring besitzen, hat der Laktonring von Josamycin 16 Glieder. Ein überaus wichtiger Unterschied, denn dadurch sind Resistenzen, die auf einem Makrolid-Efflux-Mechanismus beruhen, gegen Josamycin unwirksam.

Es ist nicht überraschend, dass derartige strukturelle Charakteristika nicht nur die physiko-chemischen Eigenschaften, sondern auch das pharmakologische Verhalten beeinflussen (Abbildung 1) [1]. Es erscheint daher nötig, Josamycin als speziellen Vertreter der Gruppe der
Makrolide differenzierter zu betrachten, um Besonderheiten bzw. Vorteile für die Therapie besser ausschöpfen zu können.

Abbildung 1: Chemische Struktur

Abbildung 1

 

Pharmakokinetik

Josamycin ist deutlich säurestabiler als Erythromycin und wird nach oraler Applikation im Gastrointestinaltrakt fast vollständig resorbiert, maximale Serumkonzentrationen können nach etwa einer Stunde nachgewiesen werden [2]. Nahrungsaufnahme verzögert zwar die Resorption, maximale Konzentrationen werden in diesem Fall erst nach 2 Stunden gemessen. Signifikante Unterschiede der Spitzenkonzentrationen zwischen nüchternen und nicht nüchternen Probanden bestehen nicht. Gemessen wurden nach oraler Einzelgabe (nüchtern) von 1 g nach einer Stunde Plasmakonzentrationen von 2,4 bis 3 mcg/mL, nach Einzelgabe von 1,5 g nach 1,5 Stunden 3,5 bis 7,2 mcg/mL (Mittelwert 5 mcg/mL) [3, 4, 5]. Die Plasmaspiegel steigen während längerer Einnahme an und erreichen schließlich Steady-State-Bedingungen. Bei Tagesdosen
von 1.500 mg werden nach 49 Stunden Serumkonzentrationen von 1,64 mcg/mL, bei 2.000 mg zum gleichen Zeitpunkt 2,3 mcg/mL erreicht [6].

Entsprechend dem Verteilungskoeffizienten ist Josamycin wesentlich lipophiler (> 15fach) als Erythromycin. Die Bindung an Serumeiweiß liegt mit 15% dagegen wesentlich niedriger als diejenige von Erythromycin (80 - 90%).

Tabelle 1: Penetration von Josamycin in verschiedene Gewebe (nach Periti P., 1989)

  Penetration Konzentrations-
verhältnis
Gewebe / Serum
Bronchialflüssigkeit
Röhrenknochen
Lunge
Mittelohr (Exsudat)
Kieferknochen
Speichel
Tränenflüssigkeit
Tonsillen
+
+
++
++
-
-
-
++
0,28 - 0,48
0,8
1,3 - 2,9
0,49 - 2,3
0,4
0,4
0,8
7 - 28
++ = ausgezeichnet + = gut - = schlecht

Josamycin penetriert daher hervorragend ins Gewebe (Tabelle 1) [4]. Das errechnete Verteilungsvolumen beträgt cirka 300 L [3]. Die Gewebskonzentrationen liegen im Allgemeinen bei adäquater Dosierung über den für die Wirksamkeit nötigen Hemmkonzentrationen von 0,5 mcg/mL bei z.B. Mycoplasma pneumoniae, Streptococcus pneumoniae, Streptococcus pyogenes, Corynebacterium diphtheriae und Neisseria meningitidis bzw. über 2 mcg/mL bei Staphylococcus aureus und Bacteroides fragilis (Abbildung 2) [7, 8, 9]. Wie alle Makrolid-Antibiotika penetriert Josamycin auch sehr gut in den intrazellulären Raum, was für die Wirkung gegen in der Zelle gelegene Pathogene, wie Mykoplasmen, Chlamydien oder Legionellen, aber auch bei in Phagozyten eingeschlossenen Staphylokokken sehr wichtig ist.

Abbildung 2: Josamycin-Konzentrationen im Gewebe (nach Carlone N.A., 1982; Wildfeuer A., 1987)

Abbildung 2

Josamycin wird in der Leber metabolisiert und primär biliär eliminiert, weniger als 20% der eingenommenen Dosis gelangen unverändert in den Urin. 4 Metaboliten wurden identifiziert, nur der 15-hydroxylierte Metabolit ist antimikrobiell aktiv, allerdings in einem geringeren Ausmaß als die Muttersubstanz. Die Eliminationshalbwertszeitbeträgt 0,9 - 2,0 Stunden [4, 6, 7, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16].

