Wenn Prof. DDr. Spitzy in der vorliegenden
Ausgabe des ANTIBIOTIKA MONITOR die schwierige Aufgabe auf sich
nimmt, über "ethische Probleme in der Chemotherapie" zu sprechen,
ist er wie kein zweiter dazu prädestiniert.
Er spannt den Bogen von einem Teil
der Chemotherapie (Zytostatische Chemotherapie), der von der Seite
des Patienten besonderes Vertrauen zum behandelnden Arzt und auch
intensive Mitarbeit voraussetzt, um Erfolg zu erzielen (wie Spitzy
betont, aber selten gegeben ist), bis hin zur antimikrobiellen Chemotherapie,
wo die ethischen Probleme als vergleichbar gering anzusehen sind,
wenngleich Behandlungsprobleme speziell im Krankenhaus (Mehrfachresistenzen
von Bakterien) durch vielleicht unbekümmerten Umgang mit den antibiotischen
Substanzen immer wieder auftreten. Hier spricht Spitzy von der Ethik
der Chemotherapie allgemein, die über den patientenbezogenen Einzelfall
weit hinausgeht und der sich niemand, der mit Antibiotika zu tun
hat (auch Mitarbeiter der Pharmaindustrie), entziehen kann.
Spitzy tritt mit seinem Beitrag der
unerfreulichen Mode entgegen, unbekümmert zu philosophieren.
So besteht doch kein Zweifel, daß
es heute weniger denn je möglich ist, ohne tiefgreifende, fachwissenschaftliche
Kenntnisse fruchtbringene philosophische Denkarbeit zu leisten.
Bei genauer Durchsicht der vorliegenden Publikation fühlt man durchaus
kritische Ansätze zum gegenwärtigen medizinischen Verständnis.
Spitzy zeigt den Lesern verschiedene
Lösungsansätze, die nicht nur die kommunikative Verbindung
zwischen Arzt und Patient verbessern. In seinem Artikel fordert
er geradezu dialogisches Denken in der Arzt/Patient-Beziehung, um
daraus auch eine erstrebenswerte und deutlich positive ärztliche
Zukunft zu entwerfen. Die Bewußtmachung von Verantwortung aller,
die mit Antibiotika zu tun haben, wird im Beitrag von Prof. Allerberger
deutlich zum Ausdruck gebracht.
Weltweit steigende Resistenzen erfordern
eine neue "Therapeutische Hygiene" in der Antibiotika-Therapie.
Klar wird aufgezeigt, daß nur vorbeugende
Arbeiten die Erhaltung der Antibiotika-Wirksamkeit garantieren,
gleichzeitig aber allgemein gültige Grundsätze der antibiotischen
Chemotherapie nicht wegen kurzfristiger und/oder vordergründiger
Vorteile über Bord geworfen werden dürfen.
Österreich ist bislang von Problemen
mit multiresistenen Mikroorganismen bis hin zu therapieresistenten
Mikroorganismen weitgehend verschont geblieben.
Maßnahmen, Strategien mit dem Ziel
zur Optimierung des Antibiotika-Einsatzes werden vorgestellt, auf
den Einsatz von modernster Kommunikationstechnik (Internet) wird
hingewiesen.
Alle Empfehlungen sollen schlußendlich
die hohe Qualität der Versorgung mit wirksamen Antibiotika in Österreich
dienen.
Albert Schifer, Biochemie
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