Weiterentwicklung der
Antibiotika-Kultur österreichischer Krankenanstalten |
1 Univ.-Prof. Dr. med. Franz Allerberger
2 Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Roland Gareis für das ABS-Projektteam*
1 Bundesstaatliche bakt.-serol.
Untersuchungsanstalt in lnnsbruck
2 PROJEKTMANAGEMENT FACTORY der Wirtschaftsuniversität Wien
* Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger,
Dr. Wolfgang Ecker, Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Roland Gareis (Projektleiter),
Dr. Oskar Janata, Univ.-Prof. Dr. Walter Koller, Dr. Arno Lechner,
Prim. Univ.-Prof. Dr. Helmut Mittermayer,
Mag. Dr. lrene Pecnik, Univ.-Prof. Dr. Emil Reisinger, ObPharm R.
Mag. Monika Rotter-le Beau,
Dr. Agnes Wechsler-Pördös, Dr. Maria Woschitz-Merkac, Mag. Dagmar
Zuchi.
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Einleitung
Das Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit
und Soziales initiierte mit dem Antibiotika-Strategie-Projekt (ABS-Projekt)
die Entwicklung von Strategien und Maßnahmen für einen optimierten
Antibiotika-Einsatz in österreichischen Krankenanstalten. Das aus
diesem Projekt resultierende Buch "Leitlinien zur Weiterentwicklung
der Antibiotika-Kultur in Krankenanstalten" präsentiert die von
einem multidisziplinären Projektteam erarbeiteten Empfehlungen [1].
Dabei wird die "Antibiotika-Kultur" einer Krankenanstalt als Menge
aller organisatorischen Regeln, Werte und Normen zum Antibiotika-Einsatz
definiert.
Folgend werden die Problemstellung,
die zur Initiierung des ABS-Projekts geführt hat, die Projektziele
und die Projektinhalte sowie erste Projektergebnisse dargestellt.
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Problemstellung
Das zunehmende Vorkommen von Antibiotikaresistenzen
stellt ein ernstes, weltweites Problem dar [2,3]. Die Verwendung
von antimikrobiellen Wirkstoffen für die "Behandlung" viraler Infektionen,
der ungerechtfertigte Einsatz von Substanzen mit extrem breitem
Wirkspektrum und ein zu langer "prophylaktischer" Antibiotikaeinsatz
bei chirurgischen Eingriffen werden im medizinischen Bereich als
die wesentlichen Ursachen dieses Problems angesehen [4]. Zudem tragen
Patienten (bei Kindern deren Eltern) mit unangebrachten Therapieforderungen
zur mißbräuchlichen Verwendung von Antibiotika bei [5]. Die WHO
empfahl bereits 1988 "mit Nachdruck" allen Ländern, für die Entwicklung
nationaler Antibiotikaleitlinien Sorge zu tragen [6].
Lösungsansätze zur Hintanhaltung der
Resistenzproblematik müssen neben Bemühungen im niedergelassenen
Bereich und im Krankenhaus auch Bemühungen im Veterinärbereich inkludieren.
Vor allem der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer
in der Tierzucht - in Europa mindestens 15% der gesamten Antibiotikamenge
- wird derzeit kritisch hinterfragt und EU-weit neu reglementiert
[7, 8].
Bestrebungen, die Resistenzentwicklung
durch vernünftigen Antibiotikaeinsatz im niedergelassenen Bereich
hintanzuhalten, finden sich im In- und Ausland [9, 10, 11]. Der
kausale Zusammenhang von Antibiotikaeinsatz und Resistenzentstehung
bei Bakterien läßt sich für Infektionen bei Patienten niedergelassener
Ärzte sowie auch für nosokomiale Infektionen (im Krankenhaus erworbene
Infektionen) belegen [12, 13, 14, 15].
Die Bemühungen im niedergelassenen
Bereich richten sich vor allem auf den Verzicht von Antibiotikaeinsatz
bei der Behandlung simpler viraler Infekte (viral bedingte "Verkühlungen",
"Husten", "Halsweh"). Abbildung 1 gibt die diesbezüglichen Empfehlungen
einer britischen Arbeitsgruppe wieder [10]. Der bestehende Mangel
an verläßlichen diagnostischen Tests erschwert dem Arzt in vielen
Fällen eine klare Differenzierung behandlungsbedürftiger Infektionen
von solchen, die keiner antimikrobiellen Therapie bedürfen. Daraus
resultieren unnötiger Antibiotikaeinsatz und bevorzugte Verwendung
von Substanzen mit extrem breitem Wirkspektrum: beides Faktoren,
die aufgrund des immanenten Selektionsdrucks die Entwicklung von
Antibiotikaresistenzen fördern.
