Stellenwert
von Teicoplanin bei der Behandlung der Endokarditis |
W. Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für
Infektionen und Chemotherapie, AKH Wien
(Vorstand: Univ.-Prof. DDr. W. Graninger) |
Zusammenfassung
Die infektiöse
Endokarditis ist eine Entzündung der endokardialen Oberfläche
mit Läsionen hauptsächlich an den Herzklappen. Durch
den vermehrten Einsatz von invasiven Techniken wie Herzklappenersatzoperationen
und durch steigenden i.v. Drogenabusus bleibt die Inzidenz der
Endokarditis weiterhin gleich, mit signifikanter Mortalität.
Die infektiöse Endokarditis betrifft sowohl die native
als auch die künstliche Herzklappe, wobei bei der künstlichen
Herzklappe eine frühe (< 60 Tage nach Operation) und
eine späte Endokarditis unterschieden werden. Bei 80 bis
95% der kulturell-positiven Fälle von Endokarditis lassen
sich Staphylokokken oder Streptokokken nachweisen. Die primäre
Indikation von Teicoplanin bei Endokarditis liegt bei Patienten
mit ß-Laktam-Hypersensitivität und bei Infektionen
mit ß-Laktam-resistenten Keimen. Hier ergaben sich in
verschiedenen Studien für Teicoplanin sowohl in Monotherapie
als auch in Kombination bei entsprechend hoher Dosierung und
Therapiedauer durchwegs günstige Erfolgsquoten. Ein weiteres
Einsatzgebiet von Teicoplanin ist die ambulante parenterale
Antibiotika-Therapie (APAT) bei Endokarditis. Hier kann Teicoplanin
auf Grund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften eine kostengünstige
ambulante Therapie ermöglichen.
|
Key-words:
Teicoplanin, endocarditis, prosthetic-valve |
Summary
Infective endocarditis
is an infection of the endocardial surface with lesions located
mainly on cardiac valves. The increasing use of invasive techniques
like valve-replacement operations and intravenous drug abuse
has kept the incidence of infective endocarditis stable, with
a significant mortality rate. Endocarditis can affect normal,
damaged or prosthetic-valves, where an early prosthetic-valve
endocarditis (< 60 days after operation) and a late form
are distinguished. Between 80 and 95% of culture-positive cases
are of streptococcal or staphylococcal origin. The primary indication
for teicoplanin is the treatment of patients with ß-lactam
hypersensitivity or with infections due to ß-lactam-resistant
organisms. Several clinical trials showed favourable outcomes
for teicoplanin both in monotherapy and in combination in the
treatment of these infections at appropriate dosages and length
of therapy. Another important indication of teicoplanin is Outpatient
Parenteral Antibiotic Treatment (OPAT) of streptococcal endocarditis.
In this case teicoplanin ensures, due to its pharmacokinetic
properties, a cost-efficient ambulant therapy.
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Einleitung
Die infektiöse
Endokarditis ist eine Entzündung der endokardialen Oberfläche
mit Läsionen hauptsächlich an den Herzklappen. Diese
Entzündung betrifft sowohl gesunde, vorgeschädigte
als auch prothetische Klappen. Die Inzidenz der infektiösen
Endokarditis ist insgesamt zwar niedrig, die Mortalitätsrate
jedoch signifikant [1, 2]. Diese gleich bleibende Inzidenz lässt
sich durch den vermehrten Einsatz von invasiven Techniken und
Klappenersatztherapien, aber auch durch intravenösen Drogenabusus
erklären.
Die Staphylokokken-Endokarditis
ist die schwerste Form einer Endokarditis, mit einer Häufigkeit
von 3 bis 4 Fällen auf 10 000 Spitalsaufnahmen und in 20
bis 35% aller Endokarditis-Fälle [2, 3]. Die Einführung
und der verbesserte Einsatz von Antibiotika haben die Mortalität
der Endokarditis auf durchschnittlich 30% gesenkt, die Eradikation
stellt sich jedoch weiterhin als schwierig dar, mit oftmaligem
Relaps. |
Epidemiologie
Erreger der Endokarditis
Für Behandlungszwecke kann die infektiöse Endokarditis
nach dem Ort der Infektion und/oder nach dem Erreger klassifiziert
werden. Gram-positive Keime stellen die häufigsten Erreger
dar. Bei 80 bis 95% der kulturell-positiven Fälle von Endokarditis
lassen sich Staphylokokken oder Streptokokken nachweisen.