 

Antimikrobielle Aktivität

Wie alle Makrolide wirkt Josamycin unabhängig von der Zellwandsynthese auch auf zellwandlose, nicht proliferierende Keime bakteriostatisch durch Blockierung der Peptidyltransferase in der Proteinbiosynthese infolge Bindung an die Fraktion 50S und 70S der Ribosomen der Zielbakterien. Dieser Vorgang behindert durch Interferenz mit der Fixierung des t-RNA-Aminosäurenkomplexes die Ablesung der messenger-RNS und so in Folge auch die Funktion der Ribosomen. Bei Konzentrationen über dem 2 - 4 fachen minimalen Hemmkonzentrationswert
(MHK) wirkt Josamycin auch bakterizid. Die Destabilisierung des Ribosomen-Peptidyl-tRNA-Komplexes wird dabei von der Größe des Makrolid-Moleküls beeinflusst.
Großmolekulare Makrolide mit einem 16-gliedrigen Laktonring, sowie Lincosamine oder Streptogramin B destabilisieren den Ribosomen-Peptidyl-tRNA-Komplex viel stärker als kleinere Moleküle. Aus diesem Grund kommt es durch Josamycin deutlich seltener zu einer Resistenzinduktion als durch andere Vertreter der Makrolide (Tabelle 2) [17].

Tabelle 2: In-vitro-Keimspektrum von Josamycin

In-vitro-Keimspektrum
von Josamycin

Gram-positive aerobe Pathogene
Staphylococcus aureus, Staphylococcus epidermidis,
Staphylococcus citreus, Streptococcus pneumoniae,
Streptococcus pyogenes, Corynebacterium diphtheriae
Listeria monocytogenes

Gram-negative aerobe Pathogene
Bordetella pertussis, Haemophüus influenzae,
Neisseria meningitidis, Neisseria gonorrhoeae,
Treponema pallidum

Anaerobe Pathogene
Bacteroides fragüis, Bacteroides spp, Peptokokken,
Peptostreptokokken, Clostridien

Intrazelluläre Pathogene
Mycoplasma hominis, Mycoplasma pneumoniae,
Ureaplasma urealyticum, Chlamydia psittaci,
Chlamydia trachomatis, Legionella pneumophüa,
Rickettsiaceae

Streptokokken
Seit einigen Jahren steigt die Resistenz von Streptokokken gegen Makrolide weltweit an. Österreich und Deutschland sind zwar noch nicht in dem Ausmaß wie andere Staaten (USA, Südeuropa, Japan etc.) betroffen, es zeigt sich aber dennoch eine stetig steigende Tendenz (Abbildungen 3, 4). Allerdings sind nicht alle Makrolide gleichmäßig betroffen - durch die 16-gliedrige Struktur des Laktonringes gelten diese Daten nicht für Josamycin (Abbildung 5, 6, 7) [18, 19, 20, 21].

Abbildung 3: Anstieg der Resistenzen gegen Erythromycin bei Pneumokokken in Linz (nach Jebelean C. et al., 2001)

Abbildung 3

 

Abbildung 4: Anstieg der Makrolid-Resistenzen bei Streptococcus pyogenes in Deutschland (nach Sauermann R. et al., 2003)

Abbildung 4

 

Abbildung 5: Anstieg resistenter Pneumokokken, Vergleich 1996 - 2002 (nach Buxbaum A., 2004, Georgopoulos A., 2004)

Abbildung 5

 

Abbildung 6: Aktivität gegen Streptococcus pyogenes, 540 Isolate (Bayern 1999 - 2000) (nach Sauermann R., 2003)

Abbildung 6

 

Abbildung 7: Aktivität gegen Pneumokokken, 598 Isolate (Österreich 1999 - 2001) (nach Jebelean C., 2002)

Abbildung 7

Makrolide, wie auch Lincosamine und Streptogramine, wirken durch Behinderung der Proteinsynthese an bakteriellen Ribosomen. Eine Ribosomen-Alteration durch eine Methylase mit verminderter Bindungsfähigkeit von Makroliden, Lincosaminen und Streptograminen war der erste gegen Erythromycin gerichtete, bekannte Resistenzmechanismus. Dieser erm-Gen-codierte Resistenzmechanismus (erythromycine ribosome methylation) betrifft gleichermaßen Makrolide, Lincosamide und Streptogramin B ("MLSB-Resistenz"). Daher sollte bei diesem Typ die alleinige Testung von Erythromycin ausreichend Auskunft über die zu erwartende Wirksamkeit der gesamten Makrolid-Gruppe geben. Das gilt jedoch nur mit Einschränkungen, denn manche Erreger tragen induzierbare MLSBi-Resistenzen, die zwar im Genotyp vorhanden, jedoch im Phänotyp noch nicht ausgeprägt sind. Da Josamycin wesentlich seltener Resistenzen induziert als herkömmliche Makrolide, sind diese Pathogene, obwohl sie eine erm-Gen-codierte MLSBi-Resistenz besitzen, empfindlich gegen Josamycin. Kommen diese Erreger mit MLSBi-Resistenz in Kontakt mit herkömmlichen Makroliden, wie Erythromycin, dann wird der Resistenzmechanismus induziert und der resistente Phänotyp ausgebildet (MLSBc). Gegen diese Erreger ist dann auch Josamycin unwirksam (Abbildung 8) [22].

