Teicoplanin
ist ein Glykopeptid-Antibiotikum, das chemisch mit Vancomycin verwandt
ist und aus Actinoplanes teichomyceticus isoliert wurde. Es verhindert
die Synthese der Zellwand Gram-positiver aerober und anaerober Keime
durch Interferenz mit der Polymerisation von Peptidoglykan. Verglichen
mit Vancomycin hat Teicoplanin eine deutlich herabgesetzte Toxizität
und eine verlängerte Halbwertszeit von bis zu 90 Stunden. Durch
diese lange Halbwertszeit ist es möglich, die Gabe von Teicoplanin
auf 3- oder 2-mal pro Woche zu beschränken. Voraussetzung ist
eine entsprechende Ladungsdosis in der Größenordnung
von 15-18 mg pro kg über 3 bis 4 Tage. Die Folgedosen bewegen
sich dann zwischen 3 und 6 mg pro kg pro Tag bzw. 6-8 mg pro kg
jeden 2. Tag. Die kontinuierlichen Plasmaspiegel lassen Teicoplanin
als Therapie der Endokarditis und Osteomyelitis als besonders geeignet
erscheinen.
Teicoplanin hat in seiner Entstehungsgeschichte einen dornenvollen
Weg bestritten, nachdem die ersten Studien mit kleinen Dosen im
Vergleich zu Betalaktamen deutlich weniger Wirkung zeigten. Auf
Grund der schlechten Datenlage wurde das Präparat in den USA
nicht zugelassen. In Europa wurden die Dosen sukzessiv erhöht
bis auf 20 mg/kg/Tag, mit der wesentlichen Erkenntnis, dass initial
höhere Dosen verabreicht werden müssen. Teicoplanin ist
heute ein Standardpräparat für die Therapie von Infektionen
von Staphylococcus aureus inkl. MRSA, Streptokokken, Enterokokken
und in oraler Form auch für Clostridium difficile. In Form
der APAT (AmbulanteParenteraleAntibiotikaTherapie) hat Teicoplanin
wesentlich zur Kostensenkung bei lang dauernden Infektionen, wie
Osteomyelitis und Endokarditis, beigetragen. Es kommt hier zu Ersparnissen
der öffentlichen Hand in der Größenordnung von 20-30.000
Euro pro Patient. Ob Teicoplanin ein geeignetes Präparat für
die chirurgische Prophylaxe ist, bleibt angesichts der schlechten
Datenlage und der niederen empfohlenen Dosierung dahingestellt.
Teicoplanin stellt unter den Glykopeptiden derzeit die günstigste
Variante, was Kosten und Verträglichkeit und Effektivität
betrifft, dar.
Univ.-Prof.
DDr. W. Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klin. Abt.
für Infektionen und Chemotherapie, AKH Wien
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