Antimikrobielle
Prophylaxe in der Orthopädischen Chirurgie: Ein Fall für
Teicoplanin |
B. Hanslik-Schnabel,
A. Wanivenhaus
Univ.-Klinik für Orthopädie, AKH Wien
(Vorstand: Univ.-Prof. Dr. R. Kotz) |
Zusammenfassung
Die
orthopädische Gelenkschirurgie wird im Allgemeinen als
"saubere" Chirurgie betrachtet mit einer relativ geringen
Inzidenz von Infektionen. Staphylococcus aureus
und Staphylococcus epidermidis sind
jedoch in über der Hälfte der Fälle die Erreger
von orthopädischen Infektionen. Gram-negative Keime spielen
nur eine untergeordnete Rolle. Bislang wurden die Cephalosporine
der ersten und zweiten Generation als Standardsubstanzen in
der Prophylaxe von Wundinfektionen bei orthopädischen Operationen
betrachtet. Auf Grund der steigenden Resistenz von Koagulase-positiven
und Koagulase-negativen Staphylokokken gegenüber Methicillin
muss dies jedoch neu überdacht werden. Geeignete Substanzen
müssen, um erfolgreich in diesem Indikationsgebiet eingesetzt
werden zu können, auch gute Aktivität gegenüber
diesen Problemkeimen besitzen. Teicoplanin hat ein breites antimikrobielles
Spektrum, das die wichtigsten Erreger von Wundinfektionen in
der orthopädischen Chirurgie erfasst. Die gute Gewebegängigkeit,
niedrige Nebenwirkungsrate und die lange Halbwertszeit machen
Teicoplanin geeignet für die perioperative Prophylaxe.
Die vorliegenden vier randomisierten Studien zeigen, dass eine
Einmalgabe von Teicoplanin die gleiche Effektivität und
Sicherheit besitzt wie eine Mehrmalgabe der Vergleichs-Cephalosporine
Cefazolin, Cefamandol und Cefuroxim.
|
Key-words:
Teicoplanin, orthopaedic surgery, antimicrobial prophylaxis |
Summary
Orthopaedic
joint replacement is generally considered clean surgery characterized
by a low incidence of infection. Nevertheless, Staphylococcus
aureus and Staphylococcus epidermidis
cause at least half of all orthopaedic surgical infections.
Gram-negatives bacilli are involved to a much lesser extent.
First- and second-generation cephalosporins have long been considered
as standard prophylaxis in elective orthopaedic surgery. In
the light of increasing incidence of methicillin resistance
in coagulase-positive and -negative staphylococci, it is becoming
more important for antibiotics to act efficiently against such
organisms if they are to be of value in prophylaxis orthopaedic
surgery. Teicoplanin has a good spectrum of antimicrobial activity
against primary pathogens responsible for wound infections in
orthopaedic surgery and excellent tissue penetration and low
toxicity. Its elimination halflife is exceptionally long, making
it suitable for perioperative prophylaxis. The present four
randomized studies show that single-dose teicoplanin has efficacy
and safety equivalent to multiple-dose cephalosporins (cefazolin,
cefamandole or cefuroxime) in the prevention of post-prosthetic
joint infection.
|
Einleitung
Der Ersatz
von Gelenken wie Hüfte oder Knie ist eine der größten
Errungenschaften der modernen orthopädischen Chirurgie.
Die am meisten gefürchtete Komplikation bei Eingriffen
dieser Art ist die Infektion. Obwohl die prozentuelle Rate an
sich niedrig ist, gewinnt diese Problematik durch die große
Anzahl von jährlich durchgeführten Gelenksersätzen
an Signifikanz. Folgen einer Infektion nach Gelenksersatz können
dramatisch sein und zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen,
Amputation oder sogar zum Tode des Patienten führen. Aus
diesem Grund wird die antimikrobielle Prophylaxe, die ansonsten
auf die septische orthopädische Chirurgie beschränkt
bleibt, auch für die prinzipiell aseptische Implantation
von Knie- und Hüftgelenken empfohlen [1-4].