Abbildung 8: Makrolid-Resistenzen - Erythromycin-Testblättchen in der Mitte, an den Seiten Clindamycin (links) und Josamycin (rechts) (nach Jebelean C., 2001)

Abbildung 8

Ein weiterer Resistenzmechanismus ("M-Resistenz") gegen Makrolide beruht auf einer Efflux-Pumpe, die das Makrolid kontinuierlich aus dem Zellinneren transportiert [23, 24]. Dieser mef-Gen-codierte Resistenzmechanismus (macrolide efflux) betrifft nur Makrolide und unter ihnen
nur die 14- und 15-gliedrigen, nicht aber die 16-gliedrigen Makrolide, wie Josamycin. Diese Stämme erscheinen daher bei In-vitro-Tests immer Erythromycin-resistent und zeigen eine Kreuzresistenz gegen Clarithromycin, Azithromycin und Roxithromycin. Daher gibt die alleinige
Testung von Erythromycin hier keine ausreichende Auskunft über eine Resistenz gegen Josamycin, denn auch bei Unempfindlichkeit gegen Erythromycin wirkt Josamycin bei M-Resistenzen.

Bei Streptococcus pneumoniae existieren noch andere Resistenzmechanismen gegen Makrolide, wie Esterasen, Phosphorylasen und Mutationen in den ribosomalen Proteinen L4 und L22 bzw. in der ribosomalen 23S rRNA, die aber wesentlich seltener sind [25].

Infolge seiner Sonderstellung wirkt Josamycin daher bei einem nicht unbeträchtlichen Teil jener Streptokokken, bei denen andere Makrolide unwirksam sind (Tabelle 3) [26]. Der Unterschied zwischen Josamycin und den anderen, herkömmlichen Makroliden ist von der Inzidenz der einzelnen Resistenzmechanismen abhängig. Je höher der Anteil der mef-Gen-codierten M-Resistenz liegt, desto besser wirkt Josamycin, auch wenn andere Makrolide versagen. Die Häufigkeit der Resistenzmechanismen wird unterschiedlich angegeben und scheint geographischen Einflüssen zu unterliegen. In einer rezenten Publikation aus Österreich wird bei Erythromycin-resistenten Streptococcus pyogenes-Stämmen der Anteil von M-Resistenzen mit 71%, bei resistenten Pneumokokken mit 34% angegeben (Tabelle 4, 5) [18,22].

Tabelle 3: Aktivität von Makroliden gegen Erythromycin-resistente Streptococcus pyogenes-Stämme und multiresistente Pneumokokken (nach Klugmann K.P., 1998)

Pathogen (n) Makrolid
MIC50 (mg/L)
MIC90 (mg/L)
Bereich
Laktonring-Glieder
S. pyogenes,
Erythromycin-
resistent (40)
.
.
Erythromycin
Roxithromycin
Clarithromycin
Azithromycin
Josamycin
4
8
16
16
< 0,06
8
8
32
16
< 0,06
2 - 8
4 - 8
16 - 32
4 - 16
< 0,06
14
14
14
15
16
S. pneumoniae,
multiresistent (40)
.
.
.
Erythromycin
Roxithromycin
Clarithromycin
Azithromycin
Josamycin
8
16
4
32
0,5
> 64
> 64
32
64
2
4 - > 64
2 - > 64
2 - > 64
2 - > 64
0,12 - 4
14
14
14
15
16

 

Tabelle 4: Inzidenz der Resistenzmechanismen von Streptokokken - Erythromycin-resistente Streptokokken in Österreich 1999/2000 (nach Jebelean C., 2001)

Pathogen
erm*
mef
Kombination
andere
S. pyogenes
S. agalactica
S. pneumoniae
Vergrünende S.
27%
85%
66%
36%
71%
15%
34%
48%
2%
.
.
.
.
.
.
16%
*erm + ermTR