Abbildung 1: Empfehlungen
des "Report on Antimicrobial Resistance in Relation to Clinical
Prescribing (Path of Least Resistance )" [London, 1998] des
Department of Health's Standing Medical Advisory Committee.
" Vier
Maßnahmen, mit denen Sie entscheidend beitragen können"
- Kein Verschreiben von
Antibiotika für banale Husten und grippale Infekte
- Kein Verschreiben von
Antibiotika für viral bedingtes Halsweh
- Limitierung der Antibiotikatherapie
bei unkomplizierter Zystitis (bei Frauen ohne sonstige
Erkrankungen) auf 3 Tage
- Limitierung von Antibiotikaverschreibungen
ohne direkten Patientenkontakt auf wenige Sonderfälle
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In Krankenanstalten, und hier vor
allem auf den Intensivstationen, stellen multiresistente Krankenhauskeime
ein alltägliches Problem dar. Angesichts beschränkter Neuentwicklungen
durch Pharmafirmen birgt diese Entwicklung aufgrund der theoretischen
Möglichkeit des Transfers von Resistenzgenen von fakultativ pathogenen
Keimen aufhochvirulente klassische Krankheitserreger (z. B. vom
relativ harmlosen vancomycinresistenten Enterococcus faecium
auf einen epidemischen Staphylococcus aureus-Stamm) ein ernstzunehmendes
Bedrohungspotential. Abbildung 2 gibt zehn von einer amerikanischen
Expertengruppe formulierte strategische Ziele zur Prävention und
Hintanhaltung des Auftretens und der Verbreitung von resistenten
Mikroorganismen im Krankenhaus wieder [16].
Abbildung 2: Empfehlungen
(strategische Ziele) des Workshops "Antimicrobial Resistance
in Hospitals: Strategies to Improve Antimicrobial Use and
Prevent Nosocomial Transmission of Antimicrobial-Resistant
Microorganisms" (Atlanta, 1994], nach Goldmann et al.
Strategische
Ziele zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes
- Optimierung der perioperativen
Prophylaxe
- Optimierung von Auswahl
und Dauer der Antibiotikagabe bei kalkulierter Therapie
- Verbesserung der Verschreibungsgewohnheiten
mittels administrativer und erzieherischer Maßnahmen
- Laborüberwachung der
Resistenzsituation mit "Feedback" an die Verschreiber
- Erarbeitung und Implementierung
von Richtlinien betreffend wichtiger Antibiotikaanwendungen
Strategische
Ziele zur Hintanhaltung der Übertragung von multiresistenten
Erregern
- Entwicklung eines Systems
für die Erkennung und den Nachweis von antimikrobiellen
Resistenzen in einer Institution
- Entwicklung eines Systems
für den schnellen Nachweis resistenter Erreger
in individuellen Patienten
- Verbesserung der Einhaltung
von Hygienemaßnahmen
- Erklärung des Kampfes
gegen antimikrobielle Resistenzen zum strategischen
Ziel Ihrer Institution
- Entwicklung eines Plans
für die Identifizierung (Überstellung, Wiederaufnahme)
von mit multiresistenten Erregern kolonisierten Patienten
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Ziele und Inhalte des ABS-Projekts
Im Auftrag des Bundesministeriums
für Arbeit, Gesundheit und Soziales wurde das ABS-Projekt auf Grundlage
einer umfangreichen Konzeption im Februar 1998 gestartet. Der Projektabschluß
ist mit Dezember 1999 geplant. Folgende Ziele werden im ABS-Projekt
verfolgt:
- Erfassung und Weiterentwicklung
der "Antibiotika-Kultur" in österreichischen Krankenanstalten
- Optimierung der Patientenbehandlung
in Antibiotika-Prophylaxe und Antibiotika-Therapie
- Steigerung der Effizienz des Antibiotika-Einsatzes
- Reduktion der Antibiotika-Resistenzen
und Kostenreduktion beim Antibiotika-Einsatz
Inhaltliche Schwerpunkte des ABS-Projekts
sind
- die Evaluierung der "Antibiotika-Kultur"
österreichischer Krankenanstalten,
- die Erstellung von Leitlinien zur
Weiterentwicklung dieser "Antibiotika-Kultur",
- die Kommunikation der Leitlinien
in österreichischen Krankenanstalten sowie
- die Umsetzung dieser Leitlinien
in kooperierenden Krankenanstalten.