Bei
den meisten orthopädisch-chirurgischen Eingriffen erfolgt
die bakterielle Kontamination durch eine exogene Quelle: Am
häufigsten werden bei tiefen Wundinfektionen Staphylococcus
aureus und
Koagulase-negative Staphylokokken wie Staphylococcus
epidermidis isoliert. Andere Keime, die von infizierten
Gelenksprothesen isoliert werden können, sind aerobe und
anaerobe Streptokokken und eine Vielzahl von Gram-negativen
Keimen [1, 5-8]. Faktoren, die eine Infektion begünstigen,
sind die Dauer der Operation, die Dauer der präoperativen
Hospitalisierung, rheumatoide Arthritis und vorhergehende Operationen
am Gelenk. Die Rate der Infektionen hängt von der jeweiligen
Operation ab, zwischen 1,3 und 11 % bei der Hüft-Totalendoprothese
und zwischen 0,7 und 9 % bei der Knie-Arthroplastik [9]. Generell
ist das Risiko einer Infektion größer beim Ersatz
eines Kniegelenkes als bei Hüft-Totalendoprothese [10].
Zu den Maßnahmen
zur Reduzierung der Infektionsraten gehören der Einsatz
von Laminar-Flow oder UV-Licht im Operationssaal oder Antibiotika-imprägnierter
Zement. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Prophylaxe durch
die systemische Antibiotikagabe die wichtigste und effektivste
Maßnahme darstellt [11]. |
Prinzipien
der antimikrobiellen Prophylaxe
Die bestimmtenden Parameter für den richtigen Einsatz einer
antimikrobiellen Prophylaxe sind Dosierungszeitpunkt, Dauer,
Art der Verabreichung und Auswahl der Substanz. In der orthopädischen
Chirurgie wird der Nicht-Einsatz einer antimikrobiellen Prophylaxe
mit dem Anstieg der Infektionsrate auf das Siebenfache geschätzt
[12]. Der wichtigste Parameter ist hier das Timing der Prophylaxe,
der Dosierungszeitpunkt. Um einen hohen Spiegel des Antibiotikums
im Gewebe zum Zeitpunkt der eventuellen Kontamination zu erreichen,
muss der Zeitpunkt der Antibiotikagabe genau gewählt werden.
Derzeit gelten 20 - 30 min Abstand zwischen intravenöser
Antibiotikagabe und Beginn der Operation als günstig [13].
Die Halbwertszeit des gewählten Antibiotikums bestimmt
die Anzahl der perioperativen Verabreichungen, um eine maximale
antiseptische Wirksamkeit zu ermöglichen. Die einmalige
Gabe einer präoperativen Dosis erlaubt eine optimale Chemoprophylaxe
dann, wenn die Halbwertszeit des Antibiotikums länger ist
als die Operationsdauer [14, 15]. Dies trifft beispielsweise
auf Teicoplanin zu, das damit die wichtigste Voraussetzung für
den Einsatz in diesem Indikationsgebiet erfüllt.
|
Gewebepenetration
von Teicoplanin
In der orthopädischen Chirurgie muss das Antibiotikum zur
Infektionsprophylaxe den Knochen und das umgebende Weichteilgewebe
in genügend hoher Konzentration zum Zeitpunkt der potentiellen
bakteriellen Kontamination erreichen. Konzentrationen sollten
deutlich über der minimalen Hemmkonzentration (MHK) der
Bakterien, die üblicherweise für postoperative Wundinfektionen
verantwortlich sind, liegen. Teicoplanin wird in einer Vielzahl
von Geweben und Gewebsflüssigkeiten, mit Ausnahme des Liqours,
verteilt. Die Konzentration im Knochen beträgt 65 % der
Konzentration im Serum, der Spitzenspiegel wird innerhalb 0,5
- 6 Stunden nach rascher intravenöser Gabe von 400 mg Teicoplanin
erreicht. Konzentrationen, die oberhalb der MHK90-Grenze
von Gram-positiven Kokken wie S. aureus und S.
epidermidis liegen, werden sowohl im Serum als auch im
Knochen über > 3 Stunden erzielt [16]. |
Wahl
des Antibiotikums
Auf Grund der steigenden Inzidenz von Methicillin-resistenten
Koagulase-positiven und -negativen Staphylokokken muss der Einsatz
von ß-Laktam-Antibiotika wie den Cephalosporinen der ersten
und zweiten Generation in der orthopädischen Chirurgie
neu bewertet werden. Weiters zeigte sich auch eine Resistenzentwicklung
dieser Methicillin-resistenten Stämme gegenüber den
Fluoroquinolonen, bedingt durch den häufigen Einsatz dieser
Antibiotika im Spital [17, 18]. Hier stellen die Glykopeptide,
Teicoplanin und Vancomycin, wichtige Alternativen dar [19].