 

Tabelle 5: MHK - Grenzwerte für Streptococcus pneumoniae (nach Jebelean C., 2002)

 
empfindlich
intermediär-
empfindlich
resistent
Erythromycin
Roxithromycin
Clarithromycin
Azithromycin
Josamycin
0,25
1
0,25
0,5
2
0,5
-
0,5
1
-
1
> 4
1
2
> 8
* Grenzwerte des Comité de l'Antibiogramme de la Société Francaise de Microbiologie
**NCCLS - Grenzwerte 01 / 2001

Staphylokokken
Wie bei anderen Pathogenen zeigt die Resistenzrate gegen Makrolide auch bei Staphylokokken steigende Tendenz. Dem 16-gliedrigen Josamycin kommt auch hier eine Sonderstellung zu. Laut Untersuchungen scheint Josamycin den 14- und 15-gliedrigen Makroliden in der In-vitro-Wirksamkeit gegen Erythromycin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme überlegen zu sein (Abbildung 9, 10) [27, 28]. Nach Gabe von Josamycin bleibt auch ein deutlicher postantibiotischer Effekt gegen intraleukozytäre Staphylococcus aureus bestehen [29].

Abbildung 9: Empfindlichkeit von Erythromycin-resistenten Staph. aureus-Stämmen (MHK 4 mg/L) (nach Georgopoulos M., 1993)

Abbildung 9

 

Abbildung 10: In-vitro-Aktivität gegen Erythromycin-resistente Staphylokokken (MHK 4 mcg/ml) (nach Georgopoulos A., 1993)

Abbildung 10

Intrazelluläre Pathogene
Infolge seiner guten Penetrationsfähigkeit in das Zielgewebe und in den Intrazellularraum wirkt Josamycin auch sehr gut gegen intrazelluläre Pathogene, wie Mycoplasma hominis, Mycoplasma pneumoniae, Ureaplasma urealyticum, Chlamydia psittaci, Chlamydia trachomatis und Legionellen. Die zur antimikrobiellen Wirksamkeit notwendigen Konzentrationen werden von Josamycin problemlos erreicht (Tabelle 6a, 6b) [30, 31].
Die Wirksamkeit gegen Mycoplasma pneumoniae entspricht laut Vergleichsstudien zumindest derjenigen von Erythromycin [16, 32, 33]. Gegen Ureaplasma urealyticum ist Josamycin deutlich wirksamer als Roxithromycin oder Azithromycin, insbesondere bei kombinierten Infektionen durch Ureaplasma urealyticum und Mycoplasma hominis (Tabelle 7) [34].

Tabelle 6a: Empfindlichkeit von 137 Mycoplasma pneumoniae-Isolaten gegen Josamycin (nach Suzaki K., 1982)

Anzahl
empfindlicher Isolate
MHK
(mcg/ml)
% empfindlicher
Isolate
2
25
76
34
137
0,0031
0,0061
0,0122
0,024
Summe
1,5%
18,2%
55,5%
24,8%
100%

 

Tabelle 6b: Empfindlichkeit von 36 Legionella-Stämmen gegen Makrolide (nach Bornstein N., 1985)

Makrolid
MHK
Josamycin
Erythromycin
Spiramycin
0,06 - 0,25 mcg/ml
0,12 - 0,5 mcg/ml
1,0 - 5,0 mcg/ml

 

Tabelle 7: In-vitro-Empfindlichkeit von Ureaplasma urealyticum und Mycoplasma hominis gegen Makrolide (nach Huang C., 2003)

 
empfindlich
intermediär
empfindlich
resistent
UU
UU + MH
UU
UU + MH
UU
UU + MH
Josamycin
.
145
96,67%
30
71,43%
3
2,00%
0
0%
2

1,33%

12
28,57%
Roxithromycin
.
59
39,33%
4
9,5%
64
42,67%
2
4,76%
27
18,00%
35
85,72%
Azithromycin
.
12
8,00%
0
0%
112
74,67%
4
9,52%
25
17,33%
38
90,48%
UU = Ureaplasma urealyticum         MH = Mycoplasma hominis

 

Klinischer Einsatz

Josamycin wurde im Rahmen von Studien an über 35.000 Patienten verabreicht. In erster Linie handelt es sich dabei um Studien über Infektionen der oberen und unteren Atemwege und des HNO-Traktes. Die klinischen Behandlungserfolge betragen durchschnittlich etwa 97%. Aufgrund der hohen Erfolgsraten ist Josamycin ein Antibiotikum der ersten Wahl bei HNO- und Atemwegsinfekten und eignet sich zur empirischen Therapie, das heißt ohne vorherige Bestimmung des Pathogens. Infolge der im Vergleich mit herkömmlichen Makroliden überlegenen Wirksamkeit gegen Streptokokken ist Josamycin vor allem bei Tonsillitis bzw. Pharyngitis ein idealer Ersatz für Penicillin-Antibiotika.