Endokarditis der nativen Herzklappe
Insgesamt ist die Endokarditis der nativen Herzklappe (ENH)
häufiger als bei der Ersatzklappe, wobei jedoch auf Grund
des wachsenden Patientengutes mit Ersatzklappen die Inzidenz
der Endokarditis nach Klappenersatz in den letzten Jahren deutlich
gestiegen ist. Bei ENH stellen Streptokokken, besonders die
Viridans-Gruppe, die häufigsten Erreger dar. Bei diesen
Infektionen ist die Erfolgsrate hoch, mit über 90% Heilung.
Besorgnis erregend ist jedoch das Ansteigen von Penicillin-resistenten
und Penicillin-toleranten Stämmen.
Die Enterokokken-Endokarditis hingegen ist schwierig zu behandeln,
mit Mortalitätsraten bis zu 50%. Hier stellt oftmals eine
Aminoglykosid-Resistenz ein therapeutisches Problem dar [4].
Die Mortalität bei Endokarditiden durch Staphylococcus
aureus variiert stark (zwischen 10 und 70%), abhängig
von den betroffenen Klappen, Geschlecht, Alter, intravenösem
Drogenabusus, neurologischem Status und der Resistenz des Erregers.
Endokarditis der Ersatzklappe
Bei der Endokarditis der Ersatzklappe (EEK) sind Koagulase-negative
Staphylokokken die häufigsten Erreger, wobei Staphylococcus
epidermidis in einem Großteil der Fälle isoliert
werden kann. EEK folgen oftmals schnell (< 60 Tage) nach
der Klappenersatzoperation. Studien zeigen, dass sich bis zu
50% aller EEK innerhalb des ersten Jahres nach Operation ereignen.
Ein weiteres Problem stellt die hohe Inzidenz der Methicillin-Resistenz
bei Koagulase-negativen Staphylokokken dar (bis zu 80%). Häufige
Erreger bei der Spät-EEK sind Streptokokken und S.
aureus, selten können auch Organismen der Gram-negativen
HACEK-Gruppe oder Pilze isoliert werden.
Während die Früh-EEK eine assoziierte Mortalitätsrate
von 40 bis 89% aufweist, ergibt sich für Spät-EEK
eine günstigere Prognose, mit Mortalitätsraten von
20 bis 50%. Die EEK durch Streptokokken hat insgesamt die beste
Prognose, im Gegensatz zu EEK durch Staphylokokken, Pilze oder
Gram-negative Keime [5]. |
Therapie
Empirische Therapie
Vor Einleitung einer antimikrobiellen Therapie sollten wiederholt
Blutkulturen (mindestens 3-mal) abgenommen werden. Eine empirische
Therapie zielt auf den wahrscheinlichsten Erreger ab, daher
müssen Epidemiologie und lokale Empfindlichkeitsdaten stets
berücksichtigt werden (Tabelle 1).
Tabelle
1: Epidemiologische Daten zu Erregern von Endokarditis
in Europa
Erreger |
Anzahl
der Fälle (%)
|
|
Deutschland |
Großbritannien |
Frankreich |
Streptokokken |
65
(50) |
27
(38) |
232
(53) |
Staphylokokken |
13
(10) |
6
(8) |
92
(21) |
Enterokokken |
21
(16) |
26
(37) |
38
(9) |
Andere |
4
(3) |
5
(7) |
43
(10) |
Negative Blutkulturen |
26
(20) |
7
(10) |
34
(8) |
Gesamt |
129 |
71 |
439 |
|
Einige
Parameter können bei der Wahl des geeigneten Antibiotikums
helfen. So lässt z.B. die Geschwindigkeit des Krankheitsprogresses
Rückschlüsse auf die Ätiologie zu: Bei rapidem
Verlauf ist eine Infektion durch S. aureus wahrscheinlicher
als durch Streptokokken. Risikofaktoren für S. aureus-Endokarditis
sind intravenöser Drogenabusus, Klappenersatz oder Hämodialyse.
Die empirische Therapie der Endokarditis sollte aus einem Penicillin
(evtl. in Kombination mit einem Aminoglykosid) bestehen.
Endokarditis durch Penicillin-empfindliche Streptokokken
Bei der Endokarditis durch Penicillin-empfindliche Streptokokken
sind Streptokokken der Viridans-Gruppe die häufigsten Erreger.
Eine 4-wöchige Therapie mit Penicillin (bis zu 12 Millionen
Einheiten/Tag oder 7,2 g/Tag) ist effizient bei der unkomplizierten
Endokarditis.