Vancomycin wurde bereits als alternative Substanz für die
perioperative Prophylaxe in der orthopädischen Chirurgie
empfohlen. Nachteilig ist jedoch die gegenüber Teicoplanin
kürzere Halbwertszeit und die kompliziertere Applikationsform
(Dauerinfusion). Ergebnisse einer Meta-Analyse von 11 randomisierten,
klinischen Studien bei Patienten mit entweder Neutropenie oder
schweren Infektionen durch Gram-positive Keime (einschließlich
Methicillin-resistenten S. aureus) zeigten, dass Vancomycin
bei etwa gleicher Wirksamkeit die deutlich schlechtere Verträglichkeit
besitzt [20]. Die perioperative Prophylaxe mit Vancomycin ist
weiters auch gezeichnet durch anaphylaktoide Reaktionen wie
Hypotension oder das "Red-Man"-Syndrom [21].
So
kann Teicoplanin, mit seiner guten Aktivität gegenüber
Staphylokokken (einschließlich MRSA) und seinen günstigen
pharmakokinetischen Eigenschaften wie langer Halbwertszeit und
guter Gewebepenetration, als ausgezeichnete Wahl im orthopädischen
Setting gelten. |
Klinische
Studien mit Teicoplanin
Studiendesign
Vier vergleichende Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von
Teicoplanin als antimikrobielle Prophylaxe in der orthopädischen
Chirurgie wurden bislang durchgeführt. Zwei dieser Studien,
in denen Teicoplanin mit Cefuroxim und Cefamandol verglichen
wurde, wurden in Großbritannien durchgeführt, während
in den beiden italienischen Studien Cefamandol und Cefazolin
als Vergleichssubstanzen herangezogen wurden.
Die
erste Pivot-Studie (Mollan et al.) war eine randomisierte Studie,
in der eine Einmalgabe von Teicoplanin mit einer viermaligen
Gabe von Cefamandol innerhalb von 24 Stunden bei Patienten mit
Endoprothesen (Hüft- oder Knie-Arthroplastik) verglichen
wurde [22]. Insgesamt wurden 899 Patienten in diese Studie eingeschlossen
und erhielten entweder Teicoplanin 400 mg i.v. bei der Anästhesie-Einleitung,
oder Cefamandol 2 g i.v. bei Einleitung und alle 6 h für
18 Stunden nach der Operation. Die Wirksamkeit wurde auf der
Basis der postoperativen Infektionsrate, bestimmt nach 8 - 10
Tagen, 1 Monat und 6 - 18 Monate postoperativ evaluiert.
Die
zweite Pivot-Studie (Periti et al.) wurde als multizentrische,
vergleichende und randomisierte Studie durchgeführt, in
der Patienten mit Hüft- und Kniegelenksersatz entweder
Teicoplanin 400 mg i.v. bei der Anästhesie-Einleitung oder
Cefazolin 2 g i.v. bei Einleitung und vier 1 g i.v. Dosen innerhalb
24 Stunden postoperativ erhielten [23]. 860 Patienten wurden
in diese Studie eingeschlossen, wobei die Wirksamkeit 3 Monate
und 12 Monate postoperativ beurteilt wurde.
In
zwei weiteren Studien (Suter et al., Wall et al.) wurde Teicoplanin
400 mg i.v. bei der Anästhesie-Einleitung mit entweder
3 Dosen Cefuroxim oder 2 Dosen Cefamandol verglichen [24, 25].
Insgesamt wurden 146 bzw. 520 Patienten eingeschlossen. Die
Evaluierung erfolgte postoperativ (Tabelle 1).
Tabelle
1: Design der vier Studien
Studie |
Dosierung |
|
Patienten |
|
Teicoplanin |
Cephalosporin |
|
Operation |
(T/C) |
Mollan
et al. |
400
mg i.v. (0 h) |
2
g i.v. Cefamandol (0 h)
1 g (6, 12 und 1 h) |
|
Hüfte
und Knie |
880
(386 / 494) |
Periti
et al. |
400
mg i.v. (0 h) |
2
g i.v. Cefazolin (0 h)
1 g (6, 12, 18 und 14 h) |
|
Hüfte
und Knie |
860
(427 / 433) |
Suter
et al. |
400
mg i.v. (vor OP) |
2
g i.v. Cefamandol (vor OP)
1 g postoperativ |
|
Hüfte |
520
(260 / 260) |
Wall
et al. |
400
mg i.v. (0 h) |
750
mg Cefuroxim Prämedik.