Durch seine gute Wirksamkeit gegen Staphylokokken kann Josamycin auch erfolgreich gegen Infektionen von Haut und Weichteilen sowie bei schwereren Formen von Akne eingesetzt werden. Die gute Penetration macht Josamycin, vor allem bei Patienten mit Betalaktam-Allergien, auch zu einem geeigneten Antibiotikum bei dentalen Eingriffen.

Josamycin wurde in verschiedenen klinischen Studien bei Infektionen der unteren und oberen Atemwege, des HNO-Traktes, bei Haut- und Weichteilinfekten, sowie bei urologischen Indikationen erfolgreich eingesetzt.

Atemwegsinfektionen
Josamycin erwies sich in verschiedenen Studien bei Atemwegsinfektionen als sehr wirkungsvoll. Bei Infektionen der oberen Atemwege, im Pharynx- und Tonsillen-Bereich sind die hohen Erfolgsraten (zwischen 96,3% und 97,8% ) zu einem hohen Grad auf die verlässlichere
Wirksamkeit gegen Streptokokken zurückzuführen (Tabelle 8) [35]. Josamycin wurde auch erfolgreich bei akuten Exazerbationen von chronischen Bronchitiden eingesetzt. Die klinische Erfolgsrate der 14-tägigen Therapie lag im Durchschnitt bei 95,2% - bei Patienten unter 65 Lebensjahren bei 96,3% und bei über 65-Jährigen bei 93,3% (Tabelle 9) [36]. Unter der Therapie mit Josamycin konnte in 95,2% der Fälle eine Eradikation des Pathogens erreicht werden (Tabelle 10). Auch die Symptome der chronischen Bronchitis wurden durch die Behandlung signifikant gebessert (Abbildung 11).

Tabelle 8: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei Infektionen der oberen und unteren Atemwege (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Laryngopharyngitis
Pharyngitis
Laryngitis
Tonsillitis
Obere Atemwegsinfekte
Angina
Bronchitis
Pneumonie
Bronchopneumonie
Mykoplasmenpneumonie
1.481
934
167
2.656
2.068
157
4.946
668
482
89
97,8%
96,3%
96,4%
97,7%
97,8%
93,0%
96,5%
94,5%
95,4%
96,6%

 

Tabelle 9: Klinische Wirksamkeit von Josamycin (1.500 mg/Tag) bei akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis (nach Fraschini F., 1990)

Patienten
alle
n = 42
Patienten
< 65a
n = 27
Patienten
65a
n = 15
Heilung
Besserung
Kein Erfolg
Klinischer Erfolg
76,2%
19,0%
4,8%
95,2%
85,2%
11,1%
3,7%
96,3%
60,0%
33,3%
6,7%
93,3%

 

Tabelle 10: Eradikation der Erreger durch 14-tägige Therapie mit Josamycin bzw. Clarithromycin bei akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis (nach Fraschini F., 1990)

Josamycin
Clarithromycin
Anzahl Patienten
Eradikation
Erregerpersistenz
n = 42
95,2%
4,8%
n = 39
94,9%
5,1%

 

Abbildung 11: Besserung der Symptome bei akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis durch Josamycin (1.500 mg/d) (nach Franschini F., 1990)

Abbildung 11

 

Tabelle 11: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei unterschiedlichen bronchopulmonalen Infekten (n=6.033) (nach Lozarno R., 1991)

 
Pneumonie
Atypische
Pneumonie
Akute
Bronchitis
Chronische
Bronchitis
Anzahl Patienten
Anzahl Patienen (%)
Heilung
Besserung
Kein Erfolg
Klinischer Erfolg
834
(14%)
84,8%
12,9%
2,3%
97,7%
468
(8%)
84,6%
12,9%
2,5%
97,5%
2.638
(44%)
81,5%
16,5%
2,0%
98,0%
2.093
(35%)
30,3%
66,0%
3,7%
96,3%

Tabelle 12: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei Infektionen des HNO-Bereiches (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Sinusitis
Sinusitis maxillaris
Otitis media
Otitis externa
Furunculosis des
äußeren Gehörganges
621
34
953
127
191
.
92,1%
100,0%
92,2%
96,9%
97,4%
.