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Antibiotika-Strategien
Zur Weiterentwicklung der Antibiotika-Kultur
empfiehlt das ABS-Projektteam Krankenanstalten, gleichzeitig folgende
Strategien zu verfolgen:
- durch entsprechende Personalentwicklungsmaßnahmen
das Wissen des Personals der Krankenanstalten bezüglich des effizienten
Antibiotika-Einsatzes weiterzuentwickeln,
- durch Organisationsentwicklungsmaßnahmen
die Voraussetzungen zu schaffen, die notwendig sind, damit das
Personal der Krankenanstalten das erworbene Wissen auch umsetzen
kann, und
- durch entsprechende Patienteninformationen
die notwendige Kooperation mit den Patienten in der Antibiotika-bezogenen
Patientenbehandlung zu sichern.
Als Anreiz für die Ärzteschaft und
das Pflegepersonal sollte sichergestellt werden, daß die durch einen
effizienteren Antibiotika-Einsatz erzielbaren Einsparungen zum Teil
für die Weiterentwicklung des Personals und der Organisation der
Krankenanstalten verwendet werden.
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Ziele und Inhalte der "Leitlinien"
Zielsetzung der im Rahmen des ABS-Projekts
erstellten "Leitlinien zur Weiterentwicklung der Antibiotika-Kultur
in Krankenanstalten" ist es, österreichischen Krankenanstalten eine
Arbeitshilfe zur Weiterentwicklung der Antibiotika-Kultur zur Verfügung
zu stellen. Es wird erwartet, daß dadurch Initiativen und Projekte
zur Optimierung des Antibiotika-Einsatzes entstehen. Weiters stellen
die Leitlinien im Rahmen des ABS-Projekts die Grundlage für Präsentationsveranstaltungen
und direkte Dienstleistungen in kooperierenden Krankenanstalten
dar.
Die Leitlinien beziehen sich ausschließlich
auf Krankenanstalten und betrachten den niedergelassenen Bereich
nicht. Auch Zusammenhänge zum Antibiotika-Einsatz in der Veterinärmedizin
werden nicht betrachtet. Die Leitlinien beinhalten im Kapitel "Bedeutung
des effizienten Antibiotika-Einsatzes" eine Darstellung der internationalen
Bedeutung des Antibiotika-Themas und eine Zusammenfassung der Ergebnisse
einer Fragebogenaktion zur Antibiotika-Kultur in österreichischen
Krankenanstalten.
Im Kapitel "Antibiotika-Organisation"
werden konkrete Vorschläge zur Antibiotika-bezogenen Gestaltung
der Aufbau- und Ablauforganisation gemacht. Dazu werden einerseits
neue Hilfsmittel (z.B. Antibiotika-spezifische Stellenbeschreibungen)
vorgeschlagen und andererseits werden Muster von Formblättern (z.B.
Infektionserfassungsbogen) und ablauforganisatorischen Hilfsmitteln
(z.B. Antibiotika-Therapierichtlinien einer Abteilung) dargestellt.
In Abbildung 3 wird als Beispiel die Stelle einer/s Antibiotika-Beauftragten
beschrieben.
Abbildung 3: Rollenbeschreibung
Antibiotika-Beauftragte/r
Ziele |
- Kontinuierliche
Weiterentwicklung der Antibiotika-Kultur in
der Krankenanstalt
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Organisatorische
Stellung |
- Berichtet dem/der
ärztlichen Direktor/in
- Ist Mitglied der
Arzneimittelkommission, des Antibiotika-Gremiums
und nimmt an Antibiotika-Abteilungssitzungen
teil
- Koordiniert die
abteilungsinternen Antibiotika-Ansprechpartner/innen
- Ist Konsiliararzt/in
bzw. Berater/in in Antibiotika-Fragen
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Aufgaben |
- Zentrale/r Ansprechpartner/in
in Antibiotika-Fragen in der Krankenanstalt
- Erstellt krankenanstaltsspezifische
Antibiotika-Therapierichtlinien und koordiniert
die Erstellung abteilungsspezifischer Antibiotika-Therapierichtlinien
- Adaptiert die
krankenanstaltsspezifischen Therapierichtlinien
in Abhängigkeit von aktuellen Resistenzdaten
und Verbrauchsstatistiken
- Erstellt und adaptiert
die krankenanstaltsspezifische Antibiotika-Liste
gemeinsam mit dem/r Antibiotika-Apotheker/in
- Entwickelt ablauforganisatorische
Hilfsmittel für den Antibiotika-Einsatz
- Erstellt und wartet
die Antibiotika-Mappe für die Krankenanstalt
- Organisiert Antibiotika-Informationsveranstaltungen
und Antibiotika-Schulungen
- Stimmt mit dem/r
Antibiotika-spezialisierten Apotheker/in die
Antibiotika-Beschaffung in Problemfallen ab
- Bringt Antibiotikathemen
in die Arzneimittelkommission ein
- Berät patientenbezogen
in Antibiotika-Fragen
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Formale
Kompetenzen |
- Erstellung von
Antibiotika-Therapierichtlinien, Antibiotika-Listen,
ablauforganisatorischen Hilfsmitteln für Antibiotika-Einsatz
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Qualifikationen |
- Mindestens 6 Jahre
ärztliche Berufstätigkeit
- Besondere Qualifikation
im Bereich Infektiologie, Kommunikation, Management,
EDV
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Im Kapitel "Antibiotika-Therapien"
werden, nach Indikationen strukturiert, generelle Antibiotika-Therapieempfehlungen
gegeben.
