Es wurde in
den letzten Jahren nur mehr wenig in die Beforschung der Makrolide
investiert, man konzentrierte sich auf die Nachfolge-Klasse,
die Ketolide. Es hat sich aber herausgestellt, dass die 16-gliedrigen
Makrolide anders als der Rest dieser Antibiotika-Klasse sind und
Josamycin diesen Ketoliden zumindest funktionell ähnlich ist.
Ursprünglich
wurden die Makrolide primär in der Pädiatrie verwendet.
Zunehmend eroberten diese Antibiotika aber auch Bereiche der inneren
Medizin. Sie wirken gut gegen Streptokokken bzw. Pneumokokken und
Staphylokokken - in Abhängigkeit von der jeweiligen Resistenzsituation,
sehr gut gegen Mykoplasmen und Chlamydien und sind bei Legionellen
unverzichtbar. Gegen Haemophilus influenzae sind, vor allem
wenn man die Wirkung anderer Antibiotika-Klassen betrachtet, alle
Makrolide relativ unwirksam.
Bei Pneumonien
findet man in erster Linie Pneumokokken, darum legt man auf die
Wirksamkeit gegen diese Keime bei jeder empirischen Therapie einen
so großen Wert. Mykoplasmen und Chlamydien sind auch wichtig,
es gibt gegen diese Erreger aber kein Resistenzproblem. Die Häufigkeit
von Infekten mit Mykoplasmen und Chlamydien wird sehr unterschiedlich
angegeben. Der Grund dafür sind die heute noch mangelhaften
Methoden zum Nachweis dieser Erreger. Auch serologische
Tests sind mit Vorsicht zu interpretieren. Mykoplasmen und
Chlamydien spielen in Zukunft sicher noch eine größere
Rolle. Daher empfehlen amerikanische und kanadische Autoren bei
Pneumonien oft die Kombination von Betalaktam- und Makrolid-Antibiotika.
Mischinfekte
sind wahrscheinlich häufiger als bisher angenommen. Die Häufigkeit
einer Kombination von Streptokokken mit einem anderen
Erreger wird mit 11 -18% angegeben, liegt aber wahrscheinlich wesentlich
höher. Bis heute ist unbekannt, warum Keime, wie Pneumokokken,
mit denen man sein ganzes Leben lang kolonisiert ist, plötzlich
virulent werden und eine Pneumokokkenpneumonie verursachen. Vielleicht
spielen hier Kofaktoren wie eine Infektion mit Viren oder Chlamydien
bzw. Mykoplasmen eine wichtige Rolle.
Eine relativ
neue Indikation für die Langzeitgabe von Makroliden ist die
Panbronchiolitis. Die Wirkung gegen diese Krankheit wird wahrscheinlich
nicht direkt durch den antimikrobiellen Effekt vermittelt, der Mechanismus
ist noch unklar.
Ein Problem
der an sich gut verträglichen Makrolide sind die gastralen
Nebenwirkungen, die bei Erythromycin am stärksten ausgeprägt
sind. Es kann, vor allem bei Erythromycin und Clarithromycin, zur
QT-Verlängerung kommen.
Ein wesentlicher
Faktor bei neueren Makroliden ist die zu niedrige Dosierung. Um
eine befriedigende Wirkung zu erreichen, müsste man bei Clarithromycin
eigentlich die doppelte Dosierung (d. h. 1 Gramm täglich) verabreichen.
Bei Azithromycin gilt das Gleiche, man kann aber aufgrund der Verträglichkeit
die Dosis nicht steigern. Im Gegensatz dazu wurde bei Josamycin
vor einiger Zeit bereits die Dosis erhöht, die empfohlene Dosierung
von zweimal 750 mg ist ausreichend.
In manchen Ländern
wie USA, Korea, Spanien oder Frankreich sind Makrolid-resistente
Streptokokken ein echtes Problem. Noch ist die Resistenzsituation
in Österreich relativ günstig, es kann aber, wie z. B.
in Island, jederzeit ein resistenter Keim eingeschleppt werden.
Durch eine - im Gegensatz zu Erythromycin, Clarithromycin, Azithromycin
oder Roxithromycin - bessere Wirksamkeit gegen diese resistenten
Erreger erscheint heute das 16-gliedrige Makrolid Josamycin in einem
neuen Licht. Möglicherweise nimmt Josamycin bereits vorweg,
was die Ketolide einmal leisten sollen.
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