Ein ähnlich gutes Ergebnis konnte bei der Behandlung von 6.033 ambulanten Patienten mit verschiedenen Atemwegsinfekten erzielt werden. Die klinische Erfolgsrate von Josamycin lag je nach Art des bronchopulmonalen Infektes zwischen 98,0% und 96,3% (Tabelle 11) [37]. Durch die breite Wirkung gegen atypische Erreger von Atemwegsinfektionen ist Josamycin ohnehin ein Mittel der ersten Wahl gegen Infektionen mit Chlamydien, Mykoplasmen und Legionellen.

HNO-Trakt-Infektionen
Der Einsatz von Josamycin bei Infektionen im Hals-Nasen-Ohrenbereich wurde bei fast 2.000 Patienten in klinischen Studien dokumentiert. Die klinischen Erfolgsraten lagen zwischen 92,1% und 100,0%. Der gute Erfolg bei Infektionen des äußeren Gehörganges ist wahrscheinlich auf die überlegene Wirksamkeit gegen Staphylokokken zurückzuführen (Tabelle 12) [35].

Haut- und Weichteil-Infektionen
Durch seine überlegene Wirksamkeit gegen Staphylokokken, die höhere Unempfindlichkeit gegen Resistenzmechanismen von Streptokokken und seine gute Penetrationsfähigkeit kann Josamycin auch erfolgreich gegen Infektionen im Haut- und Weichteilbereich eingesetzt werden (Tabelle 13) [35]. Vor allem bei Allergien gegen Penicilline bzw. Cephalosporine ist Josamycin eine wirksame Alternative zu den Betalaktam-Antibiotika. Darüber hinaus ist Josamycin hochwirksam gegen Propionibacterium acnes und kann auch daher effizient zur Therapie von Akne eingesetzt werden (Tabelle 14) [38].

Tabelle 13: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei Infektionen von Haut- und Weichteilen (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Pyodermie
Follikulitis
Akne
Furunkel
Karbunkel
Flurunkulosis
Suppuratives Atherom
Panaritium
Phlegmone
Abszess
47
94
359
653
73
141
130
189
121
23
95,7%
95,7%
95,0%
97,9%
97,3%
94,3%
96,2%
95,8%
95,0%
100,0%

 

Tabelle 14: In-vitro-Aktivität von Makroliden gegen Propionibacterium acnes (nach Yamaji E., 1997)

Josamycin
Erythromycin
Roxithromycin
MHK 50
MHK 90
0,05 mcg/ml
0,1 mcg/ml
0,1 mcg/ml
0,1 mcg/ml
0,1 mcg/ml
0,2 mcg/ml

Infektionen im Urogenitalbereich
Bei urogenitalen Infektionen ist die hohe klinische Erfolgsrate großteils auf die gute Wirksamkeit gegen intrazelluläre Pathogene bzw. auf die überlegene Wirksamkeit gegen Ureaplasma urealyticum und Mycoplasma hominis zurückzuführen. Wie eine rezente Studie zeigt, ist Josamycin eines der wirksamsten Antibiotika bei NGU (non-gonococcal Urethritis). Ureaplasma ureaIyticum sind zu 96,67% empfindlich, auch bei Kombinationsinfektionen von Ureaplasma urealyticum plus Mycoplasma hominis sprechen 71,43% der Pathogene auf Josamycin an (Tabelle 15, 16). Im Gegensatz zu den anderen Makroliden hat die Resistenz gegen Josamycin in den letzten Jahren nicht zugenommen, Josamycin sollte daher bei Mykoplasmeninfektionen im Urogenitaltrakt als Mittel der ersten Wahl eingesetzt werden [35, 39].

Tabelle 15: Wirksamkeit von verschiedenen Antibiotika gegen Ureaplasma urealyticum und Kombinationsinfektionen von Ureaplasma urealyticum plus Mycoplasma
hominis
(nach Huang C., 2003)

Josamycin > Doxycyclin > Minocyclin
  > Sparfloxacin > Roxithromycin
  > Ofloxazin > Azithromycin

 

Tabelle 16: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei Infektionen im Urogenitalbereich (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Urethritis
Zystitis
Epididymititis
30
168
3
90,0%
96,4%
100,0%

Infektionen im Dentalbereich
Josamycin dringt sehr gut in das Zahngewebe bzw. dessen Umgebung vor. In Zahngranulomen wurden nach Einnahme von nur 600 mg Josamycin Konzentrationen von 2,39 mcg/ml, also über der MHK der entsprechenden Pathogene gefunden [40]. Die klinischen Erfolgsraten zeigen, dass Josamycin bei Infektionen im Zahnbereich erwartungsgemäß sehr effektiv ist. In einer doppelblinden Studie wurde die Eradikationsrate bei odontogenen Infekten für Josamycin mit 97,4% angegeben (Tabelle 17) [41,35].

