Laudationes

Im Heft des ANTIBIOTIKA MONITORS V; 5/6 1989, finden sich zwei Laudationes prominenter Vertreter der Chemotherapie, Univ.-Prof. Dr. Gerhart Hitzenberger und Univ.-Prof. Dr. Hannes Pichler. Sie feierten damals ihren 60sten, respektive 50sten Geburtstag. Es sind schon wieder 10 Jahre vergangen, in denen die Beiden nicht untätig geblieben sind und weiter zu den Fortschritten der modernen Medizin und deren Verbreitung in Wort und Schrift erfolgreich beigetragen haben.

 

Gerhart Hitzenberger

Gerhart Hitzenherger (geb. in Wien am 10.12.1929) wurde zwar dem Fach der Chemotherapie weitgehend untreu und wandte sich der Kardiologie und Kreislaufforschung zu, ließ aber in seine Arbeiten vor allem seine pharmakokinetischen Erfahrungen in zahlreiche seiner Publikationen einfließen. Klinische Pharmakologie war und ist ganz allgemein nach wie vor sein Anliegen.

Als Mitarbeiter am " Wörterbuch der Arzneimitteltherapie" (1985) und am Buch "Österreichische Arzneiverordnungen"i (1985) trug er maßgeblich dazu bei, daß in Österreich eine rationale Therapie gewährleistet wird, was sich beispielsweise in einer vernünftigen Chemotherapie auswirkt und eine international anerkannte sehr geringe Ausbreitung von bakteriellen Resistenzen in unserem Lande zur Folge hat.

Da Hitzenberger von 1984 bis 1995 als Vorsitzender des Fachbeirates für Arzneimittelwesen beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger tätig war, konnte er seine experimentellen Erfahrungen und theoretischen Überlegungen in die Praxis umsetzen.

Als Gründungs- und Vorstandsmitglied der "Deutschen Gesellschaft für klinische Pharmakologie und Therapie" konnte er seit 1990 seinen Einfluß weit über die Grenzen Österreichs hinaus erweitern.

Hitzenbergers Fähigkeiten zeigen sich neben seiner hervorragenden fachlichen Kompetenz auch auf den Gebieten Organisation und Publizistik als Chefredakteur, Mitherausgeber und Mitglied von Editorial Boards in zahlreichen in- und ausländischen Zeitschriften, so im "International Journal of Clinical Pharmacology, Therapy and Toxicology" (seit 1989), im "European Journal of Clinical Pharmacology" (1974-1988) und als Chefredakteur der " Wiener Medizinischen Wochenschrift" (seit 1982).

Ebenso fungiert er sehr erfolgreich als Mitherausgeber zahlreicher Bände, von denen das umfangreiche Handbuch "Klinische Pharmakologie und Pharmakotherapie ", "Beurteilungkriterien für Chemotherapeutika ", "Betarezeptorenblockade " und "Individuelle Hochdrucktherapie " genannt seien. Besonders das letzte Werk über die individuelle Anpassung einer Therapie entspricht dem so wichtigen Trend, nicht allein auf statistische Daten zu achten, sondern die Therapie in Medikamentenauswahl und Dosierung statt auf ein Kollektiv auf die Einzelperson auszurichten. Damit wird Hitzenberger zu einem Vorläufer einer erstrebenswerten "prädiktiven Therapie".

Die Erreichung des 70sten Lebensjahres ist für Hitzenberger sicher kein Anlaß, seine fruchtbare Tätigkeit einzustellen. Vollfit führt er das vom ihm gegründete Institut, das sich mit der Betreuung von Hochdruckkranken beschäftigt, und man kann nur jedem Menschen, dessen Blutdruck erhöht ist, raten, sich an seine Institution zu wenden. Im Sinne der "Prädiktion" kann er damit rechnen, daß er als Person individuell "von Angesicht zu Angesicht" als "Mensch" beraten und gegebenenfalls behandelt wird. Denn gerade darin liegen die menschlich-kultivierten Fähigkeiten dieses vorbildlichen Arztes.

Ad multos annos, lieber Gerhart, in Gesundheit und Erfolg Dein alter Mitstreiter

Karl H. Spitzy

 

Hannes Pichler

Hannes Pichler (geb. in Wien am 15.12.1939) blieb seinem Fach treu und hat mit der Übernahme der Leitung als Primarius der größten Abteilung für Infektionen in Österreich am Kaiser-Franz-Joseph-Spital der Stadt Wien seit 1979 seine langjährigen klinischen Erfahrungen in besonderer Weise in die Praxis umsetzen können. Insbesonders kommt ihm sein Aufenthalt in Afrika als Abteilungsleiter am Department of Medicine an der Ahmuda Bello University in Zaira, Nigeria Ende der 70er Jahre dabei zugute, auch hier in unserem Lande seltene Infektionskrankheiten rasch und verläßlich zu diagnostizieren und einer wirksamen rationellen Therapie zuführen zu können. Bestätigt und verbrieft wurden ihm diese außerordentlichen Kenntnisse durch die Erlangung des Titels eines Zusatzfacharztes für Tropenmedizin im Jahre 1994.

Sein besonderes Interesse galt von Anfang an den intestinalen Infektionen, und die Mehrzahl seiner 135 wissenschaftlichen Publikationen und seiner 13 Buchbeiträge galten dieser Thematik. Rege Vortragstätigkeit vor Arzten und Studenten, auch Auftritte im Fernsehen, zeugen von seiner Gabe, kompliziertere Zusammenhänge einfach und verständlich darzustellen. Das befähigt ihn zum guten Lehrer, und er trägt mit Fug und Recht seit 1978 den Titel Außerordenlicher Universitätsprofessor.

Hannes Pichler war von 1967 bis 1979 mein engster Mitarbeiter an der späteren Universitätsklinik für Chemotherapie an der Universität Wien. Er hat sich hier besonders durch seine Führungsqualitäten, seine selbständigen Entscheidungen und seine vorbildliche Patientenbetreuung bewährt. Wissenschaftlich konnte er sich ein besonderes internationales Ansehen erwerben. Dieses drückte sich in seiner Wahl zum Präsidenten der International Society for Infection Diseases in den Jahren 1992-1994, zum Vorstandsmitglied in der Paul-Ehrlich-Gesellschaft und führenden Positionen in anderen nationalen und internationalen Gremien aus.

Patientinnen und Patienten schätzen Hannes Pichler als besonders liebenswürdigen und sorgsamen Arzt, seine Mitarbeiter sehen ihn als entscheidungsfreudigen Freund und achtunsgebietenden Vorgesetzten. Die Interessen und Notwendigkeiten seiner Abteilung vertritt er unerbittlich und erfolgreich.

Er kann mit seinen in jugendlicher Frische erreichten sechzig Jahren auf ein erfolgreiches und allseits geachtetes Lebenswerk zurück- und vorausblicken. Möglichst viele dankbare Blicke seiner von ihm betreuten Kranken seien ihm ein wohlverdienter Lohn.

Das wünscht sein alter Chef von ganzem Herzen.

In freundschaftlicher Verbundenheit

Karl H. Spitzy

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