Bei Penicillin-Toleranz oder komplizierter Endokarditis kann
eine Hochdosis-Therapie mit Penicillin (12 bis 24 Millionen
Einheiten/Tag) über 4 Wochen, in Kombination mit einem
Aminoglykosid über 2 Wochen, eingeleitet werden.
Endokarditis durch Penicillin- resistente Streptokokken
und Enterokokken-Endokarditis
Bei Endokarditis durch Penicillin-resistente Streptokokken ist
eine Therapie mit Hochdosis-Penicillin (12 bis 24 Millionen
Einheiten/Tag oder 7,2 bis 14,4 g/Tag) oder Ampicillin (zumindest
200 mg/kg/Tag) in Kombination mit einem Aminoglykosid (Gentamicin
3-7 mg/kg/Tag) über 4 bis 6 Wochen indiziert. Bei Patienten
mit Penicillin-Allergie kann ein Glykopeptid mit einem Aminoglykosid
verabreicht werden.
Falls eine High-Level-Resistenz gegenüber Aminoglykosiden
vorliegt, sollten hohe Penicillin-Dosen (20 bis 40 Millionen
Einheiten/Tag) oder Ampicillin (2 bis 3 g alle 4 Stunden) über
8 bis 12 Wochen verabreicht werden, eine Alternative dazu ist
eine Therapie mit Glykopeptiden über 4 bis 6 Wochen.
Infektionen durch Ampicillin-resistente Enterokokken sollten
mit einem Glykopeptid (in Kombination mit einem Aminoglykosid)
behandelt werden. Im Falle einer Vancomycin-Resistenz durch
einen Van B-Stamm ist Teicoplanin das Glykopeptid der Wahl,
da eine Vorbehandlung mit Vancomycin den Erreger sowohl gegenüber
Vancomycin als auch gegenüber Teicoplanin resistent werden
lässt.
Endokarditis durch Staphylokokken
Eine First-Line-Therapie bei Staphylokokken-Endokarditis stellt
ein Penicillinase-stabiles Penicillin wie Oxacillin (12 g/Tag)
über 6 Wochen, in Kombination mit einem Aminoglykosid während
der ersten beiden Wochen, dar.
Bei Penicillin-Allergie kann ein geeignetes Cephalosporin über
6 Wochen in Kombination mit einem Aminoglykosid verabreicht
werden. Zu beachten ist hier jedoch, dass in ca. 10% der Fälle
eine Kreuzallergie zwischen Penicillin und Cephalosporinen besteht.
Bei lebensbedrohlicher Penicillin-Allergie ist die Gabe eines
Glykopeptides über 4 Wochen und eines Aminoglykosides über
2 Wochen indiziert. Wenn Glykopeptide mit einer potentiell nephrotoxischen
Substanz wie einem Aminoglykosid kombiniert werden, zeigen sich
höhere Raten von Nephrotoxizität (bes. Vancomycin).
In jedem Fall sollte die Aminoglykosid-Behandlung so kurz wie
möglich gehalten werden und regelmäßig sollten
Blutspiegelbestimmungen des Aminoglykosides durchgeführt
werden.
Endokarditis durch Methicillin-resistente S. aureus
(MRSA)
MRSA sind häufig multiresistent und stellen daher ein großes
therapeutisches Problem dar. Die Therapie der Wahl ist hier
ein Glykopeptid über 4 bis 6 Wochen. Einige Empfehlungen
sprechen für die Gabe einer Antibiotika-Kombination, wobei
der Kombinationspartner nach den mikrobiologischen Ergebnissen
des jeweiligen Patienten ausgesucht werden sollte.
|
Aktivität
von Teicoplanin
Teicoplanin zeigt gute In-vitro-Aktivität gegenüber
den häufigsten Erregern der Endokarditis. Weiters penetriert
Teicoplanin gut in das kardiale Gewebe mit Gewebespiegel von
70,6 und 139,8 mg/l nach Einmalgaben von 6 bzw. 12 mg/kg [6].
In Endokarditis-Modellen in der Ratte und im Hasen erbrachte
Teicoplanin gute Ergebnisse bei Infektionen durch Staphylokokken,
Streptokokken und Enterokokken [7, 8].
Teicoplanin hat eine höhere Proteinbindung als Vancomycin.