Tabelle 17: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei Infektionen im Dentalbereich (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Peridontitis
Alveolitis
Pericoronitis
Sinusitis maxillaris
Gnathitis
Alveolarabszess
858
174
605
34
108
468
97,7%
96,6%
96,9%
100,0%
90,7%
99,4%


Posttraumatische und postoperative Infektionen
Durch das breite Spektrum, die gute Staphylokokken-Wirksamkeit und die geringere Inzidenz von Resistenzen bei Streptokokken kann Josamycin auch sehr erfolgreich bei posttraumatischen und postoperativen Infektionen eingesetzt werden (Tabelle 18) [35].

Tabelle 18: Klinische Wirksamkeit von Josamycin bei posttraumatischen und postoperativen Infektionen (nach Osono T., 1979)

Diagnose
Anzahl Patienten
Erfolgsrate
Postoperative Infekte
Infekte nach Verbrennungen
Wundinfektionen
727
126
300
97,4%
98,0%
98,0%

 

Einsatz in der Pädiatrie

In der Pädiatrie wurde Josamycin vor allem bei Infektionen der Atemwege und des HNO-Bereiches erfolgreich geprüft. In den einzelnen Indikationen sind die klinischen Erfolgsraten von 2 großen multizentrischen Studien mit insgesamt fast 3.800 Patienten vergleichbar und bewegen sich zwischen 90,0% und 100,0% (Tabelle 19, 20; Abbildung 12, 13) [14,42]. Josamycin erwies sich im Rahmen dieser Studien sowohl bei Infekten der unteren als auch der oberen Atemwege bzw. des HNO-Traktes als sehr wirksam, bei Scharlach war die Anwendung in beiden Studien ein jeweils 100%iger Erfolg.

Tabelle 19: Klinische Wirksamkeit von Josamycin (Multizenterstudie, 1.908 Kinder Ø 5,27 Jahre) (nach PriviteraG., 1984)

Infektion
Patientenzahl
klinischer Erfolg
Pharyngitis, Tonsillitis
Otitis media, Sinusitis
Bronchitis
Pneumonie
Pertussis
Scharlach
Dentale Infekte
Haut-, Weichteilinfekte
1.158
193
328
37
104
19
27
14
97,2%
96,4%
96,3%
97,3%
96,2%
100,0%
98,3%
100,0%

 

Tabelle 20: Klinische Wirksamkeit von Josamycin (Multizenterstudie, 1.887 Kinder Ø 4,3 Jahre) (nach Waßmer B., 1985)

Infektion
Patientenzahl
klinischer Erfolg
Otitis
Bronchitis
Tonsillitis
Pneumonie
Sinusitis
Pertussis
Scharlach
Sonstige
813
340
254
114
114
113
11
128
93,97%
93,24%
96,85%
95,61%
98,25%
94,69%
100,00%
90,63%

 

Abbildung 12: Klinische Wirksamkeit von Josamycin in einer Multizenterstudie an 1.908 pädiatrischen Patienten (nach Privitera G., 1984)

Abbildung 12

 

Abbildung 13: Klinische Wirksamkeit von Josamycin in einer Multizenterstudie an 1.887 pädiatrischen Patienten (nach Waßmer B., 1985)

Abbildung 13

In kleineren Studien an 241 bzw. 78 Kindern war der Einsatz von Josamycin bei Atemwegsinfekten und Infektionen des HNO-Bereiches ebenfalls sehr effizient. Die Erfolgsraten lagen in diesen Studien zwischen 93% und 98,4%, als Erreger konnten Streptokokken, Staphylokokken, Haemophilus influenzae, Bordetella pertussis, Mykoplasmen und Chlamydien identifiziert werden [43,44].

Auch in einer rezenten Studie an 223 auswertbaren pädiatrischen Patienten mit Tonsillitis war die Wirkung von Josamycin derjenigen von Penicillin-Antibiotika durchwegs vergleichbar [45].

Bei dentalen Infekten und Infektionen von Haut- und Weichteilen sind die Patientenzahlen geringer, die Erfolgsraten (98,3%-100%) sprechen aber für sich [35].