750 mg (0 und 8 h) |
|
Hüfte
und Knie |
146
(72 / 74) |
0
h bei Anästhesie-Einleitung T/C
Teicoplanin/Cephalosporin
|
|
Ausschlusskriterien
für alle vier Studien waren Alter (unter 14 bzw. 18 Jahre),
bekannte Allergie gegenüber der Studienmedikation, aktive
Infektion oder signifikante Bakteriurie zum Zeitpunkt der Operation,
Antibiotika-Behandlung 2 Wochen vor Operation, Schwangerschaft
und deutliche Einschränkung der renalen Funktion.
Patientencharakteristika
Alle vier Studien waren vergleichbar bezüglich der wichtigsten
Patientencharakteristika und Risikofaktoren. Es gab keine klinisch
relevanten Unterschiede innerhalb der Behandlungsgruppen bei
Geschlechtsverteilung, Alter, Körpergewicht oder Operationsdauer.
|
Behandlungserfolg
Wundinfektion
Tabelle 2 fasst den Erfolg der Prophylaxe, ausgedrückt
in der Rate der Wundinfektionen, zusammen.
Tabelle
2: Zusammenfassung der Effektivität
Studie |
Wundinfektionsrate |
|
Früh-Follow-up |
Spät-Follow-up |
|
Zeitpunkt |
Teicoplanin |
Cephalosporin |
Zeitpunkt
(Mon.) |
Teicoplanin |
Cephalosporin |
Mollan
et al. |
8
- 10 Tage postop.
1 Monat postop. |
2/357
(0,6%)
0/357 (0%) |
2/402
(0,5%)
1/402 (0,2%) |
6-18
postop. |
1/355
(0,3%) |
1/387
(0,3%) |
Periti
et al. |
Postop.
3 Monate postop. |
6/410
(1,5%)
3/375 (0,8%) |
7/416
(1,7%)
3/364 (0,8%) |
12
postop. |
1/340
(0,3%) |
1/343
(0,3%) |
Suter
et al. |
Postop. |
0/250
(0%) |
4/246
(1,6%) |
24
postop. |
0/250
(0%) |
0/246
(0%) |
Wall
et al. |
Postop. |
4/72
(5,5%) |
6/74
(8,1%) |
ND |
ND |
ND |
Gesamt |
Postoperativ |
12/1089
(1,1%) |
19/1138
(1,7%) |
6-24
postop. |
2/945
(0,2%) |
2/976
(0,2%) |
ND
nicht durchgeführt
|
|
Die
Rate der frühen Wundinfektionen (innerhalb der ersten drei
postoperativen Monate) war vergleichbar für alle vier Studien.
Zwischen den Behandlungsgruppen (Teicoplanin vs. Cephalosporin)
gab es keine statistisch signifikanten Unterschiede. Die Ausnahme
bildet hier die Studie von Suter et al., wobei die Teicoplanin-Gruppe
die besseren Ergebnisse zeigte.
Daten
zur Langzeitevaluierung nach 6 - 18 oder 24 Monate sind für
drei der vier Studien verfügbar. In der Mollan-Studie wurden
im Late-Follow-up in der Teicoplanin-Gruppe eine Spät-Wundinfektion
und in der Cefamandol-Gruppe zwei Spät-Wundinfektionen
registriert. Während es in der Periti-Studie in beiden
Behandlungsgruppen zu jeweils einer Spätinfektion kam,
zeigte sich bei Suter et al. keine Spätkomplikation durch
Infektion.
Am
häufigsten wurden Gram-positive Keime isoliert (77,8 %,
Tabelle 3), S. aureus, S. epidermidis und
andere Koagulase-negative Staphylokokken stellten 53,3 % der
gesamten Isolate dar.
Tabelle
3: Isolierte Keime in den vier Studien
Spezies |
Teicoplanin |
Cephalosporin |
Gesamt |
Gram-positive
Keime |
|
|
|
S.
aureus |
4 |
9 |
13 |
Koagulase-negative
Staphylokokken |
5 |
6 |
11 |
Streptococcus
spp. |
0 |
2 |
2 |
Enterococcus
spp. |
0 |
3 |
3 |
Andere
Gram-positive |
2 |
4 |
6 |
Gesamt |
11
(73,3 %) |
24
(80%) |
35
(77,7 %) |
Gram-negative
Keime |
|
|
|
Escherichia
coli |
2 |
2 |
4 |
Serratia
marcescens |
1 |
0 |
1 |
Enterobacter
cloacae |
0 |
1 |
1 |
Pseudomonas
aeruginosa |
0 |
2 |
2 |
Andere
Gram-negative |
1 |
0 |
1 |
Gesamt |
4
(26,7 %) |
5
(16,7 %) |
9
(17,8 %) |
|
Es
konnte kein signifikanter Unterschied in der Infektionsrate
von Knie- und Hüftgelenken gefunden werden. Während
Mollan et al. eine höhere Rate bei Knie- als bei Hüftoperationen
fanden (3,2 bzw. 0,8 %), zeigten die Resultate von Periti et
al. einen dazu gegensätzlichen Trend.