Die in den "Leitlinien" formulierten
Therapieempfehlungen können unter Berücksichtigung der krankenanstalts-
bzw. abteilungsspezifischen Bedingungen zur Entwicklung spezifischer
Antibiotika-Richtlinien verwendet werden.
Im Kapitel "Antibiotika-Listen" finden
sich Vorschläge zur Strukturierung von krankenanstaltsspezifischen
Antibiotika-Listen. Diese können auf der Grundlage einer im Anhang
dargestellten generellen Antibiotika-Liste entwickelt werden.
Im Kapitel "Infektionsdiagnostik und
Resistenzüberwachung" wird für entsprechende diagnostische
Vorkehrungen zur Sicherung einer effizienten Antibiotika-Therapie
plädiert. Diesbezügliche Maßnahmen und Hilfsmittel werden vorgestellt.
Es bedarf der kollektiven Bemühungen von staatlichen Einrichtungen,
der pharmazeutischen Industrie, den Krankenhausträgern, sowie von
Ärzten und Patienten, um durch die Umsetzung nationaler Antibiotikastrategien
auch hinkünftig die Verfügbarkeit wirksamer Antibiotika sicherzustellen.
Koordinierte Maßnahmen zur Hintanhaltung der Verbreitung antimikrobieller
Resistenzen benötigen zudem funktionierende Surveillance-Systeme.
Nur mittels Überwachungssystemen ist es möglich zu beurteilen, wie
lokale und globale Resistenzsituationen auf geänderten Antibiotikaeinsatz
und neue Infektionskontrollmaßnahmen reagieren. Effiziente EDV-Unterstützung
ist in der mikrobiologischen Labordiagnostik einerseits Voraussetzung
für rasche Befundübermittlung, andererseits Basis für die Erstellung
von epidemiologischen Übersichten über Erreger und Resistenzen.
In den "Leitlinien" wird EDV-Unterstützung der mikrobiologischen
Labordiagnostik als "unverzichtbar" beurteilt.
Im abschließenden Kapitel "Antibiotika-Informationswesen"
werden Möglichkeiten der krankenanstalts- bzw. abteilungsbezogenen
Vermittlung von Antibiotika-Informationen, wie z.B. durch Antibiotika-Informationsveranstaltungen
oder ABS-Beratungen, dargestellt sowie relevante Informationsquellen
(Antibiotika-Literatur und Antibiotika-relevante Internet-Adressen)
beschrieben.
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Umsetzung der "Leitlinien" in
Österreichischen Krankenanstalten
Seit mehr als 2 Jahrzehnten sucht
man nach Strategien zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes irn
Krankenhaus [17]. Maßnahmen wie die Einführung einer Rotation in
der Anwendung von Antibiotikagruppen, Einschränkungen in der Benutzung
von bestimmten Antibiotika durch Rechtfertigungspflicht gegenüber
der Apotheke und Ausschluß von gewissen Antibiotika aus der Spitalsliste
wurden mit unterschiedlichen Erfolgen implementiert [18, 19, 20].