 

Einsatz in der Schwangerschaft

Josamycin wird in verschiedenen europäischen Staaten als Mittel der Wahl zur Therapie der Toxoplasmose bei Schwangeren empfohlen. Die Dosierung beträgt dabei 3-mal 1 g/Tag über 10 Tage. Nach je einer Pause von 10 Tagen sind eine zweite und dritte Therapiefolge
anzuschließen. Im langjährigen Einsatz bei Graviden wurde Josamycin bisher ohne nachteilige Wirkungen eingesetzt, auch in Tierversuchen wurden in höchsten Dosen bis heute keine teratogenen Effekte nachgewiesen. Prinzipiell sollte das Antibiotikum dennoch zur Vorsicht im ersten Trimenon nur nach strenger Indikationsstellung eingesetzt werden [46]. Josamycin in einer Tagesdosis von 1,5 g hat sich auch als sehr effektiv zur Behandlung von Chlamydien-Infektionen von Schwangeren erwiesen [47].

 

Verträglichkeit

Die Klasse der Makrolid-Antibiotika zeichnet sich generell durch eine sehr gute Verträglichkeit aus. Das gilt auch für Josamycin. Bei Erfassung der Daten von 27.090 im Rahmen von Studien behandelten Patienten wurden Nebenwirkungen bei 4,91% der Teilnehmer registriert (Abbildung 14) [35]. Bei einer etwas kleineren Studie an 1.887 Kindern (04,3 Jahre) kam es in 8,6% der Fälle zu größtenteils problemlosen, unerwünschten
Ereignissen, das Absetzen der Medikation war aber nur in 1,32% erforderlich (Abbildung 15) [42]. Die häufigsten Nebenwirkungen sind gastrointestinale Beschwerden (Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Tenesmen, Magenschmerzen, pelzige Zunge, Soor, ...). Wesentlich seltener sieht man allergische Reaktionen. Neurologische Störungen (Schwindel, Kopfschmerzen) kommen nur vereinzelt vor. Eventuell kann bei Früh- und Neugeborenen bzw. bei längerfristiger Einnahme von Josamycin ein reversibler Anstieg der Leberenzyme oder eine Cholestase registriert werden [46].

Abbildung 14: Unerwünschte Wirkungen von Josamycin (27.090 behandelte Patienten) (nach Osono T., 1979)

Abbildung 14

 

Abbildung 15: Unerwünschte Wirkungen von Josamycin (Multizenterstudie, 1.887 Kinder Ø 4,3 Jahre) (nach Waßmer B., 1985)

Abbildung 15

 

Interaktionen
Wie alle Makrolid-Antibiotika wird Josamycin durch das Cytochrom-P-450-System in der Leber metabolisiert. Es kann daher zu einer Beeinflussung der Konzentrationen
anderer Substanzen, die am gleichen Isoenzym metabolisiert werden, kommen. Vorsicht ist geboten bei gleichzeitigem Einsatz von Ergotamin-Präparaten, da speziell bei gestörter Leberfunktion eine Kumulation mit ischämischen Reaktionen (Vasospasmus) an den Extremitäten (Ergotismus) nicht auszuschließen ist. Das gilt auch für Theophyllin, obwohl Josamycin im Gegensatz zu
Erythromycin die Serumkinetik nur sehr gering beeinflusst, sodass eine gleichzeitige Behandlung mit Theophyllin in niedriger oder mittlerer Dosierung gefahrlos möglich ist. Bei einer Langzeittherapie bzw. bei Überdurchschnittlich hoher Dosierung von Theophyllin sollte jedoch auf eine mögliche Kumulierung geachtet werden [48]. Auch bei der gleichzeitigen Verabreichung von Cyclosporin und Josamycin kann es zu einer Beeinflussung der Kinetik mit erhöhten Cyclosporin-Konzentratio
nen im Serum kommen [49, 50]. Vorsichtshalber sollten auch die Antihistamine Astemizol (in Österreich nicht mehr registriert) und Terfenadin (in Österreich nicht mehr im Handel) nicht in Kombination mit Makrolid-Antibiotika eingesetzt werden [46].

Überdosierungen
Orale Überdosierungen von Makrolid-Antibiotika verlaufen üblicherweise ohne große Probleme. Entsprechend den Nebenwirkungen können vor allem Durchfalle, Erbrechen und Übelkeit, eventuell auch ein Hörsturz auftreten.
Es genügt eine supportive Behandlung. Über die Bindungsfähigkeit an Aktivkohle liegen keine gesicherten Daten vor [51].

 

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Anschrift des Verfassers:
Univ.-Prof. DDr. Apostolos Georgopoulos
Univ.-Klinik für Innere Medizin I,
Klin. Abt. für Infektionen und Chemotherapie
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
E-Mail: apostolos.georgopoulos@meduniwien.ac.at


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