Sekundärinfektion
In der Mollan-Studie kam es zu einer deutlich höheren Anzahl
von Harnwegsinfekten in der Teicoplanin-Gruppe und zu einem
höheren Anteil von Infektionen des Respirationstraktes
in der Cefamandol-Gruppe. Bei allen Studien stellten hier vorwiegend
Gram-negative Keime in beiden Therapiearmen die Erreger dar.
Sicherheit
und Nebenwirkungen
Tabelle 4 fasst die Nebenwirkungen als Gesamt-Nebenwirkungen
und Nebenwirkungen durch die Studienmedikation zusammen. Die
Rate der Nebenwirkungen war vergleichbar für beide Therapiegruppen
und insgesamt niedrig. Periti et al. berichteten eine höhere
Inzidenz von Nebenwirkungen bei der Cefazolin-Gruppe (2,1 %)
als bei der Teicoplanin-Gruppe (0,7 %). Die häufigsten
Nebenwirkungen waren Fieber, Übelkeit und Durchfall.
Tabelle
4: Zusammenfassung der Nebenwirkungen (Gesamtrate
und Studienmedikation-assoziierte Rate)
|
|
Patienten
mit Nebenwirkungen |
Patienten
mit NW durch Studienmed. |
Studie |
Substanz |
|
|
Mollan
et al. |
Teicoplanin
Cefamandol |
|
|
Periti
et al. |
Teicoplanin
Cefazolin |
|
|
Suter
et al. |
Teicoplanin
Cefamandol |
|
|
Wall
et al. |
Teicoplanin
Cefuroxim |
|
|
Gesamt |
Teicoplanin
Cephalosporine |
|
|
|
|
Schlussfolgerungen
Auf der Grundlage der vorliegenden vier Studien kann festgestellt
werden, dass Teicoplanin als Einmalgabe eine Effektivität
und Sicherheit besitzt, die vergleichbar ist mit Mehrfachgaben
von Cephalosporinen. In den beiden Pivot-Studien wurden insgesamt
1740 Patienten untersucht, wobei die Infektionsrate bei Teicoplanin
zwischen 0,5 und 1,5 % und bei den Vergleichssubstanz-Cephalosporinen
zwischen 0,4 und 1,7 % lag. Auch die Rate der Spätinfektionen,
bei einem Follow-up 6 bis 18 Monate postoperativ, erbrachte
vergleichbare Ergebnisse: 0,3 % Infektionsrate bei Teicoplanin
und 0,3 bis 0,4 % bei den Cephalosporinen. Die mikrobiologischen
Ergebnisse dieser vier Studien bestätigen, dass Gram-positive
Keime die primären Erreger von Infektionen bei Prothesenoperationen
darstellen. 78 % aller Erreger waren Gram-positiv, mit einer
deutlichen Dominanz von S. aureus und Koagulase-negativen
Staphylokokken (53 %).
Diese
Ergebnisse zeigen, dass eine einmalige, perioperative Gabe von
Teicoplanin eine wertvolle Alternative bei der Prophylaxe von
Infektionen in der orthopädischen Chirurgie darstellt.
Teicoplanin besitzt ausgezeichnete Wirksamkeit gegenüber
in diesem Indikationsgebiet relevanten Keimen, insbesondere
gegenüber sowohl Methicillin-empfindlichen als auch Methicillin-resistenten
Staphylokokken. Weitere günstige Eigenschaften sind die
hervorragende Gewebegängigkeit und die gute Verträglichkeit.
Die lange Halbwertszeit, die über der durchschnittlichen
Dauer der Prothesen-Implantations-Operation liegt, macht einen
sicheren perioperativen Einsatz möglich.
Somit
ist der Einsatz von Teicoplanin als 400 mg i.v. Einmalgabe als
perioperative Prophylaxe bei orthopädischen Eingriffen
mit hohem Infektionsrisiko durch Gram-positive Keime, wie Methicillin-resistente
S. aureus oder S. epidermidis, durchwegs zu
empfehlen. |
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Anschrift der Verfasserin:
Dr. Beatrice Hanslik-Schnabel
Univ.-Klinik für Orthopädie, AKH Wien
A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
E-Mail:
beatrice.schnabel@akh-wien.ac.at
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