Letztendlich obliegt es der einzelnen Abteilung und dem einzelnen
Krankenhaus, das spezifische Kosten/Nutzen-Verhältnis der verschiedenen
Strategien zur Kontrolle des Antibiotikaeinsatzes zu analysieren
und die hausinterne Vorgangsweise festzulegen. Einfache, übertragbare
Patentlösungen kann es hierbei nicht geben. Die Notwendigkeit von
Kontrollmaßnahmen bezüglich der Anwendung von Antibiotika ist zudem
nicht unumstritten. G. Scott vom Department für klinische Mikrobiologie
des University College Hospital in London bezeichnet z.B. Richtlinien
zum Antibiotikagebrauch als "banales, didaktisches Set von diskutablen
Weisungen, die viele Arbeitsstunden kosten und trotzdem nur einen
kaum meßbaren Effekt auf die Verschreibungspraxis haben" [21].
Mit der Annahme der Resolution "Emerging
and other communicable diseases: antimicrobial resistance" durch
die 51. World Health Assembly am 16. Mai 1998 wurde jedoch die Wichtigkeit
von weitreichenden Bemühungen zur Hintanhaltung der Resistenzentwicklung
bei Bakterien eindrucksvoll unterstrichen [22].
Das Buch "Leitlinien zur Weiterentwicklung
der Antibiotika-Kultur in Krankenanstalten" bietet Anregung für
und Hilfestellung bei der Durchführung von krankenanstaltsbezogenen
Projekten zur Optimierung der Antibiotika-Kultur. Diese "Leitlinien"
wurden einerseits allen österreichischen Krankenanstalten vom Bundesministerium
für Arbeit, Gesundheit und Soziales zur Verfügung gestellt und stellen
andererseits die Grundlage für folgende im Rahmen des ABS-Projekts
organisierte Dienstleistungen für österreichische Krankenanstalten
dar:
- Erstellung der ABS-Homepage
- Durchführung der ABS-Roadshow
- Durchführung von ABS-Workshops und
- Durchführung von ABS-Umsetzungsberatungen
Die ABS-Homepage (http:/
/www.bmags.gv.at/bmags/abs.htm) soll als Kommunikationsinstrument
in ABS-Belangen während und nach dem ABS-Projekt genutzt werden.
Einerseits werden Informationen über die Inhalte der Leitlinien
zur Verfügung gestellt, andererseits soll ein Netzwerk von ABS-Experten
durch die Homepage entwickelt werden. Es wird in regelmäßigen Abständen
ein Update der Homepage erfolgen.
Ziel der ABS-Roadshow ist es, in Präsentationsveranstaltungen
in allen österreichischen Bundesländern Strategien und Maßnahmen
zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes in Krankenanstalten zu
präsentieren, Empfehlungen zur Umsetzung der "Leitlinien" zu geben
und über konkrete Umsetzungserfahrungen zu berichten. Zu diesen
Veranstaltungen werden jeweils alle Krankenanstalten eines Bundeslandes
eingeladen.
Ziel der ABS-Workshops ist es, für
jeweils eine Krankenanstalt spezifische Informationen zur Optimierung
des Antibiotikaeinsatzes bereitzustellen, konkrete Umsetzungsempfehlungen
zu geben und eventuell die jeweiligen Umsetzungsmaßnahmen zu reflektieren.
Ziel der ABS-Umsetzungsberatungen ist es, für jeweils eine Krankenanstalt
die Entwicklung einer Antibiotika-Organisation, die Erstellung einer
krankenanstaltsspezifischen Antibiotikaliste, die Entwicklung von
Antibiotika-Therapierichtlinien sowie die Schaffung eines Antibiotika-Informationswesens
beraterisch durch ABS- Experten zu unterstützen.
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Schlußwort
Österreich ist bislang von Problemen
mit therapieresistenten Mikroorganismen weitgehend verschont geblieben.
Gerade deshalb sollte jeder behandelnde Arzt sich bewußt sein, daß
er mit dem Einsatz von Antibiotika immer auch die generelle Resistenzsituation
mitbeeinflußt und damit Mitverantwortung für die Erhaltung der Möglichkeiten
zur Behandlung künftiger Infektionen trägt. Das ABS-Projekt soll
durch die Erarbeitung von Strategien und die Empfehlung von Maßnahmen
zu einer Optimierung des Antibiotikaeinsatzes in Österreichischen
Krankenanstalten beitragen und somit der weiteren Sicherung der
hohen Versorgungsqualität der Bevölkerung dienen.
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Literatur:
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zur Weiterentwicklung der Antibiotika-Kultur in Krankenanstalten."
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Anschrift
des Verfassers:
Univ.-Prof. Dr. F. Allerberger
Bundesstaatliche bakt.-serol. Untersuchungsanstalt Innsbruck
A-6020 Innsbruck, Schöpfstraße 41 |
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