Eine aktuelle Studie an gesunden Probanden konnte jedoch zeigen,
dass Teicoplanin eine vergleichbare oder bessere Serum-Bakterizidie
als Vancomycin erreichte. Somit scheint die antibakterielle
Aktivität von Teicoplanin durch seine hohe Proteinbindung
nicht nachteilig beeinflusst zu werden [9]. |
Klinische
Erfahrung mit Teicoplanin
Glykopeptide sind langsam bakterizid wirkende Antibiotika und
daher nicht indiziert im Einsatz gegen Erreger, die empfindlich
gegenüber rasch bakteriziden Substanzen wie den ß-Laktamen
sind. Die Verwendung der Glykopeptide liegt daher bei ß-Laktam-resistenten
Erregern oder bei Patienten mit ß-Laktam-Allergien.
Bei der Streptokokken-Endokarditis erbrachte ein 4-wöchiges
Regime mit Teicoplanin (10 mg/kg/Tag) eine Heilungsquote von
94%. Europäische Studien mit Teicoplanin-Monotherapie bei
Endokarditis bei Gram-positiven Erregern zeigten Erfolgsraten
zwischen 80 und 91%. Drei dieser vier Studien verwendeten Dosen
von 7 bis 8 mg/kg/Tag, während bei Staphylokokken-Endokarditis
Dosen von 8 bis 14,4 mg/kg/Tag angewandt wurden. In einer weiteren
europäischen Studie mit Teicoplanin, sowohl als Monotherapie
als auch in Kombination mit anderen Substanzen, ergaben sich
bei der Staphylokokken-Endokarditis, insbesondere durch S.
aureus, günstigere Ergebnisse bei der Kombinationstherapie
(78% Erfolgsrate vs. 42% bei Monotherapie) [9-15].
Ergebnisse einer amerikanischen Studie zeigten eine Heilungsrate
von 63 bis 76% bei Teicoplanin-Monotherapie bei S. aureus-Endokarditis.
Durch die hohen verwendeten Dosen (bis zu 30 mg/kg/Tag) kam
es jedoch auch zu einer erhöhten Inzidenz von Nebenwirkungen,
vor allem Fieber [16]. Die Daten sprachen weiters dafür,
dass zur Monotherapie der Staphylokokken-Endokarditis im nicht
drogenabhängigen Patienten eine Dosis von 12 mg/kg/Tag
Teicoplanin ausreicht. Diese Dosis wird auch derzeit in dieser
Indikation empfohlen.
Eine Zusammenfassung des Studiendesigns und der Ergebnisse ist
in Tabelle 2 dargestellt. Es ist sicherlich auf Grund der unterschiedlichen
Studiendesigns und der Endparameter schwierig, einen direkten
Vergleich zu treffen, es kann jedoch generell festgestellt werden,
dass Teicoplanin in den vorliegenden Studien günstige Resultate
lieferte.
Tabelle
2: Europäische Studien zur Behandlung von
Endokarditiden durch Teicoplanin
Studie |
Erreger |
Patienten/Therapie |
Teicoplanin-Dosis |
Erfolgsrate |
Nebenwirkungen |
|
Leport,
1989 |
12
S. aureus, 5 Streptokokken, |
20
(3 Monotherapie) |
4,8
bis 10,6 mg/kg/Tag |
85%
Eradikation, |
35%
(zumeist Fieber |
|
1
Enterococcus |
|
über
4 Wochen |
82%
klin. Erfolg |
und
Ausschlag) |
Spitzenspiegel
bei geheilten Patienten höher, assoziiert
mit Spitzenspiegel über 40 mg/l |
|
Martino,
1989 |
5
S. aureus, 4 S. epidermidis, |
23
(14 Monotherapie) |
8
bis 14 mg/kg/Tag |
88%
bei Streptokokken, |
13% |
|
8
S. viridans, 6 andere |
|
über
4 Wochen |
80%
S. aureus |
|
Dosisanpassung
nach Serum-Titer |
|
Venditti,
1992 |
Streptokokken
(Nativklappen) |
20
(18 Monotherapie) |
500
mg b.i.d. x 5, |
94% |
25%
(Drug fever) |
|
|
|
10
mg/kg/Tag über 4 Wochen |
|
|
Hoch-Dosis
Teicoplanin wirksam |
|
Cruciani,
1992 |
1
MRSA, 3 MSSA, 1 MRSE, |
13
(9 Monotherapie) |
4,8
bis 13,6 mg/kg |
92%
Eradikation, |
5,4% |
|
3
Enterokokken,
5 Streptokokken |
|
über
3 bis 40 Tage |
83%
klin. Erfolg |
|
Teicoplanin
effektiv, 10 HIV-positive Patienten, gute Klappenpenetration |
|
Presterl,
1993 |
14
Streptokokken, |
26
(alle Monotherapie) |
600
mg oder 400 mg/Tag |
92%
klin. Erfolg |
24%
(milde |
|
7
