Milzbrand-Informationsblatt

Für den Inhalt verantwortlich: Sektionschef Univ.-Doz. Dr. G. Liebeswar
Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen



Milzbrand kommt weltweit vor und ist eine Erkrankung der pflanzenfressenden Tiere. Der Mensch ist ein „Fehlwirt“, es erkranken fast ausschließlich Personen, die beruflich exponiert sind (z. B. bei der Verarbeitung von Tierhäuten, Fellen und Knochen). Milzbrand wird NICHT von Mensch zu Mensch übertragen! In Österreich traten seit 1950 insgesamt 87 Milzbrandfälle bei Menschen auf, der letzte derartige Fall wurde im Jahr 1986 gemeldet.

Der Erreger des Milzbrandes ist ein Bakterium (Bacillus anthracis), welches in der Lage ist, Sporen zu bilden. Diese sind außerordentlich widerstandsfähig und können Jahrzehnte überleben. Wird das Bakterium durch die Abwehrzellen des Körpers getötet, werden Giftstoffe (Exotoxine) frei, welche die Blutgefäße schädigen und zu Blutungen führen. Die Inkubationszeit beträgt 2 - 7 Tage, es sind aber auch Inkubationszeiten bis zu 43 Tagen bekannt.

Das Erscheinungsbild der Erkrankung hängt von der Eintrittspforte ab:

• Der Hautmilzbrand tritt meist an Armen, Hals und Gesicht auf. Aus einer anfänglichen Rötung der Haut entwickelt sich eine Papel und später ein oft nicht schmerzhaftes Geschwür, welches mit schwärzlichem Schorf bedeckt ist („Milzbrandkarbunkel“). Bei frühzeitiger Therapie kann der Hautmilzbrand geheilt werden. Unbehandelt kann es aber zur Blutvergiftung („Sepsis“) kommen.

• Der Lungenmilzbrand wird durch Einatmen von großen Mengen von Milzbrandsporen hervorgerufen. Nach anfänglichen grippeartigen Symptomen entwickelt sich innerhalb weniger Tage eine schwere Lungenentzündung mit teilweise blutigem Auswurf. Aufgrund des raschen Fortschreitens der Erkrankung ist eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig.

• Der Darmmilzbrand tritt nach Verzehr von ungenügend gekochtem Fleisch oder Innereien von erkrankten Tieren auf. Diese Milzbrandform ist extrem selten; in der gesamten wissenschaftlichen Literatur sind nur Einzelfälle beschrieben worden. Nach anfänglichen Leibschmerzen kommt es zu Durchfällen und Bauchfellentzündungen (Peritonitis). Auch hier ist eine unverzügliche Antibiotikatherapie unbedingt erforderlich.

Die Diagnose wird in Speziallabors durchgeführt. Für die Therapie aller Milzbrandformen stehen viele wirksame Antibiotika zur Verfügung, welche in ausreichender Menge für die gesamte österreichische Bevölkerung vorhanden sind (z.B. Penicillin, Tetracyclin, Erythromycin, Gyrasehemmer).

 

Umgang mit verdächtigen Sendungen

Ungeöffnete verdächtige Sendung

1. Schütteln Sie den Brief oder das Paket nicht.
2. Geben Sie den Brief oder das Paket in ein luftdichtes Behältnis (z. B. doppelter Plastiksack).
3. Wenn kein Behältnis oder Plastiksack zur Verfügung steht, bedecken Sie den Brief oder das Paket mit beispielsweise einer Decke.
4. Verständigen Sie die Polizei! (Notruf: 133)
5. Schalten Sie lokale Ventilationssysteme selbst aus. Falls der Raum an eine Gebäudeklimaanlage angeschlossen ist, verständigen Sie sofort den Portier oder die Hausverwaltung.
6. Verlassen Sie den Raum und verschließen Sie ihn. Verhindern Sie, dass andere den Raum betreten (z. B. Schild anbringen).
7. Waschen Sie Ihre Hände mit
Seife und Wasser.
8. Warten Sie auf das Eintreffen der Polizei. Die PolizeibeamtInnen werden den Fundort absichern und die kriminaltechnische Spurensicherung vornehmen. Weiters verständigen die BeamtInnen die ABC-Abwehreinheit des Bundesheeres, deren Einsatzkräfte die Sendung zu einem Untersuchungslabor bringen.
9. Fertigen Sie eine Liste mit allen Personen an, welche bei der Entdeckung des Paketes im selben Raum waren, und geben Sie diese Liste den Polizeibeamten/innen. Dies kann für spätere Erhebungen oder medizinische/epidemiologische Untersuchungen von Bedeutung sein.

Sendung wurde geöffnet und verdächtiges Material trat aus

1. Bedecken Sie das Material sofort mit z. B. einer Decke.
2. Verständigen Sie die Polizei! (Notruf: 133)
3. Schalten Sie lokale Ventilationssysteme selbst aus. Falls der Raum an eine Gebäudeklimaanlage angeschlossen ist, verständigen Sie sofort den Portier oder die Hausverwaltung.
4. Verlassen Sie den Raum und verschließen Sie ihn. Verhindern Sie, dass andere den Raum betreten (z. B. Schild anbringen).
5. Geben Sie zumindest Ihre Oberbekleidung in ein luftdicht verschließbares Behältnis (z. B. doppelter Plastiksack).
6. Waschen Sie sich mit Seife. Haarewaschen nicht vergessen! Dusche benützen – wenn vorhanden.
7. Warten Sie auf das Eintreffen der Polizei. Die Polizeibeamten/innen werden den Fundort absichern und die kriminaltechnische Spurensicherung vornehmen. Die Beamten/innen verständigen auch die ABC-Abwehreinheit des Bundesheeres, deren Einsatzkräfte die Sendung samt Inhalt sowie Ihre Kleidung zu einem Untersuchungslabor bringen. Weiters verständigen die Beamten/innen die Gesundheitsbehörde, welche eine/n Amtsärztin/arzt entsendet.
8. Warten Sie auf die/den Amtsärztin/arzt, welche/r weitere Maßnahmen ergreift (Anfertigen von Abstrichen von den Nasenöffnungen und exponierten Hautstellen; Verabreichung einer allfälligen Antibiotikaprophylaxe).
9. Wenn möglich, fertigen Sie eine Liste mit allen Personen an, welche sich im betreffenden Raum aufgehalten haben. Besonders wichtig sind die Namen derjenigen Personen, die auch Kontakt mit dem verdächtigen Material hatten. Geben Sie diese Liste den Polizeibeamten/innen und der/m Amtsärztin/arzt. Dies kann für spätere Erhebungen oder medizinische/epidemiologische Untersuchungen von Bedeutung sein.

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