Staphylokokken, 5 E. faecalis |
|
über 5 bis 6 Wochen |
(5
Patienten mit OP) |
Leukopenie) |
Teicoplanin
effektiv als Monotherapie |
|
Lewis,
1995 |
36
Staphylokokken, |
115
(48 Monotherapie) |
Durchschnittlich |
71%
Monotherapie, |
24% |
|
31 Streptokokken, 22 Enterokokken |
|
5,6
mg/kg/Tag |
79%
Kombinationstherapie |
|
Teicoplanin
wirksam in Kombination bei S. aureus |
|
Wilson,
1996 |
31
Streptokokken, |
92
% Kombinationstherapie |
Durchschnittlich |
48%
ohne OP, |
19%
Teicoplanin-Stopp |
|
23
Staphylokokken, 20 Kultur-neg. |
|
6,3
mg/kg/Tag |
75%
Überlebensrate |
|
Sehr
schwere Fälle |
|
|
Dosierung
In der Indikation der Endokarditis wird Teicoplanin als „loading
dose“, 6 mg/kg alle 12 Stunden, gegeben, gefolgt von einer
Erhaltungsdosis von 6 mg/kg täglich. Bei Staphylokokken-Endokarditis
werden für die Monotherapie 12 mg/kg täglich benötigt
(es sollten jedoch regelmäßig Blutspiegelkontrollen
durchgeführt werden). Die Talspiegel sollten nicht unter
20 mg/l bei Monotherapie liegen. In einer österreichischen
Studie konnte gezeigt werden, dass 21 von 25 Patienten (84%)
mit Endokarditis durch ein solches Teicoplanin-Regime geheilt
werden konnten [17]. Bei Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion ist eine Teicoplanin-Dosisanpassung notwendig:
Wenn die Kreatinin-Clearance zwischen 2,4 und 3,6 l/h liegt,
sollte die Standarddosis an den ersten drei Tagen verabreicht
werden, gefolgt von einer Dosishalbierung ab Tag 4. Falls die
Kreatinin-Clearance unter 2,4 l/h liegt, oder bei Hämodialyse-Patienten,
sollte ebenfalls die Standarddosis an den ersten drei Tagen
verabreicht werden, gefolgt von einer Dosisdrittelung ab Tag
4.
|
Potentielle
Indikationen für Teicoplanin
APAT (Ambulante Parenterale Antibiotika-Therapie) bei
Endokarditis
Durch die Einführung von Ceftriaxon ergaben sich in der
ambulanten Therapie der Streptokokken-Endokarditis neue Möglichkeiten.
Teicoplanin stellt in dieser speziellen Indikation eine interessante
Therapie-Alternative dar. Teicoplanin kann, im Gegensatz zu
Vancomycin, nach entsprechender Ladungsdosis einmal täglich
oder 3-mal wöchentlich als Bolus, Kurzinfusion, oder auch
i.m. verabreicht werden [17].
Die Komplikationsrate bei Endokarditis durch z.B. Embolie oder
Herzversagen ist am größten während der beiden
ersten Therapiewochen. Folgende Bedingungen müssen erfüllt
sein, um einen Patienten mit Endokarditis nach ca. 2 Wochen
Behandlung im Spital als ambulanten Patienten weiterzuführen:
- Stabiler
Allgemeinzustand, stabile Hämodynamik, kein Fieber
- Antimikrobielle
Therapie etabliert
- Ambulante
Antibiotikagabe gesichert
- Patientencompliance
gegeben
- Follow-up
gesichert
Prophylaxe der Endokarditis
Die Prophylaxe ist vor zahnärztlichen oder anderen invasiven
Eingriffen bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Endokarditiden
(z.B. nach Herzklappenersatz oder bei angeborenen oder rheumatischen
Herzklappenerkrankungen) indiziert. Empfohlen wird zumeist Amoxycillin;
bei Pencillin-Allergie jedoch Teicoplanin, Clindamycin oder
ein Makrolid. |
Literatur:
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Graninger W., Wenisch C., Wiesinger E., Presterl E.: „Teicoplanin
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Poster presentation at ECCMID (1995) 1203. |
Anschrift
des Verfassers:
Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt. für
Infektionen und Chemotherapie
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
E-Mail:
wolfgang.graninger@akh-wien.ac.at
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